Download PDF-Version

Aktuelle Ausgabe 05SO/2023

Ausgaben

Sonderausgaben

Themen

Abonnement

Impressum

Datenschutzerklärung

Cookie-Einstellungen

Sonderausgabe - Ackerbohnen, Körnererbsen, Sojabohnen: Züchtung, Anbau, Verwertung, Vermarktung
  • Die Zahl der Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, steigt und bringt Bewegung in das Angebot im Lebensmittelhandel.  Petra Zerhusen-Blecher und Prof. Dr. Tanja Schäfer (FH Soest) geben einen Überblick über diesen boomenden Markt.
  • Der Anbau von Erbsen, Bohnen und Lupinen wächst. Entscheidend ist die lukrative Vermarktung. Wie vielfältig die Absatzwege für die pflanzlichen Proteinlieferanten sind, zeigt unsere Analyse.
  • Wie können die Fruchtfolgen gesund und ökonomisch erfolgreich bleiben, wenn Herbizidresistenzen zunehmen, der veränderte Zuckermarkt den Rübenanbau durcheinanderwirbelt, die Kosten für Betriebsmittel deutlich steigen, die Witterung unberechenbarer wird und die Agrarmärkte, ausgelöst durch den Schwarzmeerkonflikt, zunehmend volatiler werden? Die Fruchtfolgen an den  aktuellen Marktpreisen zu orientieren, wäre auf kurze Sicht zwar wirtschaftlich interessant. Aus Gründen der Pflanzengesundheit, der Klimaänderung mit unvorhersehbaren Nässe- und Trockenperioden und nicht zuletzt der ökonomischen Sicherheit ist eine genetisch breite Fruchtarten- und Sortenvielfalt jedoch sinnvoll. In diesem Zusammenhang steigt auch das Bewusstsein für die Vorteile der Körnerleguminosen wie Ackerbohne, Erbse, Soja, Lupine, Kichererbse und Linse. Aber rechnen sich diese Kulturen wirklich?
  • Die Fähigkeit von Körnerleguminosen, mit Rhizobien unter Bildung von Wurzelknöllchen eine Symbiose einzugehen und darüber für einen Stickstoffeintrag zu sorgen, ist hinlänglich bekannt. Weniger bekannt sind weitere zum Teil sehr komplexe Beziehungen der Leguminosen zu anderen Bakterienarten, aber auch zu Pilzen. So sorgen Leguminosen für eine Aktivierung des Bodenlebens – eine wertvolle Funktion, von der die gesamte Fruchtfolge profitiert. Prof. Christel Baum von der Universität Rostock gibt einen Einblick.
  • Werden im Bioanbau Leguminosen in Reinkultur angebaut, besteht ein hohes Produktionsrisiko, denn die Erträge schwanken sehr stark. Zudem sind alle Körnerleguminosen relativ konkurrenzschwach gegen unerwünschte Beipflanzen bzw. neigen im Reinanbau zu Lager. Eine Alternative ist der Anbau von Gemengen – bei dem es einiges zu beachten gilt.
  • Aller Züchtung vorangestellt sind die Ansprüche, die von der Praxis an eine Sorte gestellt werden: Besonders bei Ackerbohnen, aber auch bei Körnererbsen sind dies seit Jahrzehnten ein hoher und mehrjährig stabiler Kornertrag sowie ein leicht zu führender und zu erntender Bestand. Fast alle weiteren Zuchtziele lassen sich daraus ableiten. Dr. Gregor Welna gibt einen Überblick über die aktuelle Ackerbohnenzüchtung bei der Norddeutschen Pflanzenzucht.
  • Eine längere Vegetationszeit wirkt sich speziell bei Sommerungen positiv auf den Ertrag aus. Bei Ackerbohnen und Körnererbsen muss dies aber nicht unter allen Umständen zutreffen: Welche Auswirkungen Boden, Witterung, Saatzeit und Saatstärkebei Ackerbohnen und Körnererbsen auf den Kornertrag haben, beschreiben Dr. Gregor Welna, Barbara Seidel und Silke van het Loo, Norddeutsche Pflanzenzucht.
  • Der ökologische Landbau schätzt die Ackerbohne als wertvolles Eiweißfuttermittel und natürlich auch deren Fähigkeit zur N-Fixierung. Die Wirtschaftlichkeit der Ackerbohnen wird sich mit steigender Marktnachfrage nach pflanzlichen Proteinen und neuen Märkten für bitterstoffarme Sorten weiter verbessern.
  • Ackerbohnen stellen nur sehr geringe Ansprüche an die Bodenbearbeitung und Aussaat. Für eine kostengünstige Produktion sollten die Potenziale dieser Kultur genutzt werden. Der vom ehemaligen technischen Versuchsgutleiter* verfasste Beitrag wurde nun von Prof. Dr. Tanja Schäfer und B. Sc. Steffen Hünnies von der FH Südwestfalen, Agrarwirtschaft Soest überarbeitet.
  • Ackerbohnen und Co. bereichern die Fruchtfolge, und die Vermarktungsmöglichkeiten für Leguminosen werden aufgrund der Nachfrage nach heimischem Eiweiß immer vielseitiger. Dies kommt besonders der Ackerbohne zugute. Um ausreichend hohe Erträge zu erreichen, müssen der Besatz an Ungräsern und -kräutern gering gehalten und mit gezielten Pflanzenschutzmaßnahmen Beeinträchtigungen durch Krankheiten und Schädlinge minimiert werden. Manja Landschreiber von der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein gibt eine Übersicht über wirkungsvolle Maßnahmen im konventionellen Landbau.
  • Die Eiweißversorgung der Nutztiere steht seit einiger Zeit im Fokus der gesellschaftlichen Diskussion. Die zunehmende Forderung des Lebensmitteleinzelhandels nach einer GVOfreien Fütterung und dem Verzicht auf Sojaimporte macht das Aufspüren geeigneter Eiweißalternativen zu einem zentralen Thema der Tierernährung. Mit den Körnerleguminosen (Erbsen, Ackerbohnen, Süßlupinen, Sojabohnen) stehen GVO-freie Eiweißfuttermittel aus heimischem Anbau zur Verfügung. Prof. Dr. Gerhard Bellof, Hochschule Weihenstephan- Triesdorf, stellt für Ackerbohnen die futterwertkundlichen Eigenschaften und die Einsatzmöglichkeiten in der Nutztierfütterung dar.
  • Ackerbohnen stellen ein interessantes Proteinfuttermittel für Nutztiere dar. Der Forschungsverbund „Abo-Vici“ hat Ackerbohnen aus vielseitigen Blickwinkeln untersucht, um Möglichkeiten des Einsatzes dieser Kultur für Legehennen-Futter besser zu verstehen. Dr. Wolfgang Siegert von der Universität Hohenheim stellt die Kernergebnisse zweier Projektpartner hier dar.
  • Noch vor einem Jahrzehnt scheiterte der Anbau von Ackerbohnen auf norddeutschen landwirtschaftlichen Betrieben oft an den unzureichenden Vermarktungsstrukturen. Die FAVA-TRADING, Zweigniederlassung der RAISA eG, ist die Antwort von Landwirten und einer Primärgenossenschaft auf diese Vermarktungslücke.
  • Ackerbaulich wird die Erbse vor allem wegen ihrer Fähigkeit zur Stickstoffbindung und der Verbesserung der Bodenstruktur geschätzt, die Lebensmittelindustrie setzt sie vor allem wegen des hochwertigen, gluten- und gentechnikfreien Eiweißes ein und von der Politik wird die Leguminose auch wegen ihres Beitrages zur Erzeugung heimischen Rohproteins gefördert. Für den europäischen Erbsenzüchter Norddeutsche Pflanzenzucht und seine Partner zahlt es sich jetzt aus, dass sie immer an diese Kultur geglaubt haben – auch wenn europaweit das Interesse der Landwirtschaft zwischenzeitlich dramatisch gesunken war.
  • Der Anbau von Körnererbsen stellt hohe Ansprüche an den Boden und seine Bearbeitung. Für den erfolgreichen Körnererbsenanbau gilt: Je sorgfältiger Bodenbearbeitung und Aussaat durchgeführt werden, umso sicherer und höher sind Pflanzenaufgang und Ertrag.
  • Körnererbsen können im ökologischen Landbau eine wichtige Kultur in der Fruchtfolge der Betriebe sein. Für vieharme Betriebe steht eine vermarktungsfähige Leguminose zur Verfügung, die Luftstickstoff bindet und in die Fruchtfolge einbringt und darüber hinaus Bodengare und Humusbildung fördert. Für Betriebe mit Wiederkäuern liefern Körnererbsen ein wertvolles Futtermittel zur innerbetrieblichen Verwertung. Zudem erfüllt sie als heimische Leguminose auch die gesellschaftliche Forderung nach mehr regional produziertem Eiweiß.
  • … und auch noch die Ökonomie stimmt, sollte man sowohl die Biologie relevanter Krankheiten und Schädlinge als auch die zugelassenen Pflanzenschutzmittel und deren Wirkung gut kennen. Genauso wichtig ist ein gutes Herbizidmanagement, um die Bestände weitgehend unkrautfrei zu halten. Kerstin Fischer und Lea Peters, beide N.U. Agrar GmbH, geben einen Überblick.
  • Die Eiweißversorgung der Nutztiere steht seit einiger Zeit im Fokus der gesellschaftlichen Diskussion. Die zunehmende Forderung des Lebensmitteleinzelhandels nach einer GVO-freien Fütterung und dem Verzicht auf Sojaimporte macht das Aufspüren geeigneter Eiweißalternativen zu einem zentralen Thema der Tierernährung. Mit den Körnerleguminosen (Erbsen, Ackerbohnen, Süßlupinen, Sojabohnen) stehen GVO-freie Eiweißfuttermittel aus heimischem Anbau zur Verfügung. Prof. Dr. Gerhard Bellof, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, stellt für Erbsen die futterwertkundlichen Eigenschaften und die Einsatzmöglichkeiten in der Nutztierfütterung dar. Seinen Beitrag zu Ackerbohnen finden Sie auf Seite 44 ff und den zu Soja auf Seite 90 ff.
  • Auf dem nordbayerischen Betrieb Brunner wird seit 15 Jahren Importsoja in der Rinderfütterung vollständig durch andere Grobleguminosen ersetzt. Warum sich die Futtererbse gegenüber Acker- und Sojabohne durchgesetzt hat, erläutert der Landwirt aus Aschaffenburg in einem Gespräch mit praxisnah.
  • Als der Sojabohnenanbau in Deutschland immer populärer wurde, kamen die Sorten hierzu fast ausschließlich aus Zuchtprogrammen, die nicht explizit Deutschland und die angrenzenden Länder im Fokus hatten. Allmählich zeichnete sich jedoch ab, dass der Sojaanbau im nördlicheren Europa nur dann eine Zukunft haben würde, wenn die Sorten in die Regionen passen. Daher wird beim Pflanzenzuchtunternehmen Ackermann Saatzucht GmbH & Co. KG seit 2018 eine Sojazüchtung für international passende Sorten aufgebaut. Dr. Olena Sobko gibt einen Überblick über Zuchtmethoden und Zuchtziele.
  • Die Geschichte dieser „Wunderbohne“ begann vor 9.000 Jahren im Nordosten Chinas. Als die Sojabohne von dort aus im 19. Jahrhundert erstmals in die USA gelangte, nutzten die Landwirte sie zunächst als Zwischenfrucht zur Aufbesserung der Bodenqualität. Aber ab Beginn des 20. Jahrhunderts schoss die weltweite Erntemenge um sagenhafte 5.000 Prozent in die Höhe, von sechs auf über 300 Millionen Tonnen im Jahr. Kein anderes Agrarprodukt hat jemals derartig beachtliche Wachstumsraten erreicht.
  • Im Allgemeinen werden Sojabohnen aufbereitet, bevor sie verfüttert werden oder auch in der Humanernährung zum Einsatz kommen. Ludwig Asam, Landwirt aus Kissing mit lang-jähriger Anbauerfahrung für Sojabohnen, erläutert, worauf es bei der Aufbereitung ankommt und welche Techniken dazu zur Verfügung stehen.
  • In Deutschland, besonders im Süden, werden zunehmend Sojabohnen (Glycine max) angebaut. Zudem kommen aus den Balkanländern vermehrt Sojabohnen („Donau Soja“) auf den deutschen Markt. Aufgrund von Sortenunterschieden, differierenden klimatischen Gegebenheiten und Anbauverfahren können die wertbestimmenden Inhaltsstoffe von Sojabohnen aus europäischem Anbau von den Importen aus Übersee abweichen. Prof. Dr. Gerhard Bellof, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, stellt wertbestimmende Inhaltsstoffe und Futterwert europäisch produzierter Sojabohnen und der aus ihnen hergestellten Futtermittel dar und gibt Einsatzempfehlungen für die Schweine- und Geflügelfütterung sowie die Rinder- und Schaffütterung.
  • Der Anbau von Biosoja ist in den letzten Jahren zu einer interessanten Option für die deutsche und europäische Landwirtschaft geworden. Das Unternehmen Biovegio aus München hat erfolgreich eine funktionierende Wertschöpfungskette aufgebaut. Anbauverträge und Abnahmeregelungen bieten allen Beteiligten eine transparente Grundlage und entsprechende Sicherheiten und fördern so den Leguminosenanbau.