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Großbritannien: Spezialmarkt für Ackerbohnen mit besonderer Qualität

Craig Padley, Züchtungsleiter bei LS Plant Breeding Ltd cin, Impington/Cambridge berichtet über ein interessantes Projekt in Großbritannien. Das ambitionierte Ziel: 30 % der für die Geflügelfütterung verwendeten Sojamenge sollen ersetzt werden – durch vicin- und convicinarme (LVC) Ackerbohnensorten.

Quelle: LS Plantbreeding
Quelle: LS Plantbreeding
Vicin und Convicin sind antinutritive Substanzen, die sich in den Keimblättern von jungen und reifen Samen der Ackerbohne ansammeln. Sie sind per se inaktiv, aber werden entweder durch spezielle Enzyme (endogene β-Glykosidase) der Ackerbohne hydrolisiert oder von der tierischen Darmflora in die (starken redoxaktiven) Derivate Divicin und Isouramil umgewandelt, die in den Blutkreislauf gelangen können.
Quelle: LS Plantbreeding
Quelle: LS Plantbreeding


Hohe Verzehrmengen von Ackerbohnen mit diesen Inhaltsstoffen, können bei Menschen, die einen angeborenen Enzymmangel (Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase) ha­ben, die Krankheit Favismus verursachen.

Die Nachfrage nach sojareduzierter Fütterung in der Geflügelproduktion steigt

In der Geflügelfütterung wird Sojaschrot als Haupteiweißquelle (ca. 30 %) genutzt und ist hier der Standard mit dem alternative Eiweißquellen verglichen werden. Sojabohnen können als Ganzes oder als Sojaschrot, ein Nebenprodukt der Ölgewinnung, an Geflügel verfüttert werden. In letzter Zeit hat eine der großen Supermarktketten Großbritanniens angefangen, sich für die Reduktion von Sojaschrot in der Eierproduktion zu interessieren. Dies geschieht aufgrund ethischer Bedenken, z. B. Transportwege von Nahrungsmitteln und die Zerstörung von Lebensräumen in Südamerika. Die Mehrheit der hierzulande importierten Sojabohnen ist gentechnisch verändert.


Quelle: LS Plantbreeding
Quelle: LS Plantbreeding

Erneut wurde Anfang dieses Jahres publiziert, dass das meiste konventionelle Fleisch mit GVO-Soja produziert ist, demgegenüber sind Biofleisch und Milchprodukte garantiert GVO-frei. Während verschiedene europäische Akteure – beispielsweise Carrefour aus Frankreich als drittgrößter Einzelhändler der Welt, deutsche Einzelhändler oder der Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) – sich weiter von gentechnisch verändertem Tierfutter distanzieren, haben britische Supermarktketten trotz verbreiteter öffentlicher Ablehnung ihren Anteil an gentechnisch verändertem Tierfutter erhöht. Die einzige Ausnahme bildet zzt. Waitrose.


Vicin- und convicinarme (LVC) Ackerbohnensorten können einen Teil des Sojas ersetzen

Der Ersatz des Sojas in der Tierernährung ist kompliziert. In der Geflügelfütterung ist die Ackerbohne eine mögliche und hochinteressante Proteinquelle, welche einen Teil des importierten Sojaschrotes ersetzen könnte (~1,1 Mio. t/Jahr). Bis zu 20 % Ackerbohnen können dem Futter für Mono­gastrier hinzugefügt werden, ohne die Samen schälen zu müssen. Ackerbohnen eignen sich ideal für Legehennen, deren Proteinbedarf niedriger ist als der jeden anderen Geflügels, wie z. B. in der Mast von Broilern und Puten. Bekannt ist, dass vicin- und convicinhaltiges Tierfutter die Legehennenleistung reduziert.

Diese Überlegungen haben zu einem gesteigerten Interesse der Pflanzenzüchtung geführt, vicin- und convicinarme (LVC) Ackerbohnensorten zu entwickeln. Dass Geflügel vorteilhaft auf die Fütterung von einer LVC-Sorte reagiert, konnte in dem Projekt „Optibean“ gezeigt werden. Andere Studien aus Frankreich decken diese Aussage. In England wird im Moment gezielt eine LVC-Sorte (Tiffany) im Kontraktanbau mit Waitrose angebaut, welche dann in der Fütterung von Monogastriern eingesetzt wird.


Etappenziel: 30 % weniger Soja durch Ackerbohnen

In 2017 wurden 28,8 Millionen Eierkisten in den Packstationen in Großbritannien verpackt (360 Eier/Kiste). Da­für wurden 38 Millionen Legehennen und 1,26 Millionen Tonnen Tierfutter benötigt, 380.000 Tonnen davon war Sojaschrot. Ziel ist es, 30 % dieses Sojaschrotes mit vicinarmen Ackerbohnen zu ersetzen, also etwa 114.000 Tonnen. Ausgehend von einem Durchschnittsertrag von 3,8 t/ha müssen hierfür also 30.000 Hektar Ackerbohnen-angebaut. Zunächst soll auf der Basis von Rückkaufverträgen 10.000 Tonnen LVC-Bohnen (Tiffany & Victus neu) pro Jahr eingesetzt werden.

Britische Landwirte erhalten eine Prämie von £ 30/t auf den Futterpreis von LVC-Bohnen, dies entspricht der Prämie die bei Verwendung des Ernteguts für den menschlichen Verzehr gezahlt wird. Der erfreuliche Unterschied ist, dass die Ware nicht frei von Fraßschäden des Ackerbohnenkäfers sein muss. Daher ist darüber hinaus auch für Biolandwirte interessant, vicinarme Ackerbohnen anzubauen.

Weitere Informationen zum Thema unter: www.lspb.eu

Craig Padley

Stand: 21.02.2019