Aktuelle Ausgabe 01/2024

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Getreide-GPS auch eine Standortfrage

Am Anfang stellte vor allem der unschlagbar ertragreiche Mais den pflanzlichen Teil des Biogassubstrates. Dann kamen aus unterschiedlichen Gründen immer mehr Kulturen hinzu.

Welche Kultur – außer Mais – ist wirklich geeignet? Dies ist auch eine Frage des Standortes bzw. der Region.

GPS Roggen
GPS Roggen
Der Substratmix in Deutschland wird mit jedem Jahr bunter. Trockenmasse- und Methanertrag – bei Mais oft unschlagbar – stellen heute nicht mehr die alleinigen Entscheidungskriterien dar. Weitere Aspekte sind hinzugekommen wie Ertragssicherheit, Erosionsschutz, verbesserte Gasausnutzung durch einen Substratmix, gesetzliche Einschränkungen des Maisanbaus und so weiter. Diese haben dazu geführt, dass unter anderem der Anteil von Rüben und Getreide-Ganzpflanzensilage am Substratmix zugenommen hat.

Die Fachhochschule Kiel stellt seit einigen Jahren zusammen mit der SAATEN-UNION auch Versuche an, in denen sowohl Sorten als auch die Winterungen Weizen, Triticale, Roggen und Gerste in ihrer Trockenmasseleistung geprüft werden. Ein Versuch wird in Schleswig-Holstein am Standort Rendsburg durchgeführt, der andere im bayerischen Moosburg. Die Ergebnisse zeigen, dass die regionalen Gegebenheiten hier durchaus einen großen Einfluss haben und ein klarer Nord-Süd-Trend zu verschiedenen Fruchtarten erkennbar ist.


Standortunterschiede – eine Frage des Wasserangebots

Trockenmasseerträge von Roggen und Triticale
Trockenmasseerträge von Roggen und Triticale
Anhand der 3-jährigen Versuchsergebnisse (Abb. 1) lässt sich erkennen, dass der höher bonitierte und niederschlagsreichere Standort im Süden ertraglich, je nach Kulturart, bis zu 50 dt TM/ha vor dem Norden liegt.

Außerdem wird deutlich, dass in Moosburg mit Ausnahme des Jahres 2015 Wintertriticale vorzüglicher ist als etwa Winterroggen und die ertraglich auf beiden Standorten nicht überzeugende Wintergerste (hier nicht dargestellt).

Im Norden, auf dem leichteren Standort in Rendsburg, ergibt sich ein anderes Bild. Hier liegt Roggen an der Spitze und überzeugt mit relativ stabilen Erträgen über alle Jahre.


Trockenmasseerträge und Trockenmassegehalte im Jahresvergleich

TM-Erträge, TS-Gehalte in Abh. vom Standort
TM-Erträge, TS-Gehalte in Abh. vom Standort

In den Jahren 2014 und 2015 wurde neben dem Trockenmasseertrag auch der Trockenmassegehalt erfasst (Abb. 2). Alle Kulturen wurden möglichst an dem für sie optimalen Erntezeitpunkt gehäckselt, wobei ein optimaler TS-Gehalt zwischen 32–35 % angestrebt wurde.


2014 – das „Triticalejahr“

In 2014 lag der Trockensubstanzgehalt vor allem in Moosburg über dem gewünschten Wert von 35 % TS (Ausnahme Winterweizen mit 34,8 %). In Rendsburg gelang die Ernte bis auf den Winterweizen termingerechter, sodass hier nur dieser mit gut 38 % TS zu trocken geerntet wurde. Die drei anderen Kulturen lagen bei 33 % TS.

Triticale lag in Moosburg mit 244 dt TM/ha auf einem sehr hohen Niveau, gefolgt von Weizen-GPS mit 222 dt TM/ha. Weit abgeschlagen Roggen und Gerste mit 188 bzw. 153 dt TM/ha.

Der Versuch im Norden Deutschlands zeigt ein anderes Bild: Hier liegen 2014 Roggen und Triticale im Mittel gleich auf, mit jeweils ca. 199 dt TM/ha, wobei hier große Sortenunterschiede vorhanden sind. Gerste und Weizen liegen beide auf einem niedrigeren Niveau.


2015 – das „Roggenjahr“

Mit 37–43 % TS wies Moosburg auch 2015 zu hohe Trockensubstanzgehalte auf. Auch in Rendsburg waren die TS-Gehalte erhöht, bei weitem aber nicht so extrem wie in Moosburg. In Rendsburg war Roggen mit knapp 37 % TS die Kultur mit den höchsten TS-Gehalten. Das Jahr 2015 war ein „Roggenjahr“, so konnte Roggen selbst in Moosburg – einem Standort, an dem jahrelang die Triticale ertraglich dominierte, mit einem Trockenmasseertrag von über 160 dt/ha überzeugen. Eine Erklärungsmöglichkeit hierfür könnte die starke Vorsommertrockenheit im Süden sein, die der Roggen durch seine ausgeprägte Trockenstresstoleranz eher kompensieren konnte als die Triticale.


TM-Erträge und -Gehalte, Sorten//Für eine bessere Qualität, Abbildungen anklicken.
TM-Erträge und -Gehalte, Sorten//Für eine bessere Qualität, Abbildungen anklicken.
Sortenunterschiede gering – Mischung vorne

Die Trockenmasseerträge der Roggensorten unterschieden sich nur sehr gering (Abb. 3). Mit ca. 165 dt TM/ha sind die ertragsstärksten Sorten Liktor (eine von der Zulassung zurückgezogene Populationssorte), SU Drive und SU Performer. Um die Ernte zu flexibilisieren, wurde außerdem ein Gemisch aus SU Stakkato und der Winterackerbohne Hiverna ausgesät. Diese Mischung zeigte mit ca. 168 dt TM/ha sehr hohe Trockenmasseerträge bei reduzierten Trockenmassegehalten von 28 % TS.


Triticale

Eine Mischung der Triticalesorte Tulus mit der Winterackerbohne Hiverna konnte nicht überzeugen (Abb. 4). Hier wurden im Vergleich zur reinen Triticale-GPS Mindererträge erzielt, bei leicht verringertem Trockensubstanzgehalt. Bei der insgesamt zu trockenen Ernte brachte das Prüfsortiment im Mittel 196 dt/ha bei 40,5 % Trockenmassegehalt. SU Agendus brachte 203 dt TM/ha, bei jedoch stark erhöhtem Trockenmassegehalt von 42 % TS. Versuchsbedingt konnte die unterschiedliche Abreife der Sorten nicht berücksichtigt werden. So kann man festhalten, dass die Ernte bezogen auf den TS-Gehalt zwar zu spät erfolgte, die Unterschiede der Sorten in der Praxis aber berücksichtigt würden. Die insgesamt etwas zu späte Ernte ist auf die starke Trockenheit im Sommer 2015 zurückzuführen.


Vergleich Roggen /Mais
Vergleich Roggen /Mais
Getreide muss den Vergleich mit Mais nicht scheuen

In Schleswig-Holstein zeigt sich, dass der Roggen im Mittel der Jahre ähnliche Erträge wie Mais bringt – bei wesentlich geringeren Ertragsschwankungen (36 dt TM/ha zu 63 dt TM/ha) über die Jahre (Tab. 1). Die Versuchsstation Moosburg hat in ihren Sortenversuchen nahezu alle landwirtschaftlichen Kulturarten. Da sich neben den GPS-Versuchen auf dem gleichen Standort auch die Maisversuche befinden, lassen sich die Erträge gut miteinander vergleichen (Tab. 2). Im zweijährigen Vergleich hatte die Triticale gegenüber dem Mais die Nase vorn. Ein Blick auf die Offizialversuche zeigt, dass die Ertragstreue auch in schwierigen Jahren deutlich höher ist als bei der Sommerung Mais.


Fazit

Mit Hybridroggen mehrjährig im Norden und Triticale mehrjährig im niederschlagsreichen Süden zeigen aktuelle Getreidesorten, dass sie durchaus eine Alternative zum Mais darstellen. Besonders im Süden, wo im letzten Jahr in vielen Regionen Mais völlig vertrocknete, wird nach Alternativen gesucht. Hier kann Wintergetreide, bedingt durch das Ausnutzen der Winterfeuchte, immer sicherere und teilweise sogar höhere Erträge liefern. Weitere Vorteile von Getreide-GPS sind die Entzerrung der Arbeitsspitzen, die Auflockerung maisintensiver Fruchtfolgen und die Möglichkeit, nach der Ernte eine Zwischenfrucht anbauen zu können.

 

Florian Heerdes

 

Stand: 04.05.2016