Dies und vieles mehr sind die hoch interessanten Ergebnisse der Studie von Dr. Steffen Noleppa und Prof. Dr. Harald von Witzke, Humboldt-Universität zu Berlin. Von diesen Gewinnen kommt allerdings nur ein sehr, sehr kleiner Teil als Lizenzzahlung in die Hände der Züchter. Die schwächeren Ertragsfortschritte bei Getreide sind u.a. Folge des geringen Lizenzaufkommens durch unzureichende Regelungen bei den Nachbaulizenzen. Der größte Anteil der genannten Wohlfahrtsgewinne geht an die Verbraucher und die gesamte Volkswirtschaft und sichert so unseren sozialen Frieden durch hohe, sichere Ernten, basierend auf hochwertigem Saatgut.
Die Förderung von öffentlicher Agrarforschung ist daher im Interesse aller, sollte ausgebaut und stärker produktivitätsorientiert ausgerichtet werden. Die nationalen und internationalen Herausforderungen für die Agrarwirtschaft steigen. Für den Pflanzenbau gilt, die sich entwickelnde Bioökonomie mit ausreichender und hochwertiger Biomasse zu versorgen. Neben den heutigen Verwendungsbereichen muss in Zukunft – schrittweise – die erdgeschichtlich konservierte Biomasse, wie Erdöl, durch eine nachhaltig produzierte Biomasse ersetzt werden. Neben der Körnerernte werden Erntereste wie Stroh wertvolle Biomasse darstellen. Neue Kulturarten könnten interessant werden. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist der Humusgehalt der Böden durch eine entsprechende Biomasseversorgung zu erhalten und zu verbessern. Dieses wird der Pflanzenzüchtung – und in gleicher Weise der Landtechnik und der verarbeitenden Industrie – ein neues Denken und neue Zuchtziele abverlangen.
Gleichzeitig muss die Züchtung die Folgen des Klimawandels im Selektionsprozess beachten und politische, administrative Vorgaben wie z.B. Begrenzung der N-Düngung und Einschränkungen im Pflanzenschutz berücksichtigen. Die Züchter der SAATEN-UNION sind für diese Aufgaben gut gerüstet, die Erträge aus der Züchtung werden in hohem Maße reinvestiert, viele Unternehmen haben eine Quote für Forschung und Entwicklung (FuE) von deutlich über dem Branchenschnitt von 16 %. Mittelständische Pflanzenzüchtung benötigt allerdings weiterhin eine breit aufgestellte, öffentlich finanzierte Züchtungsforschung.
Spannend wird der neue Dialog zwischen Züchtung und Agrartechnik. Sensortechniken werden helfen, den Anbau und wohl auch den Selektionsprozess zu optimieren. Präzisere Aussaattechniken und innovative Ernteverfahren werden neue Sorteneigenschaften erfordern. Wir Züchter freuen uns auf die Gespräche während der Agritechnica.