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Die Messlatte immer etwas höher

Für die Qualitätssicherung bei Z-Saatgut gibt es strenge gesetzliche Vorgaben. Darüber hinaus hat der Gemeinschaftsfond Saatgetreide (GFS) zusätzliche Regeln erstellt. Es gibt Züchter, Vermehrer und Aufbereiter, die zwar nach GFS-Vorgaben arbeiten, die eigene Messlatte aber noch deutlich höher legen. Was bringt diese Unternehmen dazu, einen solchen Aufwand zu betreiben? Bringt das wirklich Vorteile?

Um Vermehrer für die HYBRO Saatzucht1) werden zu können, bedarf es einiger Voraussetzungen. Neben jahrelanger Erfahrung bei der Saatguterzeugung müssen die Ackerbaubetriebe einen Fruchtwechsel möglichst mit Raps oder Zuckerrübe als Vorfrucht zu Hybridroggen garantieren können. Ganz wichtig ist zudem die technische Ausrüstung der Betriebe: Nur mit eigener Ernte-, Lager- und Trocknungstechnik kommen sie in den Kreis der Vermehrer. „Ausschließlich mit hoher Schlagkraft und optimaler Lagertechnik ist der optimale Erntezeitpunkt einzuhalten. Nur durch fachgerechtes Lagern des Getreides kann die

Qualität bis zur weiteren Behandlung erhalten werden“, erläutert Hans-Wilhelm Henties, verantwortlich für die Z-Saatgutproduktion bei der HYBRO. Dasselbe gilt auch für die in Frankreich ansässigen Vermehrerbetriebe des Unternehmens.

Qualitätsuntersuchung
Qualitätsuntersuchung
Keine Experimente – kein Risiko
Warum Frankreich? „Das ist die beste Risikoabsicherung“, so Henties, „wir müssen einen kontinuierlichen und frühen Warenfluss sicherstellen, so dass wir in jedem Fall zeitig mit der Saatgutaufbereitung beginnen können. Dann haben auch die Regionen mit früherer Aussaat rechtzeitig Saatgut zur Verfügung – an allen Aufbereitungsstellen. Das ist auch der Grund, warum wir auch in Deutschland Betriebe in Frühernteregionen bevorzugen.“

Die Zahl der Vermehrerbetriebe ist durch die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit in den letzten Jahren sehr konstant. Trotz dieses Vertrauensverhältnisses – ohne Kontrolle geht es nicht. „Es gibt in der Vermehrung allgemein übliche Vorgaben. Darüber hinaus ist es uns ganz wichtig, dass „unsere“ Betriebe keinerlei Experimente bei Düngung oder Pflanzenschutz in den Vermehrungsschlägen durchführen. Das Risiko eines Verlustes – mengenmäßig oder qualitativ – ist einfach zu hoch,“ stellt Henties klar.

Bemusterung – vom Feld bis zum Sack
Bemusterung und Analyse – für Eckardt Müller, Qualitätsbeauftragter für Saatgut bei der Firma FR. STRUBE Saatzucht, und seinen Kollegen Jens Linström sind das die Schlüsselwörter der Qualitätskontrolle. Er erläutert: „Das erste Rohwarenmuster wird bereits vor der Anlieferung gezogen, einer visuellen Prüfung auf Fusarienbesatz etc. und einer Laboruntersuchung auf u.a. Keimfähigkeit unterzogen. Wir haben ein hochmodernes und sehr gut ausgestattetes Labor hier im Haus. Diese Untersuchungen schaffen Sicherheit und sparen vor allem Zeit.

 
Während die Anlieferung erfolgt, wird erst ein Muster vom Lieferfahrzeug gezogen und dann aus dem Warenstrom alle 30 Minuten. Diese Mischprobe kommt ebenfalls umgehend ins Labor. Diese Probendichte in Kombination mit der laufenden Analyse im eigenen Labor ist unser Frühwarnsystem. Zwar aufwändig, aber so werden Problempartien sehr zeitig erkannt.“

Die gereinigte, aufbereitete Ware wird danach ebenso untersucht wie die gebeizte Ware.

Obwohl der GFS bereits strenge Vorgaben hinsichtlich der Aufbereitung, Kontrolle und Dokumentation gibt, wird hier in allen Punkten angestrebt, diese lediglich als Mindestgrenze zu betrachten und wenn möglich noch zu übertreffen. Das gilt auch hinsichtlich der technischen Reinheit.

Die Messlatte immer etwas höher legen als gefordert
Ganz ähnlich hält es auch Peter Busch, Fa. Busch Saatgetreide: Er schafft es nahezu immer, die Zielsetzung der technischen Reinheit bei Getreide von 99,9 % (Norm: 98 %) zu realisieren. Und das geht seiner Ansicht nach eben nur mit einer Vielzahl von Kontrollen und Analysen und sehr exaktem technischen Arbeiten. In dem Unternehmen wird ein ausgeklügeltes Qualitätssicherungssystem gelebt, das eine klare Abgrenzung vom Wettbewerb ermöglicht. „Zuverlässigkeit und guter Service ist für uns lebenswichtig. Wer seine Kunden mit schlechter Ware enttäuscht, ist schnell weg vom Fenster“, so die Beobachtung von Busch.

 Von Kümmel und Anis lernen
Die Sensibilisierung des Personals für Qualität hält Busch für eine ganz wesentliche Grundlage für ein funktionierendes Qualitätssicherungssystem. Technische Schulungen und interne Lehrgänge sowie ein ständiger Erfahrungsaustausch liefern die Basis für laufende Optimierungen. Dabei profitiert der Roggen von den Erfahrungen mit anderen Sämereien, die im Unternehmen verarbeitet werden. Denn Kümmel und Anis sind in der Aufbereitung sehr speziell und bringen die Technik oft an ihre Grenzen. Wer hier neue Kenntnisse erwerben kann und das „Gefühl“ für die Maschinen optimiert, der kann sein Wissen auch hervorragend bei der Getreideaufbereitung anbringen. In regelmäßigen Besprechungen werden diese Erfahrungen dann an die Kollegen weitergegeben – so funktioniert die Prozessoptimierung im Hause Busch.

Saatgutsack
Saatgutsack

100 % Keimfähigkeit bei Hybridroggen – geht das?
Vorgabe ist eine besonders hohe Keimfähigkeit des Hybridroggens: 85 % sind hier die Mindest-Vorgabe, 90 % oder mehr das Ziel. Um das mit verträglichem Aufwand zu realisieren, muss aber schon die angelieferte Ware entsprechende Voraussetzungen mitbringen. Ein Grund, warum Busch seit Jahren sehr erfolgreich mit HYBRO-Vermehrern zusammenarbeitet.

Die natürlichen Vorgaben des Roggens machen es unmöglich, eine 100%ige Keimfähigkeit zu erreichen. Trotzdem soll der Kunde mit dem Hybridroggensaatgut einen zuverlässigen Standard erwerben. Die Lösung: Hybridroggensaatgut in Einheiten zu je einer Million keimfähiger Körner. „Bei meinen Kunden ist dieses System, das die SAATEN-UNION vor einigen Jahren bei Hybridroggen eingeführt hat, höchst beliebt“, freut sich Busch. „Man weiß pro Einheit exakt, welche Qualität drin ist.“  Diese Einheiten gelangen dann mit spezialisierten Logistikunternehmen zum Kunden; auch beim Transport wird also nichts dem Zufall überlassen.

Fazit
Qualitätssicherung erfordert viel Aufwand und je höher das Qualitätsniveau bereits ist, desto geringer ist im Verhältnis zu diesem Mehraufwand der Mehrnutzen. Trotzdem führt nach Ansicht aller Beteiligten kein Weg an dem einmal eingeschlagenen Weg vorbei, denn gesicherte Qualität schafft Vorsprung.

 

Dr. Anke Boenisch

 

1) HYBRO Saatzucht GmbH & Co. KG, Roggenzüchter der SAATEN-UNION GmbH, Isernhagen

Stand: 13.06.2008