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Mehr Zeit für die Saat mit MSL-Hybriden

Die optimalen Aussaattermine für Winterraps liegen je nach Region und Standort zwischen dem 15. und 30. August. Jedoch ist es nicht immer leicht, den optimalen Termin einzuhalten. Sei es, um Arbeitsspitzen zu entzerren oder weil die Witterung eine zeitgerechte Aussaat unmöglich macht.

Mit gezielter Sortenwahl können auch bei sehr frühen und extrem späten Saatterminen besonders mit Hybriden noch hohe Erträge realisiert werden.


Hybriden zu jeder Saatzeit im Ertrag vorn
In den letzten 13 Jahren wurden am Standort Hohenlieth in Schleswig-Holstein Saatzeitenversuche durchgeführt. Die Aussaat des Rapses wurde zu drei verschiedenen Saatterminen durchgeführt: früh (4.-10.8.), mittel (18.-24.8.) und spät (1.-7.9.). Zu den verschiedenen Saatterminen wurden Liniensorten und Hybridsorten angebaut und miteinander verglichen.

Saatzeitversuch
Saatzeitversuch
Sowohl Linien- als auch Hybridsorten erreichen ihr Ertragsoptimum bei Aussaatzeiten zwischen dem 18. und 24. August (Abb. 1). Bei früheren Terminen fällt das Ertragsniveau beider Sortentypen deutlich ab, jedoch mit einem Ertragsvorteil der Hybriden von 3 dt/ha. Bei späten Aussaatterminen hingegen halten die Hybriden ihr Er­tragsniveau bei etwa 46 dt/ha, während die Liniensorten deutlich im Ertrag abfallen und bei etwa 41 dt/ha liegen.
Die Hybridsorten sind bei frühen, späten und auch optimalen Aussaatterminen den Liniensorten im Ertrag deutlich überlegen. Die Überlegenheit zeigt sich zu ungünstigen Saatterminen am stärksten. Dies zeigt, dass die Hybridsorten mit schwierigen Bedingungen besser zurecht kommen als Liniensorten.

MSL-Hybriden sind lange Zeit bevorzugt bei späten Saatterminen eingesetzt geworden. Die langjährigen Versuche zeigen jedoch, dass sie über die gesamte Aussaatzeitspanne von früh bis spät gegenüber den Liniensorten deutliche Mehrerträge bringen.

Innerhalb der Saatzeitspanne vom 5. August bis zum 7. September sind die Sortenwahl, der Einsatz wachstumsregulierender Fungizide sowie die Saatstärke wichtige Steuerungsmöglichkeiten der Herbstentwicklung. Um einem Überwachsen der Bestände vorzubeugen, sollten bei frühen Aussaatterminen von Anfang bis Mitte August die Aussaatstärken bei Hybriden auf 35 und bei Linien auf 40 keimfähige Körner reduziert werden. Bei Spätsaaten ab dem 30. August dagegen ist es sinnvoll, die Saatstärken auf 50 bei Hybriden und 70 keimfähige Kö./m2 bei Linien anzuheben, um Wachstumsschwierigkeiten und Pflanzenverluste auszugleichen.

Ultraspätsaat-Versuch
Ultraspätsaat-Versuch
Ultraspätsaat bis zum 21. September?
Der optimale Saattermin ist schnell verstrichen, sei es durch Trockenheit oder auch durch übermäßige Nässe. Bei späten Saatterminen zählt jeder Tag des Wachstums doppelt. Je ungünstiger die Bedingungen aus Vorfruchtsituation, Bestellung, Saatzeit und Herbstentwicklung, umso höher sollten Frohwüchsigkeit, Stresstoleranz und Regenerationsvermögen der Sorte sein. Auch hier hat die Züchtung Fortschritte gemacht: die neue Genetik mit der Sorte Visby zeigte im letzten Herbst bundesweit, dass sie schwierige Bedingungen hervorragend meistern konnte. Die Bestände konnten durch ihre Wüchsigkeit und Vitalität die späten Aussaattermine gut kompensieren und gingen gut entwickelt in den Winter.

Am Standort Hohenlieth wurde im vergangenen Jahr ein weiterer Saatzeitenversuch mit einer Spätsaat am 5. September durchgeführt. Aufgrund des sehr warmen Herbstes und der guten Jugendentwicklung der spät gesäten Rapspflanzen, wurde ein Experiment gestartet: Ultraspätsaat bei Winterraps am 21. September (Abb. 2).
Der Spätsaat- und Ultraspätsaatversuch in Hohenlieth hat gezeigt, dass überwiegend die Hybriden mit den späten Saatterminen gut zurecht kommen. Hierbei fällt besonders die neue Hybridsorte Visby auf, die ungewöhnlicherweise bei der Ultraspätsaat einen noch höheren Ertrag aufweist als bei der Spätsaat. Dies war in diesen speziellen Ausnahmejahren durch extrem milde Herbstwitterung möglich.

Welche Sorte für welchen Saattermin?
Welche Sorte für welchen Saattermin?
Für jeden Saattermin die richtige Sorte
Durch Fortschritt in der Pflanzenzüchtung ist es möglich geworden, das Aussaatfenster im Hybridrapsanbau noch zu erweitern. Nicht nur für die Spätsaat, auch für frühe und normale Saattermine stehen robuste und leistungsstarke Hybriden zur Verfügung.

Für frühe Saatzeiten sind besonders Taurus und die neue Hybridsorte Horus mit ihrer verhaltenen Herbstentwicklung zu empfehlen. Beide Sorten haben eine verhaltene Jugendentwicklung und eine gute Schossfestigkeit, was verhindert, dass sich die Bestände bei einer langen Vegetationszeit vor Winter zu stark entwickeln.

Für späte Saattermine sind besonders Elektra und die neue Hybride Visby geeignet. Durch ihre hohe Frühwüchsigkeit kommen sie mit schwierigen Bedingungen gut zurecht und gewährleisten eine sichere Vorwinterentwicklung.

Mareike Schaardt

Stand: 05.05.2008