Auf dem Winterforum der SAATEN-UNION 2009 standen daher folgende Fragen im Vordergrund: Wie kann der Getreideanbau jetzt effizient und gewinnbringend weiterentwickelt werden? Mit welchen Strategien passen sich Landwirte weltweit an die veränderten Rahmenbedingungen an? Welche Konsequenzen ergeben sich aus der neuen EU-Pflanzenschutznovelle? Die letzte Frage wurde von Dr. Udo Heimbach, Julius Kühn-Institut, beantwortet. Hier eine Kurzfassung seines Beitrags.
Die schon seit einigen Jahren laufende Prüfung von Wirkstoffen von Pflanzenschutzmitteln durch die EU hat zu einem deutlichen Verlust an Wirkstoffen geführt, die der Landwirtschaft in Deutschland zur Verfügung stehen (Tab. 1). Die nun vorliegenden Verordnungsentwürfe zur Novellierung der EU-Richtlinie 91/414/EWG werden zu einem weiteren Rückgang an Wirkstoffen auch in Deutschland führen. Besonders die bisher noch schwammigen Ausschlusskriterien für „endokrine Wirkungen“, für die erst noch innerhalb der nächsten vier Jahre die Entscheidungskriterien festgelegt werden müssen, machen ein genaues Abschätzen der tatsächlichen Reduktion an Wirkstoffen aber immer noch nicht möglich.
Davon unabhängig muss sich also der Pflanzenbau darauf einstellen, in Zukunft mit weniger Wirkstoffen auszukommen und muss verstärkt pflanzenbauliche Maßnahmen zur Abwehr von Schadorganismen mit in seine Konzepte integrieren. Das alleinige Setzen auf den chemischen Pflanzenschutz wird in einigen Bereichen nicht mehr möglich sein, da entweder keine entsprechenden Wirkstoffe mehr zur Verfügung stehen oder sich vermehrt Resistenzen gegen die dann häufiger eingesetzten Wirkstoffe ausbilden werden.
Bei der Pflanzenschutzmittelresistenz wird eine Reduktion der Wirkstoffe sich am bedrohlichsten für die Landwirte auswirken. Wenn, wie etwa beim Rapsglanzkäfer geschehen, Pyrethroide durch den geringen Preis präventiv und großflächig ausgebracht werden, führt dies innerhalb kürzester Zeit zu resistenten Schädlingen (Tab. 2). Wenn dann noch ganze Wirkstoffklassen aufgrund der Pflanzenschutznovelle wegfallen, ist ein konventionelles Bekämpfen solcher resistenter Schädlinge, wie wir es lange gewohnt waren, bald nicht mehr möglich.
Fazit
Zumindest mittel- und langfristig wird die Landwirtschaft verstärkt auch andere Aspekte des integrierten Pflanzenschutzes wie Standortwahl, resistente Sorten, Sätermin, Düngung und Fruchtfolge berücksichtigen müssen, wenn sie langfristig Pflanzenproduktion betreiben will. Einfache chemische Lösungen von der Stange wird es immer weniger geben.