Neben den Erzeugerpreisschwankungen ist hierbei auch die Volatilität der Stickstoffpreise in den letzten Monaten zu berücksichtigen. Christian Drepper, Institut für Agrarökonomie der Universität Kiel, untersuchte Fruchtfolgen mit unterschiedlich hohem Rapsanteil.
Vier Szenarien im Vergleich
Liegen für eine Region belastbare Daten zu den konkreten Ertrags- und Kostenrelationen vor, ist der Vergleich ganzer Fruchtfolgen bis zum Reinertrag möglich. Dabei werden neben der Vorfruchtwirkung auch Effekte wie z.B. die Entzerrung von Arbeitsspitzen monetär erfasst. Im Folgenden wird unterstellt, dass die Maschinen in der Regel oberhalb der Abschreibungsschwelle genutzt werden und Erntehelfer variabel eingesetzt werden können. In diesem Fall hängt die Gesamthöhe der Abschreibungen und der Arbeitskosten vom jeweiligen Anbauprogramm ab. Im Sinne einer besseren Vergleichbarkeit verschiedener Fruchtfolgen wird daher für jede Fruchtfolge der Reinertrag (in €/ha Nutzfläche) berechnet, welcher sich aus der Differenz des Deckungsbeitrages und sämtlicher Kapital- und Arbeitskosten ergibt. Zu diesen Werten werden dann die Direktzahlungen hinzugerechnet.
Ergebnisse des Fruchtfolgevergleichs
Auffällig ist die Stabilität der besten Fruchtfolge (FF) über alle Szenarien, die höchsten Reinerträge sind durchweg mit der FF 4 zu realisieren. Dabei fällt der Vorsprung gegenüber FF 2, bei welcher der Zuckerrübenanteil aus FF 4 durch Raps ersetzt wurde, besonders beim hohen Rapspreis äußerst gering aus. Insgesamt wird deutlich, dass weder der ausschließliche Anbau von Weizen (FF 1) oder die Aufstockung auf drei Glieder Weizen (FF 5), noch die Aufnahme von Gerste (FF 3) in die Fruchtfolge zu einer Verbesserung führt. Überlegen ist – unter den geschilderten Vorgaben – in allen Fällen eine Kombination aus zwei Dritteln Weizen und einem Drittel Blattfrucht. Ohne Berücksichtigung der Kosten für Rübenlieferrechte ist es rentabel, einen Teil Raps durch Zuckerrüben zu ersetzen. Setzt man jedoch unter sonst gleichen Annahmen für die Rübenquote Pachtkosten in Höhe von mehr als 0,20 €/dt Lieferrecht an, so gilt die dreigliedrige FF2 beim höheren Rapspreis als beste Wahl. Eine Quotenpacht von 0,40 €/dt führt zu einer Überlegenheit der FF 2 in allen vier Szenarien.
Eine Ausklammerung der Direktzahlungen zeigt, dass in ungünstigen Fällen negative Reinerträge möglich sind. Dabei sind jedoch die variablen Kosten gedeckt, sodass die Produktion kurzfristig aufrecht erhalten werden sollte. Die direktkostenfreien Leistungen reichen in diesem Fall jedoch nicht für eine Deckung der Arbeitserledigungskosten aus. Für eine langfristige Aufrechterhaltung der Produktion müssten somit die Kapital- und Arbeitskosten reduziert werden.
Die gleiche Untersuchung wurde für drei weitere norddeutsche Standorte durchgeführt, wobei jeweils die regional typischen Betriebe ermittelt und die dort üblichen Fruchtfolgen miteinander verglichen wurden. Auch für diese Betriebe aus der Lüneburger Heide (Uelzen), der Magdeburger Börde sowie den küstenfernen Standorten Vorpommerns (Demmin) änderte sich die Wahl der besten Fruchtfolge in den vier Szenarien nicht. Auch hier weisen die besseren Fruchtfolgen einen höheren Rapsanteil auf. Der Betrieb aus Magdeburg (500 ha) erreicht dabei ebenfalls mit der FF 4 die höchsten Reinerträge. Für den Betrieb aus Demmin (1000 ha) ergeben sich bei einer Raps-Weizen-Weizen Fruchtfolge, bei welcher auf einem Teil der Fläche zusätzlich Biogasmais angebaut wird, die höchsten Werte. Beim Betrieb aus Uelzen (180 ha) dominiert eine stärker diversifizierte Fruchtfolge, die aus Kartoffeln, Blattfrucht und je nach Bodenbeschaffenheit aus zwei Gliedern Roggen oder Weizen besteht. Auch hier entscheidet die Höhe der Kosten für die Rübenquote über die Aufnahme von Zuckerrüben.
Fazit
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass auch bei ungünstigen Preisannahmen für Raps und Stickstoff rapsbetonte Fruchtfolgen eine hohe Wettbewerbskraft aufweisen und den getreideintensiven Anbauprogrammen vorzuziehen sind. Weder der Raps- noch der Stickstoffpreis nehmen im untersuchten Intervall Einfluss auf die Wahl der besten Fruchtfolge, sodass bei den betrachteten Preisschwankungen keine Anpassung des Anbauprogramms erforderlich ist.
Dabei ist selbst im ungünstigen Fall kurzfristig die Aufrechterhaltung der Produktion empfehlenswert, da die variablen Kosten gedeckt werden können. Die Arbeitserledigungskosten können dann hingegen nicht immer gedeckt werden, sodass sie bei entsprechendem Preisniveau langfristig reduziert werden müssten.
Wenngleich sich die ermittelten Werte selbstverständlich nicht in ihrer exakten Höhe auf andere Betriebe übertragen lassen, zeigt der Vergleich der Ergebnisse aus unterschiedlichen Gebieten, dass die Schlussfolgerungen auch für andere Regionen und Naturräume zutreffen können. Dabei ist generell von einer sehr hohen Vorzüglichkeit des Rapsanbaus auszugehen, während bei den Getreideelementen der Fruchtfolge die unterschiedlichen Ertragsrelationen zu berücksichtigen sind.
Dr. Christian Drepper