Wir brauchen genauere Wetterauswertungen und Vorhersagen
Wetterprofi Jörg Kachelmann, Kachelmann GmbH, rechnete erst einmal mit so mancher Wetterregel ab. Flüsse oder Seen sind Wetterscheiden? Der Mond hat Einfluss auf's Wetter? Alles ist subjektive Wahrnehmung, nichts lässt sich nach- und beweisen! Zugleich warnte er vor der Verwendung von kostenlosen Wetterapps und langfristigen Vorhersagen: „Vieles im Netz ist unseriös, langfristige Vorhersagen sind es fast immer. Grobe Wetterradar-Bilder, die auf Satellitendaten basieren, sagen nicht viel aus.“
Um Wetter zuverlässig vorherzusagen, bedarf es eines Gitternetzwerkes von Datensammelpunkten: Je dichter dieses Netz, desto genauer die Vorhersagemöglichkeit. Oft aber lägen 25 km zwischen den Messstationen. Und damit war der Redner bei seinem Hauptanliegen angekommen: dem gemeinsamen Projekt mit der Vereinigten Hagel, das sich zum Ziel setzt, die Zahl der Messstellen in Deutschland deutlich zu erhöhen, um Wetterdaten für die Landwirtschaft präzise zu interpretieren bzw. verbesserte Vorhersagen treffen zu können.
Wir brauchen robuste, aber trotzdem leistungsfähige Kulturen und Sorten
Fenja Asmussen von der SAATEN-UNION wies in ihrem Beitrag darauf hin, dass es für die Zukunft auch darum gehen werde, Kulturen und Sorten anzubauen, die nicht nur ertragsstark, sondern auch ertragsstabil sind. Ihrer Einschätzung nach wird die Züchtung einer der wichtigsten Wachstumstreiber im Pflanzenbau werden. Die Züchtung reagiere auf die Klimaveränderung und passe die Zuchtziele an, ohne die Vielfalt einzuschränken. Denn Vielfalt sei die beste Versicherung gegen abiotischen und biotischen Stress.
Hybridroggen sei jetzt schon die effizienteste Getreideart bei knappem Wasser- und Nährstoffangebot. Dabei führte vor allem der signifikante Temperaturanstieg der letzten Jahrzehnte zu immer früherer Roggenblüte und früherem Ährenschieben.
Auf Grenzstandorten steht Roggen in Konkurrenz mit Triticale und auch Weizen. Hier sei Roggen durchaus wettbewerbsfähig, wie Asmussen mit Berechnungen belegte. Überall dort, wo die Wetterextreme besonders stark zum Tragen kommen, können derart robuste Kulturen helfen, das Produktionsrisiko zu senken.
Wir brauchen risikomindernde Vermarktungsstrategien
Reimer Mohr (Hanse Agro) erläuterte, welche Auswirkungen der Klimawandel auf die Vermarktungsstrategien eines landwirtschaftlichen Betriebes haben kann.
Die Erlöse schwanken naturgemäß von Jahr zu Jahr ertrags- und preisbedingt sehr stark. Das war immer schon so, aber je häufiger es zu Wetterextremen kommt, desto stärker werden diese Schwankungen ausfallen. Vermarktungsstrategien können diese Risiken zwar vermindern, ganz aufheben lassen sie sich aber nicht.
Anhand vieler seinem Unternehmen zur Verfügung stehenden Betriebsdaten führte Mohr aus, dass es mittel- und langfristig am besten sei, maximal 30 % der Ware über Verträge im Vorfeld festzulegen. Für die anderen 70 % empfiehlt der Ökonom optionsbasierte Strategien mit selektiver Anwendung, weil diese nachweislich zu mehr Erlösstabilität führen. Bei Optionen kann gegen Zahlung einer Optionsprämie an der Warenterminbörse ein Mindestpreis festgeschrieben werden. An Preissteigerungen kann also partizipiert werden, „nach unten“ ist man aber abgesichert.
Dr. Anke Boenisch