Aktuelle Ausgabe 01/2024

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Meine Anbauerfahrungen mit der Ackerbohne

Es werden wieder mehr Ackerbohnen in Deutschland angebaut, besonders in den norddeutschen Regionen. Zunächst ließ sich der Anstieg auf die Anerkennung als Greeningpflanzen zurückführen. Und auch nachdem Pflanzenschutzmaßnahmen auf diesen Flächen verboten wurden, erweitern viele Praktiker mit dieser Kultur ihre Fruchtfolgen. Der Versuchstechniker Thies Hansen gibt seine Anbauerfahrungen hier weiter.

Ackerbohnen fühlen sich (auch) in Norddeutschland wohl
Ackerbohnen fühlen sich (auch) in Norddeutschland wohl
Die Aussaat der Ackerbohne sollte generell bereits im zeitigen Frühjahr ab Ende Februar erfolgen. Wer bei der Ablagetiefe unsicher ist, nimmt als Faustzahl den Durchmesser der Körner in Millimetern als Saattiefe in Zentimetern.


 

Mechanische Unkrautbekämpfung am Ende überzeugend

Im ersten Jahr liefen zwei verschiedene Saatverfahren zum Vergleich parallel: Die eine Variante mit einer herkömmlichen Saatkombination, einem normalen Getreideabstand und so tief wie möglich auf der Winterfurche. Anschließend erfolgte eine Vorauflaufbehandlung mit voller Aufwandmenge. Parallel dazu wurden in dem Jahr auf einer ökologisch bewirtschafteten Fläche Ackerbohnen mit einem Re

ihenabstand von ca. 30 cm gesät, damit späteres Hacken möglich ist. Saattiefe und Aussaatkombination waren in beiden Varianten identisch. Da noch keine Erfahrung im Ackerbohnenanbau vorlag, dauerte es gefühlt ewig, bis die Pflanzen aufliefen. Auf der konventionellen Fläche wurde durch die Herbizidvorlage das Unkraut gut in Schach gehalten, sodass die Ackerbohnen sich ohne Konkurrenz entwickeln konnten. Nachlaufende Ungräser konnten mit Graminiziden ausgeschaltet werden.


Versuchsanlage; Quelle: PH Petersen
Versuchsanlage; Quelle: PH Petersen

Auf der ökologischen Fläche konnte witterungsbedingt kein Blindstriegeln erfolgen, sodass der Striegel erst in BBCH 13 eingesetzt wurde. Konventionell wirtschaftende Betriebe kostet es sicher Überwindung, auch angekratzte Blätter zu akzeptieren, um erfolgreich das Unkraut zu bekämpfen. Ökologisch wirtschaftende Landwirte sind da sicher mehr gewohnt und daher toleranter. Aber durch die tiefe Ablage sind die Pflanzen im Boden fest verankert und Verletzungen durch den Striegel haben sich nach wenigen Tagen verwachsen. Kurz nach Schossbeginn wurden die Ackerbohnen in der ökologischen Variante gehackt. Durch die Parallelogramme der Hackaggregate konnten die Unkräuter flächig abgetrennt werden und eine Fahrgeschwindigkeit von 4–5 km/h sorgte dafür, dass auch in den Reihen kleinere Unkräuter mit Erde bedeckt wurden. Die Hacke musste manuell gesteuert werden. Bei jedem Arbeitsgang werden immer wieder einzelne Pflanzen und Seitentriebe durch die Reifen zerdrückt oder geknickt. Da fragt man sich als „Neuling“ schon, ob der Arbeitsgang für den Bestand nun gut war oder nur gut gemeint. Die Ackerbohne ist jedoch binnen zwei Tagen nach dem Hacken mithilfe von Sonne und Bodenfeuchte förmlich durchgestartet. Denn das Aufbrechen der oberen Zentimeter des Bodens sorgt für Luftaustausch, der für die Knöllchenbakterien wichtig ist. Durch deren Aktivität profitiert die Bohne unmittelbar – und deutlich sichtbar. Bis zur Blüte konnte so der ökologische Bestand sauber gehalten werden. Danach verunkrautete der Bestand leicht mit weißem Gänsefuß bis zur Ernte hin.


Knöllchenbakterien
Knöllchenbakterien
Der unbestrittene Vorteil einer ökologischen Unkrautbekämpfung verglichen zur konventionellen ist, dass weder Wind, Hangneigung noch Abstände berücksichtigt werden müssen und der Behandlungserfolg sofort zu sehen ist. Immer komplexere Anwendungskriterien im konventionellen Anbau und kritische Beobachter am Straßenrand, meistens mit Smartphone bewaffnet, werden die konventionelle Bewirtschaftung auch in Zukunft nicht einfacher machen.


Ernte: Mähdreschereinstellung ist wichtig

Die Ackerbohne hatte schon lange die Blätter abgeworfen und tiefschwarze Schoten, die Stängel schimmerten jedoch ganzflächig noch grün durch. Die Ernte sollte erst erfolgen, wenn auch die Stängel vollständig dunkel sind. Die Mähdreschereinstellung ist wie bei anderen Kulturen auch bei der Ackerbohne elementar, um Druschverluste und Beschädigungen zu vermeiden. Geringe Trommeldrehzahl und starker Reinigungswind ermöglichen ein sauberes Erntegut. Einzelne Kamillen oder Raps stören die Ernte nicht, Nester aus weißem Gänsefuß dagegen neigen zum Wickeln. Notfalls muss man hier per Hand bereinigen, um Störungen zu vermeiden.


Hat sich zur Ernte ein grüner Teppich als Spätverunkrautung unten (!) im Bestand etabliert, behindert dieser die Ernte nicht direkt, hält aber lange den Bestand feucht. Die Ackerbohnen sollten mit 15 – 17 % Feuchte geerntet und möglichst schonend abgebunkert werden, also: keine hohen Fallstufen und Förderschnecken nicht unter Vollgas! Es empfiehlt sich, eine Tischverlängerung oder gleich den Rapsvorsatz am Schneidwerk auszurüsten, da ansonsten die Schneidwerksverluste zu hoch sind. Ob Seitenmesser oder nicht, muss je nach Bestand entschieden werden. Bei zu starkem Lager muss wie in anderen Kulturen auch eventuell aus einer Fahrtrichtung geerntet werden. Die Fahrgeschwindigkeit ist relativ hoch und die Stoppellänge ist abhängig vom untersten Schotenpaket. Auf stark kupiertem Gelände ist hier die volle Aufmerksamkeit des Fahrers gefordert!


Ackerbohnenanbau kann auch ohne Pflanzenschutz attraktiv sein

Da für die Ackerbohne bzw. Leguminosen im Greening der Faktor von 0,7 auf 1,0 angehoben, Pflanzenschutzmaßnahmen aber gestrichen wurde, glauben viele Praktiker, der Anbau sei jetzt zwingend unattraktiv. Das muss aber keinesfalls so sein! Durch die tiefe Saat kann Blindstriegeln die Vorauflaufspritzung kompensieren mit den o. g. Vorteilen. Reihenabstände wie beim Getreide führen zu einem gleichmäßig verteilten Bestand, der mit dem Schossen der Pflanzen rasch für Unkrautunterdrückung sorgt. Breiter Reihenabstand ermöglicht eine Unkrautbekämpfung mit der Hacke. Spitzentechnik mit GPS- und Kameraunterstützung, die auch vorzeigbare Hektarleistungen ermöglicht, ist dafür bereits verfügbar.


Wer die Anschaffungskosten scheut, kann erste Erfahrungen mit überbetrieblicher Nutzung solcher Geräte erlangen. Zudem ist eine Verwertung der Ackerbohne in Schweinemastanlagen für Selbstmischer möglich und auch Milchviehfütterung ist mit heimischem Eiweiß –wie die steigende Anzahl von Betrieben mit 10.000 Litern Leistung zeigt – gut möglich. Auch gibt es zunehmend mehr Handelshäuser, die Ackerbohnen erfolgreich vermarkten (s. Beitrag Seite 22–23).

 

Stand: 14.12.2018