Wie kann ein erfolgreicher Anbau gelingen?
In der Fruchtfolge stehen Körnerleguminosen i. d. R. vor und nach Getreide. Da Leguminosen mit sich selbst unverträglich sind, verlangen Ackerbohnen (Vicia faba) eine Anbaupause von 4–5 Jahren und die Futtererbsen (Pisum sativum) sogar von 5–8 Jahren.
Ein erfolgreicher Anbau kann nur auf einem geeigneten Standort gelingen. Nicht selten aber landen die Körnerleguminosen auf den eher ertragsschwächeren Betriebsflächen, wo sie dann im Ertrag enttäuschen. Ackerbohnen bevorzugen schwere Böden mit einer guten und sicheren Wasserversorgung, daher kommen nicht alle Regionen Deutschlands für den Anbau infrage. Zwar bringt auch die Erbse auf humosen, tiefgründigen Lehmböden die höchsten Erträge, sie kann jedoch ihr Leistungspotenzial auch auf leichten, flachgründigen Böden ausschöpfen, wenn die Wasserversorgung ausreichend ist. Für beide Kulturen sind eine gute Keimwasserversorgung und ausreichende Niederschläge zur Blüte und zum Hülsenansatz essenziell, wobei die Erbse Trockenstress durch ihre frühere Abreife besser verträgt als die Ackerbohne.
Bodenbearbeitung, Aussaat und Sortenwahl
Die Grundbodenbearbeitung zur Körnerleguminose kann je nach betrieblicher Ausrichtung und Bodenbedingungen flexibel gestaltet werden. Bei schweren und kalten Böden kann eine Herbst- oder Winterfurche von Vorteil sein. Um Bodenverdichtungen zu vermeiden, sollte der Pflug aber nur bei trockenen Bedingungen zum Einsatz kommen. Kostengünstiger und vor allem wassersparender sind Mulchsaatverfahren. Sie hinterlassen im Frühjahr einen tragfähigeren Boden, sodass eine zeitige Bestellung möglich ist. Die Regel „Saatbett geht vor Saatzeit“ gilt für Bohnen und Erbsen, da beide auf ungünstige und nasse Bestellbedingungen mit schlechterem Wachstum und Mindererträgen reagieren.
Sofern es die Befahrbarkeit zulässt, können Ackerbohnen bereits ab Mitte/Ende Februar mit einer Saatstärke von 40–50 Kö/m² gedrillt werden. Die Erbsenaussaat kann ab Mitte März erfolgen (70–80 Kö/m²), wenn keine Spätfröste mehr zu erwarten sind. Bei der Sortenwahl sollte eine gute Standfestigkeit Vorrang gegenüber einem hohen Ertrag haben. Wer die Leguminosen innerbetrieblich verwerten will, sollte darüber hinaus auf den Rohproteingehalt achten. Für die Legehennenfütterung bieten sich Sorten mit geringem Vicin- und Convicingehalt an, wie z. B. Tiffany.
Unkraut- und Ungrasbekämpfung
Aufgrund der langsamen Jugendentwicklung sind die Leguminosen wenig konkurrenzstark gegenüber Unkräutern und Ungräsern, die als Spätverunkrautung zu erheblichen Problemen bei der Ernte führen können. Da aktuell die zur Verfügung stehenden Herbizide in Leguminosen eher begrenzt sind, ist der Erfolg der Maßnahmen gegen Unkräuter im Vorauflauf sehr wichtig. Derzeit sind nur bei der Erbse Herbizide gegen zweikeimblättrige Unkräuter im Nachauflauf zugelassen, wohingegen eine Gräserbekämpfung im Nachauflauf bei beiden Kulturen gut möglich ist. Bei einem Anbau im Rahmen des Greenings, ist die mechanische Unkrautbekämpfung eine Alternative. Erbsen können bis zur Verrankung des Bestandes gestriegelt werden. Ackerbohnen können mit entsprechender Sätechnik und weiterem Reihenabstand zusätzlich auch gehackt werden. Für eine gute Wirksamkeit sind hierbei aber trockene Verhältnisse zwingend notwendig.
Vermarktung oder innerbetriebliche Verwertung?
Für einen erfolgreichen ökonomischen Leguminosenanbau ist der erzielte Preis bei Vermarktung bzw. der innerbetriebliche Wert bei eigener Verwertung ein wichtiger Parameter. Daher sollte im Vorfeld die weitere Verwendung der Ernte vorausschauend geplant werden. Neben dem Verkauf an die aufnehmende Hand kann bei reinen Marktfruchtbetrieben der zwischenbetriebliche Handel mit Veredelungsbetrieben sehr interessant sein, da die GVO-freie Fütterung zunehmend an Bedeutung gewinnt. Bei der Verfütterung liegt der Futterwert der Leguminosen zum Teil spürbar über ihren zurzeit am Markt erzielbaren Erzeugerpreisen.
Wirtschaftlichkeit: Deckungsbeitragsrechnungen sind der falsche Weg
Dauerhafte Chancen haben Ackerbohnen oder Erbsen somit nur, wenn unterm Strich die Wirtschaftlichkeit stimmt. Nach wie vor sind Kalkulationen mit Deckungsbeitragsrechnungen maßgeblich für eine Anbauentscheidung ohne die vielen pflanzenbaulichen Vorteile der Leguminose und ihren Vorfruchtwert zu berücksichtigen:
- Nach der Ernte hinterlassen die Körnerleguminosen Reststickstoff für die Nachfrucht im Boden. Abhängig vom Standort und der Witterung belaufen sich die N-Einsparungen zur Nachfrucht auf über 30 kg N/ha.
- Die intensive Durchwurzelung und die gute Bodengare nach Leguminosen ermöglichen eine Reduzierung der Bearbeitungsintensität zur Folgefrucht. Somit können Arbeitsspitzen entzerrt und die Arbeitserledigungskosten gesenkt werden.
- Folgefrüchte reagieren mit Mehrerträgen von 5 bis 10 dt/ha auf die Leguminosenvorfrucht.
Oft werden monetäre Vorfruchtwirkungen (Tab. 2) nicht der Leguminose angerechnet, sondern kommen den entsprechenden Nachfrüchten zugute. Eine kulturartspezifische Deckungsbeitragsrechnung wird den Wechselbeziehungen in einem Anbausystem mit Leguminosen, insbesondere durch die verbesserte Voraussetzung für eine Verringerung der Bodenbearbeitungsintensität, nicht gerecht. Für eine Wirtschaftlichkeitsanalyse eignet sich dagegen die direkt- und arbeitserledigungskostenfreie Leistung (DAL), da hier alle Kosten der Arbeitserledigung mit berücksichtigt werden. Um die Leistungen der einzelnen Kultur besser zu erfassen, muss sich eine betriebs- bzw. standortspezifische Berechnung auf die gesamte Fruchtfolge beziehen.
Grobleguminosen sind konkurrenzfähig
Wenn diese zusammenhängenden Faktoren berücksichtigt werden, können die Leguminosen durchaus in vielen Betrieben mit Getreide konkurrieren. Die Wirtschaftlichkeit von Ackerbohnen bei unterschiedlichen Erzeugerpreisen und Erträgen im Vergleich zu Weizen zeigt die Abb. 1, deren zugrunde liegenden Daten aus Praxisbetrieben des Demonstrationsnetzwerkes Erbse/Bohne aus dem Jahr 2016 stammen.
Weitere Informationen und viele praktische Tipps zum Anbau unter: www.demoneterbo.agrarpraxisforschung.de |
Hier wird deutlich, dass die Leguminosen bei gut ausgehandelten Erzeugerpreisen sogar bei geringeren Erträgen mit dem Winterweizen mithalten können. Zusätzliche Attraktivität können Erbsen und Bohnen bei Einbindung in das Greening oder in Agrarumweltmaßnahmen erhalten.
Katrin Stevens, Petra Zerhusen-Blecher, Bernhard C. Schäfer, FH Südwestfalen, Soest und Jürgen Braun, HfWU-Nürtingen-Geislingen
Bildquelle Bildergalerie: Stevens