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Maissilage: Was tun mit trockengeschädigtem Silomais?

Besonders im Norden, ­Westen und Osten Deutschlands wies der Mais vielerorts Trockenschäden auf. Diese Bestände verhalten sich als Silage jedoch anders als normaler Mais. Daniel Ott, Produktmanager Mais, gibt Tipps für das Silagemanagement.

starke Trockenschäde an Mais
starke Trockenschäde an Mais
Die Symptome der durch Trockenheit geschädigten Bestände reichen von eingerollten Blättern, Wuchsdepression und den Abwurf von Seitentrieben bis hin zu Totalausfällen. Zudem traten auf vielen Flächen Befruchtungsprobleme am Kolben auf. Kolbenloser Mais ist deshalb in diesem Jahr leider keine Seltenheit, ebenso wie ein unvollständiger Kornansatz oder eine Reduktion in der Kornausbildung.

Was ist bei der Silierung zu beachten, welchen Futterwert haben kolbenlose bzw. stark trockengeschädigte Silagen, und welche Handlungsempfehlungen sind daraus abzuleiten?


Einfluss der Erntetemperatur auf die Maissilage
Einfluss der Erntetemperatur auf die Maissilage
Warm einsiliertes Substrat verhält sich anders

Die Silomaisernte erfolgte in diesem Jahr etwa drei bis vier Wochen früher zu normalen Jahren. Nicht die Reifezahl bestimmte die TS-Gehalte als vielmehr die Wasserverfügbarkeit eines Standortes. Erste Ergebnisse aus Versuchen, aber auch von Praxisschlägen zeigen tendenziell zu hohe TS-Gehalte von 38 % bis hin zu über 45 % TS bei deutlich geringeren Erträgen. Einerseits wurde oft die Ernteentscheidung zu weit hinausgezögert, andererseits erfolgte die Abreife zu rasch, sodass es Schwierigkeiten machte, die Silage ausreichend zu verdichten. Erschwerend kam hinzu, dass die Ernte meist bei Lufttemperaturen jenseits der 30 °C eingefahren wurde. Hatte das Substrat einen hohen TM-Gehalt und eine hohe Einlagerungstemperatur, so war der Einsatz eines Siliermittels oft unabdingbar.

Silagen mit hoher Erntetemperatur weisen in der Regel ein anderes Gärsäuremuster auf (vgl. Tab. 1): Der Gehalt an erwünschten Milchsäurebakterien ist geringer, während der Gehalt an Essigsäure und Ethanol höher ist. Auffällig ist bei unserer Probenahme zudem der Besatz an Milchsäure­bakterien, der sich zwischen 1.900 und 130.000 KBE/g FM bewegt (vgl. Tab. 3). Deshalb ist der Einsatz von Siliermitteln in einer „individuellen“ Dosierung vorzunehmen.


Nährstoffgehalte vorzeitig geernteter Mais
Nährstoffgehalte vorzeitig geernteter Mais
Jetzt ist gutes Silagemanagement besonders wichtig

Kommt zu dem Abfall an Milchsäurebakterien noch unzureichende Verdichtung und eine verzögerte Abdeckung hinzu, so steigt das Risiko für Nacherwärmungen stark an. Zwar nimmt die Isoliereigenschaft einer Maissilage mit geringerer Verdichtung ab, dennoch beträgt der Temperaturrückgang warm einsilierter Partien im Schnitt nur 1 °C pro Woche. Temperaturanstiege infolge von Nacherwärmungen auf deutlich über 42 °C können die Milchsäurebakterien stark schädigen, zu Fehlgärungen führen und die aerobe Stabilität des Silostocks beeinträchtigen. Ist das Substrat – auch bei warmen Erntetemperaturen – hingegen gut verdichtet und wird das Silo zügig abgedeckt, so fermentieren die natürlich vorkommenden Milchsäurebakterien vergärbare Kohlenhydrate zu Milch- und Essigsäure. Im Idealfall sinkt der pH-Wert zügig infolge der Umwandlungen auf unter 4,2 ab, stabilisiert die Silage und führt zum Erliegen von bakteriellen Schadkeimen.


Reduzierter Futterwert bei trockenheitsgeschädigtem Mais!

Substrate aus trockengeschädigtem bzw. kolbenlosem Mais sind bzgl. des Futterwertes besonders zu bewerten. Um die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe für die einzelnen Fraktionen bestimmen zu können, wurde im nasschemischen Verfahren kolbenloser Mais untersucht. Tab. 2 stellt die Ergebnisse zu normal entwickelten Silagen gegenüber.

Auffällig ist die Abweichung des TS-Gehaltes vom Optimum in beide Richtungen. Dies war selbst auf Schlag-­ebene durch unterschiedlichste Abreife zu beobachten. Diese Schwankungen stellen hohe Anforderungen an das Silagemanagement. Unter normalen Bedingungen wird der in der Pflanze angestaute Zucker in Stärke umgewandelt und im Kolben eingelagert. Sind aber aufgrund von Befruchtungsstörungen die Kolben nur schwach ausgeprägt, so funktioniert dieser Prozess nur eingeschränkt. Der Stärkegehalt beim kolbenlosen Mais ist in der Silage entsprechend auf niedrigem Niveau, ein hoher Zucker­gehalt jedoch birgt das Risiko der Nacherwärmung. Niedrigere Kolbenanteile führen zudem zu geringeren Energiedichten (5,1 zu 6,5 MJ/kg TS), also einer Verminderung der Futterqualität. Anteilsmäßig deutlich stärker vertreten sind die strukturgebenden Rohfasergehalte.


zum Vergrößern bitte Anklicken
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Besonderes Augenmerk auf die Anschnittflächen richten

Hefepilze sind sehr säuretolerant und können nur allein durch eine pH-Absenkung (Milchsäuregärung) eingedämmt werden. Der Energieverlust im Silo durch Umsetzungsprozesse bei Hefe ist relativ gering. Problematischer ist jedoch der Bereich der Entnahmefläche: Ab einer Zahl von 100.000 KBE/g FM führt der Luftzutritt zu einer explosionsartigen Zunahme der Hefen. Dieser Energieverlust führt zu einer geringeren Verdaulichkeit und die Nacherwärmung beeinträchtigt die Eiweißqualität. Zudem können Schimmelpilze und Bakterien die Qualität der Silage und letztendlich auch die Höhe der Futteraufnahme nachhaltig beeinflussen. Auffällig ist, dass 5 der 6 Proben unseres trockengeschädigten Substrates über der kritischen Schwelle von 100.000 KBE/g FM liegen. Wie bei den Hefen, so kann auch bei Schimmelpilzen durch ein sorgsames Silagemanagement (ausreichende Verdichtung, luftdichte Abdeckung, genügend Vorschub, sauberer Substrateintrag etc.) die Aktivität auf ein akzeptables Maß reduziert werden. Nach der Einlagerung wird die im Silo verbleibende Luft i. d. R. schnell veratmet. Wie bei den Hefen, ist auch bei den Schimmelpilzen die Anschnittfläche kritisch, wo die Pilze bei Lufteintritt zu erneutem Wachstum angeregt werden. Schimmelpilze können nur bei genügendem Sauerstoffangebot die gefährlichen Toxine bilden. Häufigstes Vorkommen in Maissilagen sind Penicillium roqueforti (blaue Schimmelnester) und Monascus ruber (rote Schimmelnester) Arten. Für Maissilage gilt dabei ein Orientierungswert von max. 5.000 KBE/g FM. Da unter optimalen Silierbedingungen ein Großteil dieser feldbürtigen Pilze abstirbt, können erntefrische Produkte auch wesentlich höhere Gehalte aufweisen. Die in unseren Proben bei trockengeschädigtem Mais gemessenen Gehalte betragen zwischen 200 und 4.000 KBE/g FM und stellen somit zunächst kein Problem dar.

Empfehlungen Silagemanagement 2018

  • Warm einsiliertes Substrat sollte mindestens 8, besser noch 10 Wochen durchsilieren.
  • Mittels pH-Indikatorpapier kann die Gärdauer des Silos überprüft werden.
  • Abdeckung des Silos (Folienverletzungen sollten sofort verklebt werden) und die Lage des Beschwerungsmaterials kontrollieren
  • Der Anschnitt muss glatt sein, möglichst nicht in Wind- oder Wetterrichtung.
  • Der Vorschub bei der Entnahme trockengeschädigter Silage sollte 1,5 m im Winter und 2,5 m im Sommer pro Woche mindestens betragen.
  • Wärmebildkameras oder Temperaturmessungen im Silostock geben Aufschluss über Nacherwärmungen.
  • Silageanalysen durchführen, um die Futterration bzgl. der Inhaltsstoffe und des Energiegehaltes besser zusammenstellen zu können; dabei auch unerwünschte Inhaltsstoffe ermitteln und Höchstgrenzen beachten!
  • Geringere Energiegehalte sind ggf. durch einen höheren Kraftfuttereinsatz auszugleichen.
  • Beachten Sie bei der Futtermittelanalyse auch die Fehlgärungen und unerwünschte aerobe Prozesse: Geruch, Farbe und Konsistenz der Silage an der Entnahmefläche beachten!

 

Links zum Thema kolbenloser Mais:

http://www.silierung.de/de/silierung_de/silierung/problembehebung/maissilage_ohne_kolben.html

https://www.topagrar.com/news/Rind-Rindernews-Mais-ohne-Kolben-Wie-genau-ist-die-Futteranalyse-9825187.html

Stand: 19.10.2018