Unterfußdüngung mit Gülle in Mais (oft als Gülle-Strip Till bezeichnet) kann mineralischen Phosphor-Dünger ersetzen und so auch die Düngerbilanz entlasten. Besonders für Regionen wie das Münsterland mit hohem Tierbesatz und Maisanteilen von ca. 38 % in der Fruchtfolge ist diese Düngetechnik daher sehr interessant.
Dies ist der Grund, warum in Versuchen in den letzten Jahren der Fokus auf der organischen Gülleunterfußdüngung in Mais lag. Waren in der Vergangenheit ein Phosphatüberhang von 20 kg je Jahr und Hektar (kg P2O5/ha) möglich, erlaubt die neue Düngeverordnung jetzt max. 10 kg P2O5/ha. Dies lässt kaum noch Raum für die mineralische Phosphatdüngung oder erfordert die Abgabe von Gülle und damit auch wertvollen Nährstoffen wie Ammonium-Stickstoff und Kali aus dem Betrieb.
Bild 1:
Unterschiedliche Reaktion auf Trocken- und Hitzestress; Anfang Juni: links ohne Tiefenlockerung | |
Bild 2: Wuchshöhendifferenz durch Tiefenlockerung, 27.6.2017, ca. 50 cm | |
Bild 3: Durchwurzelung des Bodens am 27.6. im Strip Till mit vorheriger Tiefenlockerung | |
Bild 4: Wurzeltiefen im Strip Till mit und ohne Tiefenlockerung im Frühjahr
Alle Bilder Bildquelle Lenert |
Ertragsniveau enttäuschte – was waren die Gründe?
In den zurückliegenden Jahren zeigten zahlreiche Versuche zu Gülle-Strip Till im Vergleich mit verschiedenen konventionellen Bestell- und Düngungsvarianten, dass selbst ideal durchgeführtes Strip Till ohne Phosphat-Unterfußdüngung „nur“ etwa auf dem Ertragsniveau von konventionell gedüngtem Mais mit Phosphat-Unterfußdüngung liegt (z. B. Laurenz, top agrar 03/2014). Da die Versuchsansteller mit einem höheren Ertragsvorteil gerechnet hatten, wurde nach den Gründen gesucht. Dazu wurden in 2016 Einzelreihen beerntet. Es zeigte sich, dass auch beim Strip Till durch das Gewicht des Güllefasses auf leichten Böden Schadverdichtungen entstehen. Noch größere Schadverdichtungen entstehen durch die Radlast beim Maislegen, was in der Fahrspur zu einem Ertragsrückgang von bis zu 20 % führen kann (Laurenz, Wochenblatt 11/2017).
Die Versuchsfläche liegt auf einem leichten Boden mit 20 Punkten, der über einen relativ hohen Feinsandanteil verfügt und daher zur Dichtlagerung neigt. Die Versorgung mit Grundnährstoffen liegt bei pH-Wert, P2O5 und K2O jeweils in C. Anfang September wurde nach einer Güllegabe von etwa 12 m³ Schweinegülle (50 kg/ha NGes; 40 kg/ha NH4-N) mit einem Tiefenlockerer auf 25 cm Tiefe gelockert und anschließend Ölrettich mit einer Aussaatstärke von 20 kg/ha gesät. Trotz dieser Maßnahmen wurde bei einer Bodenuntersuchung Anfang März im Vorfeld der Versuchsanlage eine Pflugsohlenverdichtung in einer Tiefe von 30 cm lokalisiert. Es war also notwendig, den Versuchsplan anzupassen und ihn um eine Tiefenlockerung bis 35 cm Tiefe zu erweitern.
Versuchsfaktoren
1. Bodenbearbeitung:
B1) Betriebsüblich: Gülle-Breitverteilung mit Schleppschlauch, volle Aufwandmenge Nitrifikationshemmer, Kurzscheibenegge zur Einarbeitung, Aussaat mit Tiefenlockerer (25 cm) vor Kreiselegge (KE) und vierreihigem Maislegegerät
B2) Reduzierte Bodenbearbeitung im Frühjahr (Kurzscheibenegge): Gülle Breitverteilung mit Schleppschlauch, volle Aufwandmenge Nitrifikationshemmer, Einarbeitung durch Kurzscheibenegge, Aussaat mit achtreihiger Mulchsaatdrille
B3) Strip Till: Gülle-Strip Till mit achtreihigem Gerät, halbe Aufwandmenge Nitrifikationshemmer, Aussaat mit achtreihiger Mulchsaatdrille
2. Mineralische Unterfußdüngung:
UFD - : Keine Unterfußdüngung
UFD + : 48 kg/ha DAP (8,6 kg/ha N; 22 kg/ha P2O5)
3. Tiefenlockerung: Auf 35 cm im Frühjahr, quer zur Saatrichtung in 15-m-Beeten:
TL - : Keine Tiefenlockerung
TL + : Tiefenlockerung
Die parzellenweise Tiefenlockerung wurde am 7. April durchgeführt. In allen Varianten erfolgte die Ausbringung von 30 m³/ha Schweinegülle am 11. April. Das entspricht einer Nährstoffmenge von 124 kg/ha NGes, 99 kg/ha NH4-N; 59 kg/ha P2O5 und 85 kg/ha K2O. Am 21.4. wurde der Mais aller Varianten mit einer Aussaatstärke von 8,3 Körnern/m² gelegt.
Verdichtungen kosteten Ertrag
Durch die sehr kühle Witterung im April und der ersten Maiwoche ist der Mais erst nach einem Temperaturanstieg in der zweiten Maiwoche aufgelaufen. Ab dem Auflaufen herrschten jedoch optimale Wachstumsbedingungen. Durch die sehr niedrigen Niederschläge im gesamten Westen war der Mais Ende Juni starkem Trocken- und Hitzestress ausgesetzt (vgl. Bild 1). Dabei zeigte sich ein deutlicher optischer Unterschied zwischen den Varianten mit und ohne Tiefenlockerung und der Wuchshöhenunterschied zum 27.6. betrug ca. 50 cm (vgl. Bild 2)! Bild 3 zeigt sehr deutlich die gute Durchwurzelung des tiefengelockerten Maises (bis über 80 cm). In der nicht gelockerten Vergleichsparzelle wurden nur vereinzelt Wurzeln unterhalb der Sohlenverdichtung auf etwa 25 bis 30 cm gefunden (Bild 4). Viele Wurzeln knickten in dieser Tiefe ab und wuchsen dann horizontal weiter, sodass der Raum unterhalb der Verdichtung den Pflanzen praktisch nicht zur Verfügung stand. Am 25.9. erfolgte eine Handbeerntung von 5 m² je Parzelle. Die Relativerträge der Varianten sind in Abb. 1 dargestellt.
Die Tiefenlockerung beim Strip Till (B3) und bei der Kurzscheibeneggenvariante ohne Unterfußdüngung (B2) erzielten Ertragsvorteile von 9 bis 10 %. In der unterfußgedüngten Variante konnte im Strip Till kein Mehrertrag realisiert werden, bei der Mulchsaat (B2) jedoch über 4 %. Erstaunlicherweise hat die Unterfußdüngung in den tiefengelockerten Varianten einen Minderertrag zwischen knapp 2 % und etwas über 4 % erbracht. Vermutlich, weil der unterfußgedüngte Mais mit einer etwas schnelleren Jugendentwicklung in der heißen, trockenen Woche Ende Juni sensibler reagiert hat als der etwas spätere Mais ohne Unterfußdüngung.
Fazit
Der Versuch bestätigt einmal mehr, dass Verdichtungen unter Mais ertragswirksam sind. Zu Dichtlagerung neigende Böden sollte man regelmäßig mit der Bodensonde überprüfen und ggf. über eine einmalige tiefere Lockerung nachdenken. Mehrmalige Tiefenlockerungen sind jedoch nicht zu empfehlen, denn dadurch werden die Kapillarität und das Bodenleben negativ beeinflusst.
Ob die Ertragseffekte ein einjähriges Phänomen eines witterungstechnisch extremen Jahres sind oder sich wiederholen lassen, soll in Anschlussversuchen überprüft werden.
* Die Versuche wurden mit Stefan Schulte-Übbing, Modellbetriebsberater Wasserrahmenrichtlinie,und dem Landwirt Jan Bromenne, der die Flächen zur Verfügung stellte, durchgeführt.