Seit einigen Jahren nimmt der Betrieb Hagemeyer an dem in NRW etablierten Förderprogramm für mehrgliedrige Fruchtfolgen teil. Hier verpflichtet sich der Antragsteller, mindestens fünf Hauptfruchtarten für mindestens fünf Jahre anzubauen. Je Hektar förderfähiger Ackerfläche erhält der Betrieb dann 90 €, bei Anbau reiner großkörniger Leguminosen mit einem Anteil von mind. 10 % erhöht sich diese Prämie auf 125 €. Der Anteil einer Hauptfrucht muss zwischen 10 und 30 % der Ackerfläche liegen, mindestens 10 % der Ackerfläche entfällt zwingend auf Leguminosen oder ein Gemenge, das Leguminosen enthält.
Am Standort Rödinghausen (Nähe Bielefeld) produziert Joachim Hagemeyer vor allem Energiemais für seine 500 kW Biogasanlage, Zuckerrüben, Winterweizen, Triticale und Wintergerste. Nach Gerste folgt eine Zwischenfrucht, je nach Standort eine Ölrettich-Senfmischung, Sommertriticale oder Blumenkohl bzw. Speisesteckrüben.
Sommerleguminosen pur: wenig ertragstreu
Zunächst versuchte der Betriebsleiter, Leguminosen in Reinkultur anzubauen. Da sich die Sommerackerbohnen sortenunabhängig allerdings als wenig ertragstreu erwiesen, schwenkte er vor einigen Jahren auf die ertragsstabileren Winterackerbohnen um. Hier kam es jedoch nach Ende der Blüte zu einer schwer kontrollierbaren Spätverunkrautung mit Klette. „Zur Ernte wurde sogar eine Sikkation notwendig. Eine Kultur, die eine solche Maßnahme notwendig macht, passt nicht auf unseren Betrieb“, denn Hagemeyer versucht, über das Anbauverfahren Pflanzenschutzmittel zu reduzieren.
Der erste Gemengeanbau war eine Notlösung
2015 stellte der Betriebsleiter einen Verlängerungsantrag auf vielfältige Fruchtfolgen bei der Landwirtschaftskammer, dessen Bewilligung jedoch auf sich warten ließ. Als sie dann Anfang 2016 endlich kam, musste neu geplant werden. Ungewöhnliche Situationen erfordern manchmal ungewöhnliche Maßnahmen: Jetzt wurden in einen bereits bestehenden Triticalebestand mit Maisdrille und Scheibenschar Sommererbsen gesät. Diese „Notmaßnahme“ entwickelte sich einigermaßen zufriedenstellend, auch wenn die Triticale für ein Gemenge etwas zu dicht stand und die Entwicklung der Erbse, die mit einem Gesamtanteil von 40 % gesät werden musste, daher unter den Möglichkeiten blieb.
Trotzdem wurden die Vorteile des Gemenges deutlich: Wo die Triticale schwächelte, glich die Erbse aus, sodass eine insgesamt sehr gleichmäßige Massebildung stattfand. Hinzu kam die grundsätzliche Nutzungsflexibilität: Drusch, wenn Schweinefutter gebraucht wird, Ganzpflanzensilage-Nutzung für die Biogasanlage, wenn genug Futter vorhanden ist.
Allerdings ist die GPS-Ernte im Rahmen des Förderprogrammes nicht ganz unproblematisch, denn eine Hauptkultur muss bis zum 15. Juni auf der Fläche erkenn- bzw. auffindbar sein. Eine GPS-Beerntung erfolgt unter Umständen jedoch vor diesem Termin. In dem Fall muss eine Absprache mit der Landwirtschaftskammer erfolgen. „Für eine Vermarktung des gedroschenen Gemenges gibt es hier leider keine Vermarktungsstrukturen, obwohl es sich ja um hochwertiges Futter handelt“, bedauert Hagemeyer.
Ernte 2017: Gemenge mit Wintererbse
2016 wurde das Projekt Gemenge von vorneherein anders angegangen: Mit Wintertriticale und Wintererbse. Die Anregung hierzu kam aus der Ausgabe 1/2016 dieser Zeitschrift, die über einen Betrieb berichtete, der sehr gute Erfahrungen mit dieser Form des Gemengeanbaues gemacht hatte. Nach der Maisernte erfolgte ein Schlegeln der Stoppeln und eine gründliche Bodenbearbeitung mit Grubber bis 20 cm Tiefe. Mit einer pneumatischen Drillmaschine mit großen Rollscharen und erhöhtem Schardruck wurde die Wintererbse (Sorte James) zusammen mit der Wintertriticale am 29. September auf ca. 4–5 cm Saattiefe in einem Verhältnis von ca. 60:40 ausgedrillt (ca. 110 kg/ha Triticale und ca. 70 kg/ha Erbsen).
Die Saattiefe von 4–5 cm ist ein Kompromiss zwischen den Kulturen. Der am 16.11.2016 ausgezählte Bestand zeigt aber deutlich, dass Erbse und Getreide gut und gleichmäßig aufgelaufen sind. Die gleichmäßige Pflanzenverteilung weist darauf hin, dass keine nennenswerte Entmischung der unterschiedlich großen Saatkornfraktionen stattgefunden hat.
Bestandesführung ist immer ein Kompromiss
Mit der Stickstoffdüngung – ebenfalls ein Kompromiss zwischen beiden Kulturen – ist Joachim Hagemeyer vorsichtig: „Hier ist Vorsicht geboten; damit die Erbse nicht zu sehr benachteiligt wird, muss man deutlich weniger düngen als in Triticale-Reinbeständen.“ Auch die Standfestigkeit des Getreides ist ein wichtiger Aspekt. „In einem solchen Gemenge ist ein Wachstumsreglereinsatz zurzeit nicht zugelassen, man muss also alles daran setzen, die Standfestigkeit der Triticale zu verbessern. Eine verhaltene Stickstoffdüngung einerseits und eine gute Kaliversorgung andererseits bei gleichzeitig nicht zu dichten Beständen sind die wichtigsten Maßnahmen“, führt der Landwirt aus.
Betriebsübersicht: AKH: 3 plus Azubi Marktfrucht- und Futterbaubetrieb mit Ferkelaufzucht und Schweinemast Biogasanlage 500 kW, NaWaRo, Gülle 100–127 üNN 25–79 BP, keine wechselnde Böden Besonderheiten: keine, außer gelegentlichen Starkregenereignissen mit Erosion/Verschlämmungen
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Die für 2017 angedachte Düngermenge hat Hagemeyer noch nicht geplant, denn darüber entscheiden die betriebsüblichen „Ortskontrollfahrten“. „Im Frühjahr fahre ich regelmäßig raus und kontrolliere die Bestände, um dann – der Bestandesentwicklung entsprechend – Düngemaßnahmen zu entscheiden“, erläutert er. Die grundsätzliche Strategie jedoch steht fest: Eine Frühjahrsdüngung mit ASS stellt die Versorgung des Getreides mit schnell verfügbaren Stickstoff und Schwefel sicher. Später folgt eine verhaltene Gärrestdüngung. „Wir düngen keine Schweinegülle, sondern ausschließlich den Gärrest, weil sich das u.a. positiv auf den pH-Wert des Bodens auswirkt und für die Pflanzen verträglicher ist“, hat der Betriebsleiter beobachtet. „Dann haben wir auch noch Luft für eine eventuell notwendige und sehr gezielte Spätdüngung.“ Das Ziel ist klar: Nicht zu viel düngen, um die Erbse nicht zu benachteiligen, ausreichend viel düngen, um die Triticale nicht zu sehr auszubremsen und den Gesamtertrag zu sichern. Als „wichtigste Pflanzenschutzmaßnahme“ bezeichnet Hagemeyer den Einsatz von 3 l/ha Boxer und 2 l/ha Stomp Aqua.
„Müsli für Bakterien“
Sollte als GPS geerntet werden, folgt die Zwischenfrucht Sommertriticale. Falls doch gedroschen wird, wird nach dem Gemenge Wintergerste stehen. „Bei der Sommertriticale als Zwischenfrucht zählt jeder Tag – die Aussaat muss quasi direkt nach der Ernte der Vorfrucht erfolgen – und dann mit hohen Saatstärken um die 400 Kö/m²“, sind Hagemeyers Erfahrungen. Dann allerdings bringt Sommertriticale zufriedenstellende Masseerträge und wird zusammen mit dem Energiemais und den Zuckerrüben geerntet und siliert. Das erfordert eine hohes Maß an Organisation und Manpower: Sechs bis sieben Ladewagen, zwei Häcksler und mehrere Schlepper zum Festfahren sind permanent im Einsatz. Doch Hagemeyer schwört auf den Mix aus Zuckerrüben, Mais und Triticale: „Das ist bestes Müsli für die Biogasbakterien – das lohnt diesen Aufwand in jedem Fall.“
Fazit
Auch dieser Betrieb zeigt, dass vielfältige Fruchtfolgen und ein ausgeklügeltes Management nicht nur zur Erfüllung staatlicher Vorgaben oder der Förderprogramme der Länder dienen, sondern in ihrer Gesamtheit maßgeblich zum Betriebserfolg beitragen können. In dem zugrunde liegenden Gespräch wurde aber auch deutlich, dass viel organisatorischer Aufwand damit verbunden ist.
Dr. Anke Boenisch und Klaus Schulze Kremer