Aktuelle Ausgabe 01/2024

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Fütterung: Mit Hafer gegen Federpicken

Eine faserreiche Fütterung mit einem gewissen Haferanteil hält den Darm der Legehennen stabil, stärkt ihr Immunsystem und macht die Herde ruhiger. In der Folge sinkt die Tendenz zum Federpicken.

Ungestresste Hühner, gesund ernährt: kein Federpicken
Ungestresste Hühner, gesund ernährt: kein Federpicken
Dies ist die zentrale Aussage eines Artikels der „agrarzeitung*”, den wir mit freundlicher Genehmigung hier gekürzt wiedergeben.

Bundesweit laufen in den Erzeugerbetrieben Vorbereitungen, um auf das Schnabelkürzen zu verzichten. Denn die Mitglieder der Verbände Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft, Bundesverband deutsches Ei und Verband deutscher Putenerzeuger haben in einer freiwilligen Erklärung kundgetan, ab Januar 2017 den Tieren die Schnäbel nicht mehr zu kürzen. Damit diese Umstellung ohne Komplikationen verläuft, müssen die Voraussetzungen geschaffen werden.


Erste Erfahrungen aus der Praxis sind positiv

Der Praktiker Dietrich Vriesen, der im Westmünsterland ca. 120.000 Legehennen in Bodenhaltung hält, nimmt einerseits mit einer Herde an einem Pilotprojekt für lange Schnäbel teil. Andererseits hatte er seine eigenen Herden bereits im Sommer 2016 umgestellt und setzte dabei auf ein bestimmtes Fütterungskonzept, das sich in der Praxis bereits bewährt hat und zu weniger Federpicken führt. Dadurch sind die Hühner weniger aggressiv und ihr Immunsystem wird stabiler.

Entwickelt wurde dieses Fitnesskonzept von Wissenschaftlern der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, auch Prof. Friedhelm Jaeger von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen war daran beteiligt. Die Wissenschaftler fanden heraus, dass das Federpicken die Folge eines instabilen Magen-Darm-Traktes und einer mangelnden intestinalen Bakterienflora ist. Dadurch entzündet sich das Gefieder der Tiere, die Kiele der Federn sind geschädigt und in der Folge leiden die Tiere unter Juckreiz. Mit gegenseitigem Federpicken streben die Tiere dann nach Erleichterung.

Bisher vertrat man die Auffassung, dass die Verhaltens­störung Federpicken vornehmlich durch schlechtes Stallklima und zu hohe Besatzdichten verursacht würde. Jetzt hat sich gezeigt, dass sie auch bei optimalen Haltungsbedingungen vorkommt – wenn nicht über ein Fütterungskonzept gegengesteuert wird.


Ein gewisser Anteil Hafer im Futter hilft gegen Federpicken.
Ein gewisser Anteil Hafer im Futter hilft gegen Federpicken.
Auf die Mischung kommt es an

Die Komponenten des neuen Fütterungskonzeptes sind entscheidend: Mindestens 6 % Prozent Rohfaser (RF) sollten enthalten sein, bei einem Verhältnis von weicher und harter RF von 50/50. Als harte RF-Komponenten eignen sich Haferschalen, als weiche Komponente z. B. Sojabohnenschalen. Entscheidend für eine ruhige Herde, die weniger pickt, ist auch der Haferanteil der Ration: Prof. Jaeger empfiehlt einen 10%igen Anteil von Hafer und grob gebrochenen Mais. Andere Bestandteile können in der üblichen Praxis verwendet werden.


Höhere Futteraufnahme, gesündere Tiere

Das Futter wird über acht über den Tag verteilten Fütterungsphasen verabreicht. Die ausgewogene Ernährung mit dem höheren Rohfaseranteil animiert die Tiere zu einer höheren Futteraufnahme: Diese liegt mit 125–130 g/Tier/Tag um ca. 10 g höher als bei der herkömmlichen Fütterung. Die Wissenschaftler haben zudem beobachtet, dass sich die Darmaktivität verbessert, der Stoffwechsel angeregt wird und die Federkiele intakt sind, sodass die Tiere die Federn nicht mehr so leicht herausziehen können. Außerdem sind die Wissenschaftler der Ansicht, dass diese Diät sich positiv auf die Blinddarmfermentation auswirke und das Immunsystem stimuliere.

Teureres Futter rentiert sich Prof. Jaeger betont, dass mehr Faser im Futter zwar teurer sei, das könne aber durch die Einsparung von Energie und Rohprotein teilweise kompensiert werden.

Zudem hat man ausgeglichenere Tiere im Stall!

Stand: 27.12.2016