Für schnelle Leser/innen (Kurzfassung): In dieser Reportage wird ein Betrieb mit intensive Silomaisfruchtfolg vorgestellt, der mit Hilfe von vielen, teils sehr innovativen Maßnahmen, sicherstellt, dass der Boden fruchtbar und ertragreich bleibt. Unter anderem wird auf dem pfluglos arbeiteten Betrieb mit unterschiedlichen Bestandesdichten und dazu passenden Silomaissorten experimentiert. So konnten Herbizidmengen nachweislich reduziert werden. Es gibt je nach Standortgüte unterschiedliche Anbauverfahren, die beschreiben werden. Der Einsatz von Zwischenfrüchten ist Standard, auch Untersaaten in Mais konnten sich etablieren. Darüber hinaus werden neuere Techniken wie Strip-Till auf den hierfür geeigneten Flächen eingesetzt. |
Detaillierte Fassung:
Felix Wierling ist technikaffin, experimentierfreudig und zudem reiselustig. Daher hat er sich auch für seinen Master in Agrartechnik gerne in der „Agrarwelt“ anderer Länder umgesehen. Aus Australien, Lettland, England und Brasilien, aber auch aus Dithmarschen und Süddeutschland hat er u.a. die Erkenntnis mitgebracht: Wer nicht bereit ist, etwas auszuprobieren, der wird sich nicht verändern – und der kann sich auch nicht weiterentwickeln. „Wir probieren hier sehr viel aus – obwohl wir oder gerade weil wir im Grunde im Nebenerwerb wirtschaften. Dabei ist der Betrieb zu groß für einen reinen „Hobby“betrieb.“ Die stark unterschiedlichen Böden sind dabei für das Münsterland typisch, „hier fährt man oft von Sand bis tonigem Lehm, von 25 bis 65 Bodenpunkten, und das auf weniger als 30 Metern.“
Als Hauptkulturen stehen auf den eher leichteren Standorten Mais und Winterweizen im Verhältnis 2/3 zu 1/3, auf den eher lehmigen Böden ist der Mais vor Winterweizen und Wintergerste platziert, die seit 2016 stellenweise dem Winterraps weichen musste. Der gesamte Silomais wird für eine nahe gelegenen Biogasanlage produziert, von der Gärrest als Dünger zurückkommt. Zusätzlicher organischer Dünger stammt aus Schweine- und Rinderbetrieben der Umgebung.
Pfluglos: mehr Bodenleben, weniger Zeitaufwand
Seit 2009 arbeitet der Betrieb pfluglos. „Das schlagkräftigste Argument auf den Pflug zu verzichten – gerade vor dem Hintergrund Nebenerwerb – war die Zeit- und damit Kostenersparnis. Und ich habe in pfluglosen Betrieben gesehen, wie viel mehr Bodenleben in einem langjährig ungepflügten Boden stecken kann, wie viel tragfähiger die Böden werden“, erläutert Wierling die Gründe für den Pflugverzicht. „Wir gehören immer zu den ersten, die Gülle ausbringen können und haben auch bei der Maisernte seltener Probleme mit der Befahrbarkeit.“
Außerdem hat er beobachtet, dass der Wasserhaushalt seitdem ausgeglichener ist. Zwar sei auch sein Raps 2016 durch die fehlenden Niederschläge bedingt nicht optimal aufgelaufen, aber doch deutlich gleichmäßiger als der auf gepflügten Flächen von vergleichbarer Bodengüte. „Die Wurzeln der jungen Pflanzen wuchsen schnell aus den ausgetrockneten oberen Bodenschichten heraus – dank der lockeren Bodenstruktur und der vielen Regenwurmgänge“, ist sich der Agrarwissenschaftler sicher.
Zwischenfrüchte: Humusbringer, N-Fixierer, Arbeitszeitsparer
Zwischenfrüchte hatten auch schon immer einen festen Platz im Betrieb. Waren es früher vor allem reiner Senf nach Getreide und Grünroggen nach Mais (Mais/Mais), sind es heute vor allem Zwischenfruchtmischungen, die zum Einsatz kommen. Die Mischungen nach Getreide enthalten 2–3 Komponenten und werden seit 2015 auf Teilflächen in Direktsaat ausgebracht. „Nach spätem Mais reicht die Zeit nicht mehr für die Etablierung einer Zwischenfruchtmischung aus. Hier kommt daher nach wie vor Grünroggen zum Einsatz, der zudem den Vorteil hat, Unkräuter hervorragend zu unterdrücken. Wir haben hier mit der Sorte Protector sehr gute Erfahrungen gemacht.“
Im Frühjahr 2016 wurde zudem das erste Mal die Mischung viterra® UNTERSAAT mit der Gülle in den Mais ausgebracht, um den Boden zu begrünen und Nährstoffe zu speichern. Auch in 2017 ist wieder die Etablierung einer Untersaat in Teilen der Maisbestände geplant.
Durch die Abfuhr von Getreidestroh – nur 1/3 vom Stroh verbleibt auf den Flächen – und den Anbau von Humus zehrendem Mais, sind gerade die Zwischenfrüchte besonders wichtig für den Humusaufbau. Das Bodenleben wird gefördert und bindet wirkungsvoll den restlichen Stickstoff. „In Kombination mit der pfluglosen Bestellung ist der Boden so locker, dass selbst an den Lehmstellen die Bodenkluten in der Hand zerfallen – maschinell nachhelfen muss man hier nicht mehr. Diese Arbeit nehmen mir die Wurzeln und das Bodenleben, speziell die Würmer ab“, zeigt sich der Betriebsleiter zufrieden.
Strip-Till: gut platzierte, sparsame Düngung
Der Betrieb liegt im Grundwasser-Einzugsgebiet der Gelsenwasser AG (Kat. II). Alle ackerbaulichen Maßnahmen dienen auch deshalb dem Ziel, grundwasserschonend Pflanzenschutzmaßnahmen durchzuführen und im Optimalbereich zu düngen. Das durch die Beratung empfohlene Herbizidsplitting in Mais hat sich durchaus bewährt, um den Unkraut- und Ungrasdruck im Griff zu behalten.
Im Mais auf schüttfähigen Standorten kommt Strip Till ohne weitere Bodenbearbeitung zum Einsatz. Die so ausgebrachte Gülle (je nach Boden 35 bis 40 m³/ha) ist mit Piadin® stabilisiert. Ein wesentlicher Vorteil dieses Verfahrens ist die frühe Gülleausbringung ggf. schon ab März. Dabei ist die exakte Platzierung des „Gülleband“ in der Tiefe unterhalb des Korns für das Wachstum der jungen Pflanzen und für die Vermeidung unnötiger Auswaschungsverluste sehr wichtig.
Das Strip-Till-Verfahren kommt zwar erst seit 2015 zum Einsatz, zeigte aber schon im ersten Jahr klare Vorteile. „Wir können so den Mais sehr zeitnah nach der Gülleausbringung säen. Die Saat kann zudem etwas flacher erfolgen, sodass die Pflanzen sehr schnell auflaufen und die Bestände schneller schließen. Das mindert den Unkrautdruck und ich bin auch mit den Erträgen sehr zufrieden. Mit diesem Verfahren lassen sich Dünger, Zeit und Wasser sparen, und die bestehende Struktur des Bodens erhalten.“
Über die Saatstärken zu weniger Herbizideinsatz
Zusätzlich experimentiert der Betrieb mit unterschiedlichen Reihenweiten im Mais: 75 cm auf leichten Böden bzw. 45 cm auf den schweren Standorten (s. Tab. 1). Bei Engsaaten schließen die Bestände schneller und unterdrücken die Unkräuter. Oft kann so die zweite Herbizidbehandlung komplett entfallen – das ist gut für die Umwelt, den Geldbeutel und das Arbeitszeitkonto. Wäre Hirse hier jedoch ein Problem, wäre diese Herbizidreduktion sicher schwieriger.
Welche Maissorten sind geeignet?
Muss man bei dieser Produktionstechnik bei der Sortenwahl bestimmte Eigenschaften in den Vordergrund rücken? „Hier braucht es frohwüchsige Sorten mit einer zügigen Jugendentwicklung“, ist sich Felix Wierling sicher. Daher achtet er bei der Sortenwahl neben Reifezahl, Nutzungsschwerpunkt und Stärkeertrag vor allem auf die Jugendentwicklung. Die S 260iger Sorte Susann steht seit Jahren im Betrieb, und bei ihr ist es immer wieder die Kolbenleistung, die überzeugt. „Wir werden nach Frischmasse je Hektar gerechnet auf 33 % TS ab Feld bezahlt – nicht nach Hektar. Selbst in diesem Jahr, wo der Mais besonders auf den schweren Böden litt, brachte Susann 50–55 Tonnen Frischmasse pro Hektar. Und dies ganz sicher vor allem über den Kolben, denn auch Susann blieb wegen des ungünstigen Witterungsverlaufes in der Restpflanze relativ kompakt.“ Nach Sortenwechsel steht ihm nicht der Sinn, denn: „Was soll ich bei mehr als 80 Sorten im mittelspäten Segment groß rumexperimentieren, wenn ich mit meinen jetzigen Sorten zufrieden bin?“
Fazit
Sinkende Maiserträge nach jahrelanger intensiver Silomaisproduktion aufgrund schwindender Humusgehalte und schlechter Bodenstruktur lassen sich vermeiden. Man muss alles im Auge behalten: Arbeitswirtschaft, Humus- und Nährstoffhaushalt, Grundwasserschonung, das Erreichen hoher Erträge. Neue Dünge- und Bodenbearbeitungsverfahren sowie Greening helfen dabei, effektiven Pflanzenbau zu betreiben.
Dr. Anke Boenisch und Klaus Schulze Kremer
Betriebsübersicht: Senden OT Ottmarsbocholt bei Münster (NRW)
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