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Die Düngerqualität bestimmt das Streuergebnis

Für eine gleichbleibend gute Quer- und Längsverteilung bei der Mineraldüngerausbringung ist eine hohe Düngerqualität Grundvoraussetzung. Wie man Qualität erkennt und Dünger richtig lagert, beschreibt Ulrich Lossie (DEULA-Nienburg).

Kurzfassung für schnelle Leser/innen

Grundsätzlich ist loser Dünger vielen Risikofaktoren bei Transport und Lagerung ausgesetzt – eine garantierte Qualität ist daher schwer zu realisieren. Aufgrund dieser vielfältigen, oft auch nicht vermeidbaren Faktoren, lassen sich unterschiedliche Düngerqualitäten nicht vermeiden. Daher ist es besonders wichtig, selbst Qualitätsmerkmale zu überwachen und Wareneingangskontrollen durchzuführen.

Dazu gehört unter anderem auch, das Düngerlager des Handels zu beurteilen, um daraus Rückschlüsse auf die zu erwartende Düngerqualität abzuleiten

Folgende Punkte sind bei der Einlagerung in ein Flächenlager zu beachten:

  • Lange punktuelle Einlagerung vermeiden (Entmischung)
  • Feuchtigkeitsundurchlässige Boden sicherstellen (Beschichtung)
  • Feuchtigkeitsundurchlässige Seitenwände sicherstellen (Folie oder Beschichtung)
  • Einlagerung bei hoher Luftfeuchtigkeit vermeiden
  • Türen und Tore während der Lagerperiode geschlossen halten
  • Sofortige Abdeckung (lichtundurchlässige Folie mit verklebten Stoßstellen)
  • Lange Lagerdauer (> 6 Monate) vermeiden
  • Harnstoff getrennt von KAS-, NP- und NPK-Düngerlagern

Detaillierte Fassung:

Düngemittel werden vom Kunden in erster Linie nach Preis eingekauft. Qualitätsmerkmale werden im Vorfeld selten erfragt und sind zudem vonseiten der Hersteller nicht einmal definiert. Dabei beeinflussen Parameter wie Kornhärte, Korngrößenverteilung und Oberflächenbeschaffenheit massiv die Flugeigenschaften der jeweiligen Düngerarten, damit direkt den Ernährungszustand des Pflanzenbestandes und somit die Ertragsstruktur.


Viele Risikofaktoren – schwierige Qualitätsgarantie

Für den Handel ist es schwer, definierte Merkmale zu garantieren, denn die physikalischen Eigenschaften schwanken von Produktionsstandort zu Produktions­standort und verändern sich durch jeden Umschlag ein wenig mehr zum Negativen. Die Düngerhersteller sta­bilisieren die Kornoberflächen zwar oftmals mit einem sogenannten „Coating“, um Merkmale wie Feuchtigkeitsaufnahme, Abrieb und Klumpenbildung zu reduzieren, können aber mit diesem Verfahren nur begrenzt Probleme vermeiden. Führt man sich den Weg der Ware vom Hersteller bis zum Düngerstreuer vor Augen, wird deutlich, wie viele Unsicherheitsfaktoren in der Lieferkette bestehen. Nicht selten ist die Ware bis zur Ausbringung mehrere 1.000 Kilometer unterwegs gewesen und ist bis zu 12 Mal umgelagert worden. Die Produktqualität leidet besonders durch einen häufigen Warenumschlag bei hoher Luftfeuchtigkeit sowie eine lange Lagerdauer mit schlechtem Feuchtigkeitsschutz.


Mögliche Ursachen für Qualitätsverluste auf dem Transportweg

  • Undichte Schiffslagerräume
  • Warenumschlag bei Regen oder Nebel
  • Hohe Düngertemperaturen
  • Unsaubere Transportmittel
  • Offene Fördertechnik (Förderbänder u. a.)
  • Fördertechnik mit hoher mechanischer Düngerbeanspruchung (z. B. Elevatoren)
  • Überfahren der Ware beim Ladevorgang


Wichtig: Qualitätskontrolle vor dem Kauf

Da es sich bei den meisten Düngern um wasserlösliche Salze handelt, haben diese bei Kontakt mit der Umgebung das Bestreben, Feuchtigkeit anzuziehen. Der Umfang der Wasseraufnahme ist dabei von den Faktoren Düngertemperatur, Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit, Kontaktfläche und Düngerart abhängig. Bei einer Luftfeuchtigkeit von 60 % ist bei vielen Düngern wie z. B. KAS und NPK schon ein kritischer Wert erreicht. Bei Harnstoff, DAP und SSA wird ab ca. 75 % rel. F. die kritische Luftfeuchtigkeit erreicht.

Da der Handel nun mal aus Kostengründen beim Umschlag von Düngemitteln keine Rücksicht auf die Wetterverhältnisse nehmen kann und viele weitere Faktoren die Düngerqualität beeinflussen, lassen sich unterschiedliche Düngerqualitäten nicht vermeiden. Daher ist es für Landwirte besonders wichtig, selbst Qualitätsmerkmale zu überwachen und Wareneingangskontrollen durchzuführen. Parameter wie Staubanteil und Bruchkorn lassen sich manchmal schon mit dem bloßen Auge erkennen. Staub ist sowohl mit Scheibenstreuern als auch mit einem Pneumatikstreuer nicht gezielt verteilbar.

Folgende Punkte sind bei der Einlagerung in ein Flächenlager zu beachten:

  • Lange punktuelle Einlagerung vermeiden (Entmischung)
  • Feuchtigkeitsundurchlässige Böden sicherstellen (Beschichtung)
  • Feuchtigkeitsundurchlässige Seitenwände sicherstellen (Folie oder Beschichtung)
  • Einlagerung bei hoher Luftfeuchtigkeit vermeiden
  • Türen und Tore während der Lagerperiode geschlossen halten
  • Sofortige Abdeckung (lichtundurchlässige Folie mit verklebten Stoßstellen)
  • Lange Lagerdauer (> 6 Monate) vermeiden
  • Harnstoff getrennt von KAS-, NP- und NPK-Düngern lagern

Ein Blick ins Düngerlager des Lieferanten verrät viel über Lagerbedingungen und Qualität der Ware.
Ein Blick ins Düngerlager des Lieferanten verrät viel über Lagerbedingungen und Qualität der Ware.

Durchtreten durch das Sieb würde zu einer ungleichmäßigen Verteilung führen.
Durchtreten durch das Sieb würde zu einer ungleichmäßigen Verteilung führen.

Zur genaueren Bestimmung der physikalischen Eigen­schaften bieten einige Düngerstreuerhersteller über den Ersatzteilvertrieb Schüttelboxen und Kornhärtetester an. Sofern der Düngerlieferant keine Qualitätsparameter angibt, können Durchschnittswerte bei den Streuerherstellern erfragt bzw. aus den Streutabellen abgelesen werden. Wichtig ist bei der Entnahme von eigenen Qualitätsproben die korrekte Probenahme. Am besten erfolgt diese aus einem fließenden Düngerstrom. Sofern eine Probenahme aus einem Haufwerk erfolgen soll, ist eine Probenahme-Lanze unbedingt erforderlich.

Die Nährstoffgehalte der Düngemittel sind in der Praxis selten ein Problem, diese werden durch die Düngemittelverkehrskontrolle überwacht und sind selten beanstandungswürdig. Aber vor jedem Kauf sollte man sich über die wichtigsten Qualitätsmerkmale informieren. Zumindest der Hersteller, die mittlere Korngröße, Staubobergrenzen und das spezifische Gewicht sollten bekannt sein. Außerdem verrät ein Blick in das Lager des Lieferanten viel über die gehandelte Düngerqualität.


Big Bags haben oft eine bessere Qualität

Kornhärte und Druckbeständigkeit ausgewählter Dünger
Kornhärte und Druckbeständigkeit ausgewählter Dünger
Big Bag-Ware hat durch die geringere Umschlaghäufigkeit oft eine bessere Qualität. Der Hauptvorteil ist aber die Homogenität der Ware, sodass man bei jedem Big Bag einer Lieferung vom gleichen Korngrößenspektrum aus­gehen kann. Bei schlechter punktueller Einlagerung im Flächenlager ist im ungünstigsten Fall jede Schaufelfüllung anders und somit eine richtige Maschineneinstellung schwierig. Besonders für inhomogene Ware eignen sich Querverteilungssensoren am Düngerstreuer wie sie seit diesem Jahr von zwei Herstellern zu einem Aufpreis von 5.000 bis 7.000 Euro angeboten werden.

Eine durch schlechte und ungleichmäßige Düngerqualität ausgelöste Querverteilung mit einem VK-Wert von 20 % ist optisch nicht zu erkennen, kann aber schnell einen Ertragsverlust von über 3 % hervorrufen! Wird die un­gleich­­­mäßige Querverteilung im Bestand sogar sichtbar (s. Bild zu BEginn des Artikels), ist die Ertragseinbuße oftmals sogar bei bis zu 10 %.

Bei der Verwendung von Mischdüngern sollte die Ware schnellstmöglich ohne zusätzliche Lagerung ausgebracht werden. Durch das Mischen unterschiedlicher Kompo­nenten wird die Wasseraufnahme oftmals beschleunigt und der Zerfall der Körner verstärkt. Außerdem steigt mit jedem Umlagerungsprozess die Gefahr der Entmischung der jeweiligen Einzelkomponenten.


Fazit

Für eine gleichmäßige Düngerverteilung ist eine homogene und qualitativ hochwertige Ware Grundvor­aus­setzung. Je größer die Arbeitsbreite und schneller die Fahrgeschwindigkeit, umso höher ist der Anspruch an die Düngerqualität bei Scheibenstreuern. Hierfür muss ein hohes Qualitätsbewusstsein und eine ständige Warenkontrolle, wie wir es vom Getreidehandel gewohnt sind, auf allen Ebenen selbstverständlich werden.

Stand: 27.12.2016