Für schnelle Leser/innen (Kurzfassung) Den Grundstock für einen standfesten Weizenbestand legen pflanzenbauliche Maßnahmen wie Sortenwahl und Bestandesdichte. Um bei angepasster, intensiver Bestandesführung den Weizen sicher zu halten, bietet sich eine Zweifach-Strategie an. Über die Jahre hat es sich bewährt, die erste Maßnahme mit reinem CCC zwischen EC 21 und 29 zu fahren. Obwohl CCC mit vielen Herbiziden grundsätzlich mischbar ist, bergen diese Mischungen bei der ersten Wachtumsreglerapplikation nicht selten Risiken: Zum einen stauchen die Bestände oft unkalkulierbar; zum anderen liegt der optimale Termin zur Ungrasbekämpfung deutlich vor der ersten Wachstumsreglermaßnahme im Weizen. Die Aufwandmengen der zweiten Applikation orientieren sich an der Lagerneigung der Sorte, an der Bestandesdichte und der aktuellen Witterung. Wer zu EC 31/32 bereits ein Fungizid mit in den Tank gibt, schärft die Mischung zusätzlich an. Zu späteren Einsätzen kann durch die Kombination mit einem Fungizid ggf. eine Überfahrt eingespart werden. Je nachdem, wie viel Niederschlag ab Schossbeginn fällt und wie hoch die Temperaturen sind, kann in Ausnahmejahren eine dritte Einkürzung notwendig werden. Für detaillierte Emfehlungen und Mittelkombinationen bitte die untenstehende detaillierte Langfassung zu Rate ziehen! |
Detaillierte Fassung:
Pflanzenbau geht vor Pflanzenschutz
Bereits mit der Sortenwahl beginnt in der Praxis der erste Schritt für standfeste Bestände. Durch den züchterischen Fortschritt haben viele der heute angebauten Sorten eine geringe bis mittlere Lagerneigung. Aber auch Weizensorten mit erhöhtem Lagerrisiko können durchaus durch eine standortangepasste Saatstärke und Stickstoffdüngung gehalten werden. Besonders auf leichten Böden sind aufgrund der Wasserknappheit dünnere Bestände von Vorteil. Durch den fehlenden Lichteinfall in dichten Beständen härten die Halme schlechter aus, da weniger Lignin gebildet wird. Daher bleiben im Lagergetreide die Pflanzen entlang der Fahrgassen meist stehen.
Zweifach-Strategie verschafft Sicherheit
Um bei angepasster, intensiver Bestandesführung den Weizen sicher zu halten, bietet sich eine Zweifach-Strategie an. Dies verschafft Sicherheit, zumal aus arbeitswirtschaftlicher Sicht nicht immer auf optimale Witterungsbedingungen gewartet werden kann. Über die Jahre hat es sich bewährt, die erste Maßnahme mit reinem CCC zwischen EC 21 und 29 zu fahren. Das CCC bricht die apikale Dominanz, d. h. der Haupttrieb wird gebremst und der Bestand wird so „glatt gezogen“. Die oftmals beschriebene Anregung der Bestockung durch den Wirkstoff stellt sich aber nur bei sehr hohen Aufwandmengen ein. Auf den Ertrag wirkt sich dies oft negativ aus, da die Bestände ohnehin einen Wachstumsrückstand haben. In zu dünnen Beständen hilft dann eher eine höhere Andüngung mit Stickstoff.
In der Regel liegt die Menge in der ersten CCC-Maßnahme zwischen 0,6 und 1,5 l/ha. Die unteren Mengen gelten eher für Trockengebiete, die höheren für norddeutsche, gut mit Wasser versorgte Standorte. Zu diesem Zeitpunkt bewirkt das CCC vor allem eine Verdickung des unteren Halmabschnittes, die endgültige Länge des Getreides wird weniger beeinflusst. Rein praktisch empfiehlt es sich, bei offenem, strahlungsintensiven Wetter zu behandeln, denn der Wirkstoff wird bei sonnigem Wetter bereits ab 8 °C Außentemperatur verstoffwechselt. Bei trüber, bedeckter Witterung sind für gute Wirkungen 12 °C notwendig, die Temperaturansprüche vom CCC sind also relativ gering. Niedrige Temperaturen lassen sich nicht durch eine Erhöhung der Aufwandmenge kompensieren!
Bei Mischungen mit Herbiziden aufpassen!
Mischbar ist CCC mit vielen Herbiziden, wie z. B. Saracen gegen Kletten. Wer mit Atlantis oder Broadway gegen Ungräser behandeln will, sollte besser solo fahren.
Mischungen der vorgenannten Gräserherbizide mit Wachstumsreglern bergen gewisse Risiken: Zum einen stauchen die Bestände oft unkalkulierbar; zum anderen liegt der optimale Termin zur Ungrasbekämpfung deutlich vor der ersten Wachstumsreglermaßnahme im Weizen.
Problemlos ist dagegen das gemeinsame Ausbringen mit Mikronährstoffen. Es hat sich bewährt, 5 kg/ha Epso Combi-Top + 1,0 bis 1,5 l/ha flüssiges Mangannitrat (235) zuzumischen. Zum einen sinkt der pH-Wert und dadurch wird die Spritzbrühe besser pflanzenverträglich, zum anderen sind die Spurenelemente wie Mn, Zn, Mg etc. sicher für die Pflanze verfügbar. Humose, puffige Böden oder Schläge mit hohem pH-Wert danken diese Blattdüngung besonders.
Die zweite Wachstumsreglerapplikation erfolgt in der Regel zu Beginn der Bestockung in EC 31/32, etwa drei Wochen nach der ersten Einkürzung. Zu diesem Zeitpunkt kann man die aktuelle Wasserversorgung der Bestände im Vergleich zu den Vorjahren bereits gut einschätzen. Entscheidend für die Wahl des Mittels und der Aufwandmenge ist jetzt die sortenspezifische Lagereinstufung. In der Tabelle 1 sind die wichtigsten Sorten aufgeführt. Die Einstufung erfolgt sowohl aus der Liste des Bundessortenamts als auch aus eigenen Erfahrungen. Mit einer Mischung aus CCC + Moddus (oder Generika) macht man in der Regel zwar nicht viel falsch, in standfesten Sorten kommt man auf leichteren bis mittleren Böden aber durchaus mit einer reinen CCC-Nachlage aus. Die Aufwandmenge bewegt sich zwischen 0,3 und 0,6 l/ha. Sicherer und in Sorten wie z. B. Patras, Julius oder Tobak unbedingt zu empfehlen ist die vorgenannte Mischung. Die Aufwandmengen orientieren sich neben der Sorte auch an der Bestandesdichte und der aktuellen Witterung. Wer zu diesem Zeitpunkt bereits ein Fungizid mit in den Tank gibt, schärft die Mischung zusätzlich an. Die Aufwandmengen liegen zwischen 0,2 bis 0,6 CCC + 0,15 bis 0,3 Moddus.
CCC-Präparate wie Stabilan 720, CCC 720® u.a. sind im Weizen nur bis EC 31 zugelassen. Auch wenn ein Getreidebestand i. d. R. vier verschiedene Stadien gleichzeitig aufweist, ist irgendwann der Punkt der Zulassung überschritten. Die Wartezeit von 63 Tagen ist in jedem Fall einzuhalten. Ein weiteres Argument für das Abwarten ist die Kombination mit einem Fungizid, um eine Überfahrt zu sparen. Für diese verspäteten Nachlagen zum Ende der ersten Maidekade bietet sich Medax® Top + Turbo oder Prodax® an. Der Wachstumsregler Medax® Top reagiert extrem auf die Temperatur. Bei hohen Temperaturen und guten Wachstumsbedingungen sollten die eingesetzten Mengen sich nach unten orientieren. Nachlagen von reinen Trinexapacethylhaltigen Mitteln, wie z. B. Moddus, sind zu diesem späten Zeitpunkt nicht verträglich. Auch sollte man bei der Mischung mit einem Fungizid kein weiteres Herbizid mitnehmen (max. Fluroxypyr gegen Klette). Je mehr Mischungspartner, desto mehr Stress bekommt der Weizen. Witterungsbedingungen wie hohe Temperaturen können die Situation nochmals verschärfen. Bei der Ernte fallen diese „unsichtbaren“ Pflanzenschäden wegen der fehlenden Kontrolle oft nicht auf.
Im Notfall dreimal kürzen
Je nachdem, wie viel Niederschlag ab Schossbeginn fällt und wie hoch die Temperaturen sind, kann in Ausnahmejahren eine dritte Einkürzung notwendig werden. Mikroorganismen des Bodens lieben warme und feuchte Bedingungen. Besonders auf besseren Böden oder bei langjähriger organischer Düngung kommt es dann zu großen, nicht kalkulierbaren Mineralisationsschüben. In wackeligen Beständen kann dann eine dritte Einkürzung in EC 37 bis 39 Lager verhindern. Es empfiehlt sich Medax® Top in einer Aufwandmenge von 0,2 bis 0,5 l/ha + die gleiche Menge Turbo. Für Moddus, seine Generika oder Camposan®/Cerone® ist dieser Zeitpunkt zu spät, es kann zu Unverträglichkeiten und Mindererträgen kommen.
Tobias Schulze Bisping