Drei Vorträge pro Veranstaltung beleuchteten das komplexe „Boden, Wasser, Luft – natürlich verfügbar?” aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Unter dem Eindruck weltweit gestiegener Konkurrenz um natürliche Ressourcen wie Frischwasser, Boden und Rohstoffe wurde in diesem Jahr die gesamte Bandbreite des Ressourcenmanagements thematisiert. So wurden in den Fachreferaten spezielle praktische Fragestellungen wie z. B. stickstoffeffizienter Pflanzenbau, schonender Umgang mit der Ressource Boden, Drohneneinsatz zur Beurteilung von Pflanzenbeständen, effiziente Vermarktungsstrategien, Pflanzenproduktion unter veränderten Klimabedingungen sowie Energieeinsparungen in der Tierhaltung behandelt.
Den Schwerpunkt der Veranstaltungen bildete jeweils ein Vortrag, der die größeren Zusammenhänge in den Blick nahm.
Prof. Dr. Dr. Franz-Josef Radermacher vom Institut für Datenbanken/Künstliche Intelligenz der Universität Ulm ging der Frage nach: „Globalisierung, Nachhaltigkeit, Zukunft – sind wir noch zu retten?!“ Ausgehend von den aktuellen Problemen in Afrika schlug er den Bogen vom Marshall Plan der deutschen Nachkriegsgeschichte über die Entwicklungen der letzten Jahre im Rahmen der Globalisierung bis hin zur Notwendigkeit eines „Marshall-Plans“ für die Entwicklungsländer. Nur über den Schlüssel Energiegewinnung sei seiner Meinung nach die Entwicklung Afrikas möglich. Er favorisierte besonders die Einrichtung eines „Speckgürtels“ im Norden Afrikas als Lösungsansatz.
Prof. Dr. Hans-Georg Frede, vom Interdisziplinären Forschungszentrum (iFZ), Gießen vertrat den Standpunkt, dass sich Hunger- und Flüchtlingsprobleme nur mit einer erfolgreichen Landwirtschaft lösen lassen. Er stellte anschaulich die knappe Wassersituation weltweit dar. Aus seiner Sicht werde das Wasserproblem in Afrika bei steigender Bevölkerungszahl nicht zu lösen sein. Seine Lösungsansätze: Produktion von Lebensmitteln auf unseren hocheffizienten Gunststandorten als Exportgut.
Auch Prof. Dr. Martin Grambow, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft und Bodenschutz am bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Verbraucherschutz, München, nahm sich des Themas der prekären Wassersituation weltweit an. Konkurrenz zwischen den verschiedenen Wassernutzern, weltweite klimatische Veränderungen, ein wachsender Bedarf und zunehmende Wasserverunreinigungen führen ihn zu dem Schluss, dass Wasser und Nahrung zukünftig die entscheidenden Krisen-Faktoren seien. Aufgrund seiner Erfahrungen in weltweiten Projekten plädiert er für eine Technologie der Nachhaltigkeit: Wasser nicht privatisieren, sondern als gesellschaftliches Gemeingut nutzen.
Die Verfügbarkeit der natürlichen Ressource Boden rückte Prof. Dr. Enno Bahrs vom Institut für Landwirtschaftliche Betriebslehre der Universität Hohenheim in Stuttgart in den Fokus seines Vortrages. Er sah für den bundesweiten Trend steigender Bodenpreise das Zinsniveau und die Ertragserwartung als Hauptursachen. Entscheidend seien aber die lokalen Bodenmärkte, die bereits auf Landkreisebene große Unterschiede erkennen ließen. Die lokalen Gründe für die Entwicklung der Bodenmärkte veranschaulichte Bahrs über Abstimmungen im Publikum. Sein Tipp an die Beteiligten am Bodenmarkt: Eine intensive Beschäftigung mit dem Bodenrichtwert und seiner Funktionsweise als Orientierungsfaktor und als Basiswissen für Verhandlungen.
Weiterführende Informationen zu den Vorträgen erhalten Sie unter www.saaten-union.de/winterforum
Irene Schuckert