Versuchsaufbau
Im Herbst 2013 wurde ein praxisnaher Blockversuch in Schleswig-Holstein mit 4 Hybridsorten – H1, H2, H3 und Testhybride – angelegt. Die Parzellen für die Verlustmessung wurden mit einer maximalen Breite von 6 m und einer maximalen Länge von 20 m sehr groß dimensioniert, damit die Ernte mit einem konventionellen Mähdrescher erfolgen konnte. Um den auf diesem Standort bei den gegebenen Klimabedingungen größtmöglichen Ertrag zu erfassen, wurden zusätzliche Parzellen (6 x 9 m) angelegt, die mit einem Parzellenmähdrescher der Saatzucht beerntet wurden. Mit dieser Versuchsanstellung sollten die Gesamtkörnerverluste und das Kornertragspotenzial ermittelt werden.
Die Ernte erfolgte zu zwei Terminen: dem ortsüblichen Erntetermin, 23. Juli 2014 und dem überständigen Erntetermin, 11. August 2014.
Für die Ermittlung der Körnerverluste wurden drei Verlustquellen mit speziellen Schalen gemessen:
- Vorernteverluste (Bild 1)
- Schneidwerkverluste
- Dreschwerkverluste (Abb. 1 Methode Voßhenrich n.v., Bild 2)
Ergebnisse: Höhere Vorernteverluste beim zweiten Erntetermin
Der Vergleich beider Erntetermine hat gezeigt, dass die Vorernteverluste des ersten, ortsüblichen Termins im Vergleich zum zweiten Termin bei allen Sorten signifikant kleiner waren (Abb. 1). In gemittelten Zahlen ausgedrückt entspricht dies einem Unterschied von mehr als 1 dt/ha. Der maximal gemessene Vorernteverlust betrug 2 dt/ha. Im direkten Sortenvergleich zeigte die Testhybride zu beiden Erntezeitpunkten die geringsten Vorernteverluste.
Tausendkornmasse entscheidet über Vorernteverluste
Die Existenz von Sortenunterschieden bezüglich des Verlustpotenzials konnte auf signifikantem Niveau nachgewiesen werden. Da die Verluste über einen Zeitraum von 6 Wochen gemessen wurden, war es möglich, einen Verlustverlauf der Sorten darzustellen. Dieser zeigte sich bei allen Sorten in sehr ähnlicher Form, jedoch auf einem für jede Sorte unterschiedlichen Niveau. Der Einfluss des Wetters wurde als maßgeblich für die Entstehung von Vorernteverlusten identifiziert. Speziell wurde hier die mechanische Beanspruchung der Rapsschoten durch Wind und/oder Regen beobachtet. Als ein weiterer Einfluss für die Höhe der gemessenen Vorernteverluste ist die Tausendkornmasse (TKM) der Körner zu nennen. Diese ist mitverantwortlich für die Höhe der gemessenen Vorernteverluste. Die Analyse ergab, dass der Vorernteverlust vergleichsweise aus kleineren Körnern bestand als das Erntegut. Auffällig hierbei war, dass bei dem Prüfglied mit dem geringsten Vorernteverlust (Testhybride) auch die kleinsten Körner ausgefallen sind. Vermutlich hängt die Masse der Verluste mit der TKM der ausgefallenen Körner zusammen. Es war also nicht von Bedeutung, wie viele Körner, sondern welche Körner ausgefallen sind. Der Ausfall während der Abreife wird auch den gemessenen Ertrag beeinflusst haben, wenn auch die Unterschiede der Kornerträge nicht signifikant waren.
Gesamtverluste: beim ersten Termin deutlich höher
Die durchschnittlichen Gesamtverluste erreichten 6,84 % beim ersten Erntetermin und 4,10 % beim zweiten Ernte-termin, gemessen an den Gesamterträgen zum jeweiligen Zeitpunkt. Die Vorernteverluste betrugen beim ersten Erntetermin durchschnittlich 0,58 % und beim zweiten Termin 2,43 %. Die Schneidwerkverluste erreichten 6,19 % während der Ernte des ersten Termins und 1,65 % während des zweiten Termins. Dieser enorme Unterschied begründet sich in einem erhöhten Haspeleinsatz während des ersten Erntetermins (Rapsstroh war noch nicht genügend abgereift). Die Dreschwerkverluste beliefen sich auf 0,07 % und 0,02 %. Im Bereich der Vorernte- und Dreschwerkverluste wurden signifikante Sortenunterschiede ermittelt. Die minimal gemessenen Gesamtverluste erreichten einen Wert von 2,22 dt/ha (Testhybride) und maximal einen Verlust von 4,35 dt/ha (H3) für den ersten Erntetermin.
Schneidwerkverluste sind bedeutend
Der Dreschwerkverlust ist vergleichsweise gering und relativ unbedeutend. Anders verhält es sich bei dem Schneidwerkverlust, der zur ersten Erntezeit sehr hoch und zur zweiten um ein Vielfaches geringer ausfiel. Ursache hierfür ist der stärkere Einsatz der Haspel während des ersten Erntetermins, an dem speziell das Stroh noch nicht gänzlich abgereift war. Die Sortenwahl nimmt Einfluss auf den Vorernteverlust. Dieser Einfluss konnte in der Versuchsanstellung auf signifikantem Niveau nachgewiesen werden.
Fazit
Vergleicht man die verschiedenen Verlustquellen, wird deutlich, dass man nur im Vorerntebereich über die Sortenwahl Einfluss auf die Ernteverluste nehmen kann. Ernteverluste bei Schneid- und Dreschwerk haben technische Ursachen und können durch die Maschineneinstellung und einen optimalen Erntezeitpunkt reduziert werden. Hier liegt auch der wesentliche Ansatzpunkt zur Reduktion von Körnerverlusten. Da die Schneidwerkverluste in der Versuchsanstellung mit bis zu 4 dt/ha das größte Verlustpotenzial haben, sollten Maßnahmen zu deren Vermeidung Priorität haben.
Wolfgang Dähn
Einfach ernten!