Aktuelle Ausgabe 01/2024

Ausgaben

Sonderausgaben

Themen

Abonnement

Impressum

Datenschutzerklärung

Cookie-Einstellungen

„100 dt/ha im Durchschnitt sind das Ziel!“

C-Weizen ist Hochertragsweizen – die tatsächlich erreichbaren Maximalerträge fallen jedoch regional unterschiedlich aus und werden produktionstechnisch auf verschiedenen Wegen realisiert. praxisnah sprach mit Betriebsleitern über ihre jeweilige Anbaustrategie für sichere Höchsterträge.

Betrieb Wiehmeyer

Hermann E. Wiehmeyer bewirtschaftet in Georgsmarienhütte bei Osnabrück einen Ackerbaubetrieb mit 96 Hektar, 70 davon sind landwirtschaftliche Nutzfläche (s. Betriebsspiegel).

Das Ertragspotenzial der sandigen Lehme ist – gute Wasserverteilung vorausgesetzt – sehr hoch und liegt für C-Weizen bei ca. 90–110 dt/ha, je nach Jahr.

Betriebsspiegel Wiehmeyer/Georgsmarienhütte/NRW.

92 ha arrondierte Fläche Eigentum, plus 4 ha Pacht; davon 70 ha LN

Sandiger Lehm, 58–68 BP

Fruchtfolge: WW – WRa (teilw. Kartoffel) – Grünroggen/GPS – Mais

Gesundheit über die Sorte einkaufen, heißt Kosten senken.
Bevor Wiehmeyer sich für eine Sorte entscheidet, studiert er zunächst die offiziellen Versuchsergebnisse potenzieller Kandidaten. Natürlich ist es bei C-Weizen der Ertrag, der im Fokus steht, aber auch die Gesundheit spielt für den Betriebsleiter eine ganz entscheidende Rolle. „Eine gute Gesundheit senkt die Kosten für Pflanzenschutz und ein guter Teil des Gewinns wird nun mal auf der Kostenseite gemacht. Von allen Eigenschaften sind es die Resistenzen, die ich am einfachsten über die Sorte einkaufen kann. Daneben zählt eine ordentliche Fruchtfolge mit Sommerungen, die auch das Ackerfuchsschwanzproblem reduziert.“ Die Präsentation und Bewertung einer Sorte in neutralen und regionalen Versuchen bilden für ihn die Basis der Sortenwahl. Ergänzt wird diese durch Versuche der Züchter und der Industrie sowie durch Informationen aus der regionalen und übergreifenden Fachliteratur.

Vorteile durch eine „heliotrope Blattstellung”
Nicht nur durch weit überdurchschnittliche Erträge war ihm 2012/2013 die Sorte Elixer aufgefallen, sondern auch „durch die heliotrope Blattstellung. Solche Sorten lassen das Regenwasser sehr gut ablaufen, was drei entscheidende Vorteile mit sich bringt: Erstens trocknet ein solcher Bestand schneller ab, was es den Schadpilzen schwerer macht. Zweitens kommt mehr Licht auch an die unteren Blätter, was die Photosynthese-Leistung verbessert. Und bei Starkregen inklusive Sturmböen steht drittens der Bestand stabiler, weil die Pflanzen nicht so regenschwer sind.“

Seine These scheint durch das letzte Jahr bestätigt zu werden, denn in seiner Region gab es sehr starken Gelbrostbefall, unter dem einige Sorten mehr und andere, wie Elixer, fast gar nicht zu leiden hatten.

Flüssigdünger mit Herbizid
Wiehmeyer zieht Flüssigdünger der festen Variante vor, weil er die Ausbringung für genauer hält. Mit 400 l PIASAN®-S 25/6 deckt er den größten Teil des Stickstoff- und Schwefelbedarfs ab und kombiniert die erste Maßnahme mit einem Herbizid.

Nicht nur Wachstumsregler für eine verbesserte Standfestigkeit
Die Standfestigkeit der Sorte Elixer ist durchschnittlich, gerade bei einer sehr hohen Ertragserwartung sollte man daher den Ertrag sorgfältig absichern. „100 dt/ha sind hier ein realistisches Ziel für leistungsstarken C-Weizen – und das darf nicht unnötig gefährdet werden“, bekräftigt der passionierte Ackerbauer.

Eine zweimalige angepasste Wachstumsregler-Anwendung ist für Wiehmeyer daher selbstverständlich. „Besonders wichtig ist es, dass die zweite Applikation auf keinen Fall zu spät kommt – spätestens in EC 39.“ Genauso relevant ist aber auch eine nicht zu üppige Aussaatstärke, damit die Einzelpflanzen nicht in zu großer Konkurrenz stehen und früh und schnell in die Höhe wachsen. Besser ist es seiner Erfahrung nach, eine ordentliche Bestockung zu fördern. Schwache Triebe werden dann reduziert und die verbleibenden gehen gut ausgebildet in die Schossphase. Das verbessert die Standfestigkeit.

 

Betrieb Gut Vehr

Betriebsspiegel Gut Vehr/ Quakenbrück/NI

Lehmiger Sand mit 30–40 BP, grundwassernah

160 ha arrondierte Flächen

Fruchtfolge (Flächentausch): Winterweizen – Gemüse – Gemüse – Winterweizen – Mais oder Kartoffeln

Gut Vehr liegt in Quakenbrück in der Region Osnabrück/Niedersachsen. Die Landwirtschaft ist hier zwar ein wichtiger Betriebszweig, aber keinesfalls der einzige. Im Artland kennt man Gut Vehr nicht nur als landwirtschaftlichen Betrieb, sondern auch als Kulturzentrum, Café und Swin-Golfanlage.

Nicht ganz alltäglich ist auch die Fruchtfolge, mit der Betriebsleiter Hans-Wilhelm Welker sehr gute Erfahrungen gemacht hat. Er arbeitet im Flächentausch mit anderen Unternehmen zusammen, sodass sich die Fruchtfolge aus Winterweizen, Gemüse, Mais und Kartoffeln zusammensetzt. Jede Kultur wird dabei von einem Betrieb betreut, auf Gut Vehr ist es der Winterweizen. Bisher lief diese Form der Zusammenarbeit völlig problemlos, im Rahmen des Greenings wird dieses Verfahren aber wohl komplizierter werden, befürchtet
Welker.

Auf die aktuell im Anbau befindliche C-Weizensorte Elixer wurde er über die Beratung seines Händlers aufmerksam. Wilhelm Welker beobachtete die Sorte dann in den Landessortenversuchen und las die Empfehlungen der Offizialberatung, bevor er seine Anbau-Entscheidung fällte. Natürlich spielt auch bei ihm das Ertagspotenzial einer Sorte die wichtigste Rolle, aber ebenso ist eine ausreichende Trockenresistenz von Bedeutung. Zwar sind die Böden fast alle grundwassernah, fehlen die Niederschläge jedoch über einen längeren Zeitraum, stehen die Pflanzen trotzdem schnell unter Stress.

Auch bei später Saat nicht zu dicht drillen
Der C-Weizen steht auf Gut Vehr in der Regel nach Gemüse oder Kartoffeln und kommt mit dem intensiv bearbeiteten Boden nach zwei Gemüseernten gut zurecht. Das Gemüse räumt relativ spät das Feld, sodass die Weizenaussaat meist nicht vor Ende Oktober möglich ist. Auch Welker setzt dabei auf moderate Saatstärken, um die Einzelpflanze zu stärken, die Konkurrenz um Licht und Nährstoffe zu begrenzen und die Standfestigkeit der Einzelpflanze zu verbessern. Bei pflugloser Aussaat sind ihm 320 Kö/m² ausreichend. Im seltenen Fall, dass die Aussaat schon im letzten Septemberdrittel durchgeführt wird, geht er auf bis zu 240 Kö/m² herunter.

Die Aussaat 2013, so erinnert sich Welker, sei eher „suboptimal“ verlaufen, denn für eine ordnungsgemäße Saat sei der Boden zu nass und nicht in guter Struktur gewesen. Elixer habe diesen schlechten Start aber sehr gut kompensiert.

Früh andüngen
Der Landwirt legt großen Wert darauf, den C-Weizen sehr zeitig zu düngen, um eine gute Ertragsanlage sicherzustellen und so die Basis für Maximalerträge zu legen. Fast die gesamte mineralische Stickstoff- und Schwefeldüngung bringt er in Form von AHL und ATS zu Beginn der Wachstumsperiode aufs Feld. Danach kommen nur noch geringe Mengen AHL in Kombination mit Pflanzenschutzmaßnahmen zum Einsatz. Auch die gesamte Gärsubstratausbringung erfolgt so früh wie möglich. Zurzeit präsentieren sich die Bestände gut, die Pflanzen sind kräftig – aber nicht zu mastig – und haben bis zu 7 Triebe gebildet (s. Bild).

„Letztes Jahr habe ich den Ertrag auch im Hinblick auf die Saatbedingungen im Frühjahr auf vorsichtige 80 dt/ha geschätzt, was knapp der Durchschnittsertrag für C-Weizen auf diesen Böden ist. Der tatsächliche Ertrag von Elixer lag dann jedoch um reichliche 10 dt/ha darüber und das hat dann doch überrascht.“ Gespannt ist er jetzt auf die Ernte 2015.

Die Gespäche führten Klaus Schulze Kremer (Wiehmeyer), Winfried Meyer-Coors (Welker),

Dr. Anke Boenisch (beide Betriebe).

Stand: 27.04.2015