Aktuelle Ausgabe 01/2024

Ausgaben

Sonderausgaben

Themen

Abonnement

Impressum

Datenschutzerklärung

Cookie-Einstellungen

Damit die Erbse gesund bleibt ...

und auch noch die Ökonomie stimmt, sollte man sowohl die Biologie relevanter Krankheiten und Schädlinge als auch die zugelassenen Pflanzenschutzmittel gut kennen. Genauso wichtig ist ein gutes Herbizidmanagement, um die Bestände weitgehend unkrautfrei zu halten.

Nur gesunde Erbsen bringen hohe Erträge
Nur gesunde Erbsen bringen hohe Erträge

Tierische Schädlinge

Blattläuse als Schädlinge in den Erbsen
Die Grüne Erbsenblattlaus (Acyrthosiphon pisum (Harris)) ist der wirtschaftlich wichtigste Schaderreger in Erbsen. Der Saugschaden an den Blüten führt zum Hülsenabwurf und damit zu einer verminderten Hülsenzahl. Auch das Tausendkorngewicht wird negativ beeinflusst. Der Schaden ist umso größer, je trockener und wärmer es ist. Darüber hinaus können das Gewöhnliche Erbsenmosaik- und das Scharfe Adernmosaikvirus übertragen werden. Die Grüne Erbsenblattlaus infiziert sich an überwinternden virustragenden Klee- und Luzernepflanzen. Nach einem milden Winter ohne Kahlfröste werden die Blattläuse bereits sehr früh aktiv – in der Regel ab dem Zeitpunkt des Grünknospenstadiums (EC 51).

Grüne Erbsenblattlaus: Weniger Hülsen, geringeres TKG, Virusübertragung
Grüne Erbsenblattlaus: Weniger Hülsen, geringeres TKG, Virusübertragung
Bekämpfung: Der Bekämpfungsrichtwert von 10 bis 15 Blattläusen je Trieb spiegelt die wirtschaftliche Schadschwelle durch die Saugtätigkeit der Blattläuse wider. Ertragsverluste durch Virosen sind nur schwer über Schadschwellen zu erfassen. Zugelassen gegen Blattläuse sind das Pirimor Granulat (500 g/kg Pirimicarb, IRAC-Einstufung 1A) und speziell gegen die Grüne Erbsenblattlaus das Pyrethroid Shock Down (50 g/l Lambda-Cyhalothrin, IRACEinstufung 3A) beide dürfen zweimal angewendet werden. Bei Lambda-Cyhalothrin müssen die Blattläuse direkten Kontakt mit dem Wirkstoff haben bzw. den Wirkstoff beim Saugen aufnehmen. Versteckt sitzende Blattläuse werden nur über die Dampfphase des Pirimicarb erfasst. Wenn die Blattläuse als Vektoren auftreten, ist deshalb bei bereits vorhandenem Starkbefall eine Kombination von Pirimor + Pyrethroid angeraten.

Gestreifter Blattrandkäfer (Sitona lincatus L.)
Der typische bogenförmige Fraßschaden des Blattrandkäfers an den Blättern kann bei kühl-trockener Witterung erheblich sein, wenn die Erbsen langsam auflaufen und eine verhaltene Jugendentwicklung haben. Weniger leicht zu erkennen und kaum beachtet wird in der Praxis der Schaden, den die 6 mm langen, weißen beinlosen Larven des Blattrandkäfers an den Knöllchenbakterien anrichten. Dieser tritt ein, wenn sich die Erbse aufgrund günstiger Witterung schnell und zügig entwickelt und somit dem Blattrandkäfer zwar „aus dem Maul wächst“, gleichzeitig aber der Schlupf der Larven beschleunigt wird. Durch die Fraßtätigkeit der Larven an den Knöllchen wird die Stickstoffversorgung der Erbsenpflanze beeinträchtigt.

Auch die Larven des Blattrandkäfers richten großen Schaden an.
Auch die Larven des Blattrandkäfers richten großen Schaden an.
Bekämpfung: Die Bekämpfungsentscheidung muss bereits gegen den Käfer getroffen werden, da die Larven im Boden nicht mehr erfasst werden können. Das Pyrethroid Shock Down hat eine spezielle Zulassung gegen den Blattrandkäfer.

Erbsenkäfer (Bruchus pisorum L.)
Erbsenkäfer finden bei trocken-warmer Witterung ideale Vermehrungsbedingungen, traten aber in Deutschland bislang selten auf. Der Schaden ist auf Samen beschränkt, die ein zylindrisches Loch aufweisen. Dieses ist häufig durch einen runden Deckel verschlossen, der erst im Lager aufgebrochen wird. Der Käfer selbst ist kein Vorratsschädling. Die Käfer erscheinen ab der Blüte in den Feldern und legen ihre Eier auf die sich gerade bildende Hülse ab. Die ausschlüpfenden Larven bohren sich durch die Hülsenwand in den noch nicht reifen Samen. Dieser Schädling spielt vor allem in Vermehrungsbeständen und Gebieten mit hoher Anbaudichte eine Rolle. Kontrollen sind insbesondere auf Feldern angeraten, die in unmittelbarer Nachbarschaft zu vorjährigen Erbsenbeständen liegen.

Erbsenkäfer: Große Gefahr besonders für Vermehrungsschläge
Erbsenkäfer: Große Gefahr besonders für Vermehrungsschläge
Bekämpfung: Eine Bekämpfung ist schwierig. Bei einem Massenauftreten reicht in Vermehrungsbeständen eine Einfachbehandlung mit gegen beißende Insekten zugelassenen Insektiziden (lambda-Cyhalothrin) oft nicht aus. Ausreichende Abstände zu vorjährigen Erbsenschlägen und Anbaupausen müssen unbedingt eingehalten werden. Nach einem Massenauftreten des Käfers ist eine tiefe wendende bzw. wenigstens stark mischende Bodenbearbeitung angesagt.

Erbsengallmücke (Contarinia pisi Winn)
Eine hohe Anbaudichte, gute Durchfeuchtung des Bodens im Mai und eine anschließend ausgeprägte Vorsommertrockenheit begünstigen das Massenauftreten der Erbsengallmücken. Typisch für den Befall sind anfangs Wuchsdepressionen der Pflanze. Der Spross erscheint gestaucht, die Blütenblätter sind meist verkümmert und der Blütenkelch schwillt an. Infolgedessen bilden sich kaum noch Hülsen. Später fallen im Bestand blasig angeschwollene Hülsen auf, in deren Innern zahlreiche bein- und kopflose weiße bis gelbliche Larven zu finden sind. Im Gegensatz zum Erbsenwickler üben diese keine Fraßtätigkeit
aus, sondern saugen an der Hülsenwand. Die befallenen Erbsenhülsen platzen vorzeitig auf und die Larven gelangen zur Überwinterung auf den Boden. Unter trockenen Bedingungen kann die Erbsengallmücke als Puppe bis zu zwei Jahre im Boden überdauern. Die gute Überdauerungsfähigkeit der Erbsengallmücke
bei Trockenheit erfordert ein weites Anbauverhältnis, aber auch genügend Abstand zu Vorjahresflächen.

Ackerbauliche Maßnahmen und Kalkstickstoff zur Bekämpfung der Erbsengallmücken
Ackerbauliche Maßnahmen und Kalkstickstoff zur Bekämpfung der Erbsengallmücken
Bekämpfung: Sorgfältige Bodenbearbeitung und bodensanierende Maßnahmen wie die Ausbringung von Kalkstickstoff reduzieren den Anteil der überdauernden Larven. Mit Hilfe von Pheromon-Fallen auf den Vorjahres-Erbsenfeldern kann die Flugaktivität kontrolliert werden. Eine chemische Bekämpfung richtet sich gegen die eiablegenden Mücken der ersten Generation. Es liegt keine Indikationszulassung gegen die Erbsengallmücke vor. Eine Reduktion des Befalls kann als Nebeneffekt der Bekämpfung des Erbsenwicklers erwartet werden.

Erbsenwickler (Enarmonia nigricana Fab.)
Der typische Schaden offenbart sich beim Öffnen der Hülsen: angefressene und völlig zerstörte Samen, ein feines Gespinst und Kotklümpchen im Inneren der Hülse. Meist ist noch die Schädlingslarve vorhanden. Der erste Zuflug des Erbsenwicklers ist häufig zur Monatswende Mai/Juni zu beobachten. Mit Vorliebe werden dichte üppige Erbsenbestände angeflogen. Der Schlupf der Raupen erfolgt ein bis zwei Wochen nach der Eiablage. Diese wandern zu den Hülsen, in die sie sich rasch einbohren, und fressen an der Samenanlage. Als Folgeschäden treten auf den Hülsen Schwärzepilze und Fäulniserreger auf.

Fraßschaden durch die Larven des Erbsenwicklers
Fraßschaden durch die Larven des Erbsenwicklers
Bekämpfung: Das Auftreten des Erbsenwicklers hängt stark von der Anbaukonzentration und der Nähe zu den vorjährigen Erbsenschlägen ab. Notwendig sind Mindestabstände von 2–3 km zu vorjährigen Erbsenschlägen, die nicht immer eingehalten werden können. Vor allem spät bestellte bzw. spät blühende Sorten sind stärker betroffen, wenn die Vollblüte mit dem Hauptflug und der Eiablage des Wicklers zusammenfällt. Die Bekämpfung des Erbsenwicklers ist schwierig. Wegen des verzettelten Zuflugs erfolgt die Eiablage über einen längeren Zeitraum. Witterungsbedingt kann es zu mehreren Flughöhepunkten kommen. Der Flug des Erbsenwicklers lässt sich mit Hilfe von Pheromon-Fallen gut überwachen. Die Bekämpfungsmaßnahme muss unmittelbar vor dem Schlupf der Larven, spätestens 5 bis 7 Tage nach dem ersten Flughöhepunkt der Erbsenwickler erfolgen. Um eine bessere Benetzung und Haftung zu erzielen, sind die Spritzung mit Doppelflachstrahldüsen und der Zusatz von Additiven zweckmäßig. Für die Erstbehandlung ist das Trafo® WG besser geeignet als das Karate® Zeon, das den Wirkstoff unter Umständen zu langsam abgibt. In Befallslagen kann eine zweite Behandlung gegen Neuzuflug des Erbsenwicklers notwendig werden. Diese steht in der Regel 10 bis 12 Tage nach der ersten Behandlung an.

Allgemeine Hinweise zum Einsatz von Insektiziden gegen Erbsenschädlinge
Generell gibt die gegenwärtige Zulassungssituation von Insektiziden in den Erbsen keinen großen Spielraum. Gegen versteckt sitzende Blattläuse wirkt nur das Pirimor® Granulat mit dem Wirkstoff Pirimicarb, dessen Zulassung am 31.12.2014 endete und dann nur noch eine Aufbrauchfrist bis zum 30.06.2016 hat. Des Weiteren ist gegen Erbsenschädlinge nur der Wirkstoff Lambda-Cyhalothrin aus der Gruppe der Pyrethroide zugelassen (Kaiso Sorbie, Karate® Zeon, Shock Down, Trafo® WG).

Bei der Applikation von Mitteln mit Kontakt- und Fraßwirkung ist auf eine homogene Benetzung der Pflanzen zu achten, um die Wirkstoffe gleichmäßig zu verteilen. Feine bis mittlere Tropfengrößen sind bei Luftfeuchten über 60 % groben Tropfen vorzuziehen.
Die Fahrgeschwindigkeit darf nicht zu hoch sein, um die notwendige Eindringtiefe der Spritzbrühe zu gewährleisten. Als Additive kommen vor allem Superspreiter (B.Thru, Trend u.ä.) zum Einsatz, die die Benetzung fördern. Der Einsatz von haftenden Additiven (z. B. IsagrarWaxx) kann nachteilig sein, wenn der Wirkstoff dadurch zu langsam abgegeben wird.

Pyrethroide wirken im sauren Bereich besser
Pyrethroide wirken im sauren Bereich besser
Die Wirkungssicherheit der Pyrethroide ist im sauren Bereich der Spritzbrühe besser gewährleistet. Dabei kann die Zugabe von versauernd wirkenden Zusätzen helfen (z. B. Zitronensäure, pH-Fix). Bei Tankmischungen mit Bor, die zu einem Anstieg des pH-Wertes in der Spritzbrühe führen, muss das Bor als letztes in den Spritztank eingefüllt werden. Alternativ kommt die Verwendung von Borsäure in Betracht.

Pilzkrankheiten

Fuß- und Welkekrankheiten
Bei zu enger Fruchtfolge, aber auch bei partieller Bodenverdichtung, können erhebliche Schäden an den Erbsen durch bodenbürtige Pilze auftreten. Bereits nach dem Auflaufen fallen die infizierten Pflanzen durch ein verhaltenes Wachstum auf. Die Blätter vergilben von unten nach oben. Die Wurzel zeigt anfangs eine bräunliche, später schwarze Färbung, die sich über die gesamte Stängelbasis ausbreitet. Der Zentralzylinder kann eine rötliche Verfärbung aufweisen. Die Wurzel verfault und stirbt ab, sodass sich die Pflanze leicht aus dem Boden ziehen lässt.
Neben der Wurzelfäule, wird später auch ein Vergilben und Blattrollen beobachtet, wobei Wurzel und Stängel äußerlich gesund aussehen. Schneidet man die Wurzel der Länge nach auf, sind im Inneren braune, nach unten verlaufende Linien zu sehen. Es handelt sich um die als Gefäßmykose auftretende Erbsenwelke, die im Gegensatz zur Wurzelfäule relativ spät, meist erst in der zweiten Junihälfte, auftritt. Verursacher der Fußkrankheiten sind ein Komplex an bodenbürtigen Pilzen. Dazu gehören u.a. Rhizoctonia solani, Fusarium-Arten und Pythium.

Die Beizung mit dem Wirkstoff Thiram gegen Fußkankheiten ist möglich. Einen breiteren Schutz bietet die neu zugelassene Beize WAKIL XL (50 g Fludioxonil/kg, 175 g Metalaxyl-M/kg und 100 g Cymoxanil/kg). Neben den Fußkrankheiten schützt sie zusätzlich vor samenbürtigen Ascochyta und Falschem Mehltau.

Bester Schutz gegen Brennflecken: Einwandfreies Saatgut verwenden!
Bester Schutz gegen Brennflecken: Einwandfreies Saatgut verwenden!
Brennfleckenkrankheit
Bei der Brennfleckenkrankheit handelt es sich um einen Erregerkomplex aus Ascochyta pisi, Mycosphaerella pinodes und Phoma medicaginis, der auch als Ascochyta-Krankheitskomplex der Erbsen beschrieben wird. Neben der Brennfleckenkrankheit sind die beiden letzten Pilzarten auch für die Halmbasiserkrankung der Erbsen verantwortlich. Infiziert werden alle Pflanzenteile der Erbse. Typisch sind die ins Gewebe eingesunkenen hellbraunen Brennflecken mit einem dunklen Rand. Gefährlicher als der Hülsen- und Blattbefall ist der Befall der Halmbasis. Ein sehr früher Befall führt bereits zu einem lückenhaften Aufgang.

Häufige Ursache der Brennfleckenkrankheit ist infiziertes Saatgut. Ausgehend von den Samen werden an Wurzel und Stängel bereits nach geringen Regenmengen oder Taueinwirkung Sporen gebildet. Die Verbreitung im Bestand erfolgt durch Wind und Wassertropfen. Die Erreger können erwiesenermaßen über Jahre auf Pflanzenrückständen überdauern.

Bekämpfung: Vorbeugend sollte einwandfreies befallsfreies Saatgut angebaut werden. Bei amtlicher Feldbesichtigung von Vermehrungsbeständen sind Ascochyta- und Virusbefall Ausschlusskriterien für die Saatgutanerkennung. Weiterhin zielen alle Maßnahmen, die eine schnelle Zersetzung der Pflanzenrückstände begünstigen, auf eine Reduktion des Ausgangsbefalls. Nicht zuletzt ist die Einhaltung einer fünf- bis sechsjährigen Anbaupause wichtig. Gute Phosphor- und Molybdänversorgung erhöht die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen gegenüber den Erregern der Brennfleckenkrankheit.

Die Beizung hat häufig nur einen Teilerfolg, da sich der Pilz nicht selten tief in den Samen eingebrannt hat. Gegen die Verbreitung der Brennfleckenkrankheit im Bestand ist Ortiva (250 g/l Azoxystrobin, FRAC-Einstufung C3) mit maximal zweimaliger Anwendung zugelassen. Azoxystrobin wirkt protektiv und muss daher rechtzeitig, bevor der Befall ausbricht, eingesetzt werden. Bei anhaltendem Befallsdruck darf die Anschlussspritzung nicht zu spät erfolgen.

Grauschimmelbefall reduziert die Assimilationsfläche und kann zu deutlichen Ertragsverlusten führen.
Grauschimmelbefall reduziert die Assimilationsfläche und kann zu deutlichen Ertragsverlusten führen.
Grauschimmelkrankheit (Botrytis cinerea)
Längere Durchfeuchtung des Bestandes und hohe Temperaturen begünstigen das Auftreten der Grauschimmelkrankheit ab Ende der Blüte. In den Blattachseln und an den Hülsenspitzen ist grauer Schimmelbelag zu finden, der sich später über die Blätter ausdehnen kann. Die eingeschränkte Blattfläche führt zu einer Minderung des TKG und damit zur Reduzierung des Ertrages. Darüber hinaus reduzieren Hülsenfäulen die Korndichte.

Bekämpfung: Zurzeit ist in Erbsen kein Fungizid gegen Botrytis zugelassen. Daher sind vorbeugende Maßnahmen, die die Vitalität der Pflanzen fördern, wichtig. Dazu zählt eine ausgewogene Nährstoffversorgung der Pflanzen, vor allem mit Bor, Kalzium und Schwefel.

Falscher Mehltau tritt besonders häufig in feucht-kühlen Jahren auf.
Falscher Mehltau tritt besonders häufig in feucht-kühlen Jahren auf.
Falscher Mehltau (Peronospora pisi)
Diese Krankheit ist vor allem in feucht-kühlen Jahren zu beobachten. Je früher der Befall auftritt und je langsamer die Pflanzen wachsen, desto größer ist der Schaden. Typisch für den Befall ist das Vergilben der unteren Blätter. Auf der Blattunterseite ist ein grauer Pilzrasen zu erkennen. Die Krankheit wird mit dem Saatgut verbreitet. Darüber hinaus ist eine Überdauerung an Pflanzenresten möglich. Befallfreies, gesundes Saatgut bietet bereits einen guten Schutz gegen den Erreger. Trotzdem ist eine fünf- bis sechsjährige Anbaupause wichtig, um bodenbürtigem Befall vorzubeugen. Gut mit Bor und Mangan versorgte Erbsen haben eine höhere Toleranz gegenüber Peronospora pisi. Aufgrund der Zulassungssituation in Deutschland ist kein Fungizid gegen Falschen Mehltau zugelassen.

Die wichtigste Maßnahme ist die Einhaltung der Anbaupause!
Die wichtigste Maßnahme ist die Einhaltung der Anbaupause!
Erbsenrost (Uromyces pisi-sativi)
Das Auftreten dieses wirtswechselnden Pilzes ist an hohe Temperaturen gebunden und deshalb erst spät in den Erbsen zu beobachten. Der Erbsenrost bildet seine ersten Sporenformen (Spermogonien und Aecidien) auf der Zypressenwolfsmilch und Eselswolfsmilch, die Erbse dient dem Pilz als Zwischenwirt. Bei starkem Auftreten ist eine gute Einmischung des Erbsenstrohs sinnvoll. Unkrautbekämpfung und Mahd der Wegränder helfen, die Wolfsmilcharten in der Region zu reduzieren.

Bekämpfung: Gegen Erbsenrost sind keine Fungizide zugelassen, jedoch wird durch den Einsatz von Ortiva® gegen Brennfleckenkrankheit der Rost vorbeugend miterfasst. Roste treten bei hohen Stickstoffgehalten im Gewebe stärker auf. Werden nicht genug Hülsen angesetzt, z. B. infolge der Saugtätigkeit von Blattläusen, steigt der Stickstoffgehalt im Gewebe, weil der Stickstoff nicht für die Bildung von Reserveeiweiß im Korn benötigt wird. Dadurch werden die Erbsen anfälliger für den Erbsenrost. Durch Bekämpfung der Blattläuse kann der Rostbefall eingedämmt werden.

Weißstängeligkeit (Sclerotinia sclerotiorum)
Die Körnererbse gehört wie der Winterraps zum Wirtspflanzenkreis des Erregers Sclerotinia sclerotiorum. Bei hoher Anbaukonzentration von Raps und Erbsen in einer Fruchtfolge traten in den letzten Jahren auch im Erbsenanbau Schäden auf. Bei einer frühen Infektion des Wurzelhalses durch Laufhyphen bleicht der Stängel unmittelbar über dem Boden bereits zum Zeitpunkt der Blüte aus. Diese Infektion ist nach mildem Winter und frühzeitigem Vegetationsbeginn zu beobachten. Im Stängelinneren entwickelt sich wie beim Raps ein weißes Pilzmyzel mit den typischen dunklen Sklerotien, den Dauersporen.
Späte Infektionen durch Ascosporen setzen im Bereich des Hülsenansatzes an. Wechselhaftes Wetter begünstigt das Hochschleudern der Ascosporen aus den Apothezien, die im zunehmenden Langtag keimen. Oft reicht Tau für die Sporulation schon aus. Dauererreger vermindert das Angehen von Infektionen.

Bekämpfung: Neben der Einhaltung von Anbaupausen kommt der Einsatz von Contans® WG nach der Ernte der Wirtspflanzen von Sclerotinia sclerotiorum (Raps, Erbsen, Soja, Sonnenblumen) infrage. Möglich ist auch der Einsatz von Kalkstickstoff zur Bodensanierung in der Vorkultur. Das auch in Erbsen zugelassene Ortiva® hat eine protektive Wirkung gegen Sclerotinia.

Tab. 1: Herbizide gegen Unkräuter und Ungräser in Körnererbsen: Achtung: Basagran: Aufbrauchfrist bis 30.06.2018
Tab. 1: Herbizide gegen Unkräuter und Ungräser in Körnererbsen: Achtung: Basagran: Aufbrauchfrist bis 30.06.2018
Allgemeine Hinweise zur Bekämpfung von Erbsenkrankheiten
Blattdüngungsmaßnahmen mit Bor, Magnesium und Schwefel zum Zeitpunkt der Blüte wirkten sich in Versuchen befalls- bzw. schadmindernd und somit positiv auf den Ertrag aus. Wichtigste Maßnahme zur Vermeidung von Krankheiten ist das Einhalten einer mindestens fünfbesser sechsjährigen Anbaupause.

Daneben bietet die Beizung oder Inkrustierung der Erbsen die Möglichkeit, boden- und samenbürtige Krankheiten zu vermeiden. Der Einsatz von Kalkstickstoff in der Erbsenfruchtfolge wirkt bodensanierend und kann den Besatz von bodenbürtigen Krankheiten, aber auch mit im Boden überdauernden Schädlingen, reduzieren.

Die Möglichkeiten des Fungizideinsatzes sind begrenzt. Einzig Ortiva® ist in Körnererbsen zugelassen, hat aber nur eine protektive Wirkung. Ist ein Befall bereits eingetreten, kann nur noch die weitere Ausbreitung auf nicht befallene Pflanzen bzw. Pflanzenteile vermieden werden.

Unkrautbekämpfung
Je nach Bedingungen im Frühjahr dauert es zwei bis fünf Wochen, bis die Körnererbsen aufgelaufen sind. Bis zum Reihenschluss der Erbsenbestände vergehen weitere drei bis vier Wochen. Das bietet einer Reihe von Unkräutern und Ungräsern Wettbewerbsvorteile, die die Erbse nicht mehr aufholen kann, was dann letztlich auch zu Ernteproblemen führt.

Im Vorauflauf dürfen Clomazone (Centium®, HRAC Gruppe F4) Prosulfocarb (Boxer®, HRAC Gruppe N) und Aclonifen (Bandur®, HRAG Gruppe F3) eingesetzt werden. Das Centium ® hat bei stärkeren Klettenlabkraut- und Windenknöterichdruck Vorteile gegenüber Boxer® und Bandur®.

Wichtig für die sichere Wirkung der Herbizidmaßnahmen im Vorauflauf ist der Zustand des Bodens, der nur gut abgesetzt, mit glatter Oberfläche, ohne grobe Kluten einen lückenlosen Herbizidfilm ermöglicht. Vorauflaufmittel dürfen für einen gleichmäßigen Wirkstoffbelag nicht zu grobtropfig ausgebracht werden.

Im Nachauflauf sind Basagran® (Bentazon, HRAC Gruppe C3) und Stomp® Aqua (Pendimethalin, HRAC Gruppe K1) und gegen Gräser FOP-Mittel zugelassen.

Kerstin Fischer,
N.U. Agrar GmbH

Stand: 29.01.2015