Aktuelle Ausgabe 01/2024

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Basis für Höchsterträge mit Körnererbsen

Ein erfolgreicher Erbsenanbau braucht ein sehr gutes Bodenmanagement, die Produktion von Körnererbsen ist generell anspruchsvoll. Unter anderem ist das ein Grund dafür, dass die Anbauflächen dieser Kultur in keinem Verhältnis zu ihrem ackerbaulichen Wert stehen.

Einzelkornsaat von Körnererbsen nach 6–8 cm tiefer Bodenbearbeitung
Einzelkornsaat von Körnererbsen nach 6–8 cm tiefer Bodenbearbeitung

Im ökologischen Landbau, der auf die industrielle Ammoniaksynthese zur Düngerherstellung verzichtet, ist die natürliche N-Fixierung der Leguminosen die einzige Möglichkeit, den N2-Vorrat der Atmosphäre für die N-Versorgung der Kulturpflanzen zu nutzen. Dass trotz ackerbaulicher Vorzüglichkeit der Erbsenanbau seit Jahren auf niedrigem Niveau stagniert beziehungsweise rückläufig ist, hat auch pflanzenbauliche Gründe, die wegen der Ertragsunsicherheit der Körnererbse wirtschaftlich stark ins Gewicht fallen. Der Anbau von Körnererbsen stellt hohe Ansprüche an den Boden und seine Bearbeitung. Weil Erbsen nicht selbstverträglich sind, ist eine Anbaupause von mindestens fünf bis sechs Jahren einzuhalten.

Bodendurchwurzelung Körnererbse auf Gley-Humuspseudogley
Bodendurchwurzelung Körnererbse auf Gley-Humuspseudogley
Oberstes Ziel: ein optimal durchwurzelbarer Boden
Für ein ungestörtes Wurzelwachstum müssen Bodenschadverdichtungen und Störschichten (Strohmatten) beseitigt werden. Je intensiver die Erbsen den Boden durchwurzeln, umso besser sind die Ernährung der Bodenorganismen, die Bodenatmung, die N2-Fixierung der Knöllchenbakterien, die Humusbildung
und die Lebendverbauung der Bodenaggregate. Neben dem intakten Bodengefüge fördert eine optimale Calcium- und Phosphorversorgung (Gehaltsklasse C) die Besiedlung der Wurzeln mit Knöllchenbakterien und die N2-Fixierung.

Erbsen-Hafergemenge auf Löß-Schwarzerde
Erbsen-Hafergemenge auf Löß-Schwarzerde
Für die Phosphatversorgung ist eine optimale Durchwurzelung der Krume entscheidend, denn dort ist der größte Teil der Düngerphosphate. Starkes Wurzelwachstum verkürzt die Transportwege und fördert so die Aufnahme von wenig beweglichen Nährstoffen wie Phosphat.

Sind aber durch Schadverdichtungen die Durchlüftung und der Wasserhaushalt des Bodens beeinträchtigt, leidet unter Wassermangel sowohl die Verfügbarkeit des Phosphates als auch das Wurzelwachstum: Phosphormangel ist die Folge.

Kommt es dagegen zu einer Bodenvernässung, wird die Verfügbarkeit zwar verbessert, aber das Wurzelwachstum und die Phosphataufnahme sind wegen des Sauerstoffmangels gestört. Ein Übermaß an Feuchtigkeit zusammen mit Wärme- und Luftmangel führen zu Auflaufschäden der Körnererbse, zum Absterben der Knöllchenbakterien, fördern Pilzbefall und die vorzeitige Laubvergilbung im Sommer

In einem schadverdichteten Boden ist also der aktive Wurzelraum auf die Krume oberhalb der Verdichtungszone beschränkt. Gefügeschäden, sowohl innerhalb als auch unterhalb der bearbeiteten Krume, in der Pflug- oder Grubberscharsohle, vermag die Körnererbse nicht zu durchdringen – im Gegensatz zu Lupine oder Luzerne.

Boden und Saatbett: Basis für hohe und sichere Erträge
Für den erfolgreichen Erbsenanbau gilt: Je sorgfältiger Bodenbearbeitung und Aussaat durchgeführt werden, umso sicherer und höher sind Pflanzenaufgang und Ertrag.

Bodenbearbeitung
Der Stoppelbearbeitung nach Ernte der Getreidevorfrucht gebührt besondere Aufmerksamkeit. Die möglichst gleichmäßige horizontale und vertikale Verteilung des Strohs und die anschließende 8–10 cm tiefe Einarbeitung und Rückverfestigung mit entsprechenden Nachläufern beschleunigen den mikrobiellen Strohabbau. Nach der Stoppelbearbeitung erfolgt bis spätestens Ende Oktober die Grundbodenbearbeitung. Neben dem konventionellen Pflugeinsatz auf 25 cm ist bei der pfluglosen Bodenbearbeitung ein 10–15 cm tiefer Grubbergang als Pflugersatz die Regel. Die krumentiefe Bodenlockerung ist nur dann erforderlich, wenn Schadverdichtungen zu beseitigen sind, die mit Hilfe der Spatendiagnose relativ unproblematisch festgestellt werden können

Aussaat
Die Körnererbse sollte früh, möglichst schon Anfang/ Mitte März, ausgesät werden, da sie wie alle Körnerleguminosen einen hohen Keimwasserbedarf hat. Dieser kann im zeitigen Frühjahr am sichersten gedeckt werden. Weitere Vorteile sind die Vorverlegung der Blüte und Hülsenentwicklung und damit ein
geringerer Trockenstress und Schädlingsbefall sowie die bessere Ausnutzung der Vegetationszeit und des genetischen Ertragspotenzials.
Die im Frühjahr eventuell noch auftretenden Frostgrade von -4 bis -7 °C werden von der Erbse gut vertragen. Der Saattermin muss sich an der Befahrbarkeit des Bodens orientieren: Erbsen dürfen nie in den Boden „eingeschmiert“ werden. Bei Saatzeiten nach Mitte April ist mit Mindererträgen zu rechnen.

Die Saattiefe der Erbse beträgt 4–6 cm auf mittelschweren Böden und 6–8 cm auf leichteren Böden. Zur Einhaltung der Ablagetiefe ist ein ausreichend hoher Schardruck der Sämaschine erforderlich. Der Acker muss zur Aussaat ausreichend trocken sein. Wichtig ist, starken Bodendruck und Bodenverdichtungen zu vermeiden. Unabhängig von der Intensität der Bodenbearbeitung steht die Forderung nach einem möglichst ebenen Saatbett. Das erleichtert den Mähdrusch und senkt die Ernteverluste.

Anbauvergleich von Winter- und Sommerformen bei Körnererbsen
Anbauvergleich von Winter- und Sommerformen bei Körnererbsen
Drillsaat
Die Aussaat erfolgt meist als Drillsaat mit einfachem Getreideabstand; es ist aber auch ein Reihenabstand von bis zu 25 cm möglich. Das Anwalzen der Saat ist im Regelfall zu empfehlen. Dies gilt besonders für steinige Flächen zur Erleichterung der Ernte sowie auf leichteren Böden zur Verbesserung des Bodenschlusses. Der Einsatz der Ackerwalze verlangt aber viel Fingerspitzengefühl: Wird die Bodenoberfläche nicht wieder aufgeraut, bedeutet das eine ungehinderte Verdunstung und die Gefahr der Verschlämmung und Verkrustung des Bodens bei Starkregen. Auf steinfreien Böden sollte daher die Walze unbedingt mit einem nachlaufenden Striegel arbeiten. Bezüglich der Saatstärke sind verallgemeinernde Empfehlungen schwierig, da die Verzweigungsfähigkeit der Erbse sortenspezifisch ist. Die praktischen Erfahrungen sprechen für Saatstärken im Bereich von:

  • 70–80 Körner/m² auf mittleren Böden und
  • 80–90 Körner/m² auf leichten Böden.

Abb. 1: Anbauvergleich von Winter- und Sommerformen der Körnerleguminosen
Abb. 1: Anbauvergleich von Winter- und Sommerformen der Körnerleguminosen
Eine Reduzierung der Saatstärke auf 60 keimf. Körner/m² ist nur unter günstigen Anbaubedingungen und Verwendung von Z-Saatgut mit garantierter Mindestkeimfähigkeit möglich.

Aufgrund der stark unterschiedlichen TKM von Erbsensorten schwanken die Aussaatmengen in weiten Bereichen (zwischen 190 und 320 kg/ha). Bei einer durchschnittlichen TKM von 260 g, einer Keimfähigkeit von 90 % und einer Saatstärke von 80 Körner/m² liegt die Aussaatmenge bei ca. 230 kg/ha (vgl. Anbauempfehlung Körnererbsen des Landes Sachsen-Anhalt).

Einzelkornsaat
Bei der Einzelkornsaat kann die Aussaatmenge um ca. 15 % reduziert werden, da eine einheitliche Tiefenablage und gleichmäßigere Pflanzenabstände in der Reihe garantiert sind. Die gleichmäßige Längsverteilung der Pflanzen in der Reihe bei technisch bedingten Reihenweiten von 25 cm führt zu mehr Licht und
Luft gegenüber der auf ca. 5 cm in der Reihe gesetzten Einzelpflanze. Dadurch entwickelt sie sich stärker, die Bestände gehen weniger ins Lager und trocknen aufgrund besserer Durchlüftung schneller ab.

Anbau von Wintererbsen
Ziel des Anbaues der Winterformen bei Körnerleguminosen ist eine längere Vegetationszeit und die volle Nutzung des Langtags für höhere Kornerträge. Ein Anbauvergleich zeigt, dass die Winterformen den Sommerformen nicht grundsätzlich überlegen sind (s. Abb. 1). Um Auswinterungsverlusten vorzubeugen, sollten Wintererbsen nicht zu früh ausgesät werden, erfahrungsgemäß erst ab Anfang/Mitte Oktober. Die Einhaltung der Ablagetiefe des Saatgutes von ≥ 7 cm verbessert die Winterhärte. Aufgrund der geringeren Standfestigkeit der Wintererbsen sollte eine Reihenweite von 25 cm nicht überschritten werden.

Fazit
Der Erbsenanbau ist etwas für „Fortgeschrittene“ und nicht generell unter allen Standortbedingungen möglich, denn die Erbse ist eine sehr anspruchsvolle Kultur. Bodenmängel aller Art werden mit Ertragsausfällen bestraft. Bei guter Bodenstruktur und ausreichender Wasserversorgung liefert diese Leguminose jedoch nicht nur sichere und hohe Erträge. Aufgrund ihres Vorfruchtwertes wirkt sie sich auch für nachfolgende Kulturarten ertragssteigernd aus.

Dr. Joachim Bischoff, Landesanstalt für Landwirtschaft,
Forsten und Gartenbau Sachsen-Anhalt, Bernburg

Stand: 29.01.2015