Aktuelle Ausgabe 01/2024

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11.000 Liter Herdenschnitt mit heimischen Futtermitteln

Die Agrar GmbH Manker ist einer der führenden Milchviehhalter in Brandenburg. Das ausgeklügelte Fruchtfolgesystem zeigt, dass der Fokus klar auf Wirtschaftlichkeit und Effizienz liegt. Selbst produzierte Körnererbsen sind fester Rationsbestandteil für die Milchviehherde mit einem Leistungsschnitt von 11.000 Litern.

Wissen die Vorteile der Körnererbsen in ihrem Betrieb zu schätzen: Gerhard Linke, Geschäftsführer der Agrar GmbH Manker (li.), und Bernd Wagner, Leiter des Pflanzenbaus (re.).
Wissen die Vorteile der Körnererbsen in ihrem Betrieb zu schätzen: Gerhard Linke, Geschäftsführer der Agrar GmbH Manker (li.), und Bernd Wagner, Leiter des Pflanzenbaus (re.).
Die Agrar GmbH Manker ist ein vielschichtiger Betrieb, dessen Schwerpunkt in der Milchproduktion auf Hochleistungsniveau und Mutterkuhhaltung liegt.
Die 400 Rinder starke Milchviehherde bringt seit Jahren eine konstante Milchleistung von 11.000 l/Kuh und Jahr. Neben der Genetik legt der Betrieb größten Wert auf Komfort und Gesundheit der Kühe. Die Kühe danken es nicht nur mit einer sehr guten Jahresleistung sondern auch mit einer beachtlichen Lebensleistung. Bis heute konnten 23 Kühe mit einer Lebensleistung von 100.000 l ausgezeichnet werden, vor kurzem sogar eine Kuh mit 150.000 l.

Seit 30 Jahren ist die Körnererbse ein fester Bestandteil der Fruchtfolge. Seit zwei Jahren werden die selbst produzierten Erbsen mit Erfolg in der Milchviehfütterung eingesetzt. Sowohl Gerhard Linke, Geschäftsführer der Agrar GmbH Manker und verantwortlich für die Milchproduktion, als auch Bernd Wagner, Leiter Pflanzenbau, möchten die Körnererbse nicht missen.

Klare monetäre Vorteile durch die Erbse
Nachhaltige Fruchtfolgen und Wirtschaftlichkeit stellen für Bernd Wagner keinen Widerspruch dar, im Gegenteil. Schon vor Jahren etablierte er im Betrieb drei Fruchtfolgen, die 3–7 Fruchtfolgeglieder mit mindestens zehn Kulturen umfassen. „Die Fruchtfolge ist das Grundgerüst für einen effizienten Ackerbau. Viele Kulturen bedeuten eine gleichmäßige Auslastung meiner Mannschaft vom Frühjahr bis zum Herbst. Speziell auf den leichten Böden werden die Erträge stabiler. Während meine Berufskollegen über steigende Pflanzenschutzaufwendungen klagen, kann ich sogar meine Pflanzenschutzkosten reduzieren“, stellt Wagner
die Vorteile seiner Fruchtfolgen heraus.

Betriebsspiegel
  • Landkreis Ostprignitz/Neuruppin;
    1991 als GmbH gegründet
  • ca. 2.010 ha Nutzfläche, davon
    350 ha Dauergrünland und
    1.650 ha Ackerland
  • Jahresniederschlag ca. 550 mm
 
  • Hauptkulturen:
    – Getreide: 760 ha
    – Mais: 250 ha
    – Raps: 250 ha
    – Erbsen: 50 ha
    – Ackergras: 90 ha
    – Saatgutvermehrung: 190 ha
    – Stillegungen: 60 ha
 
  • Wiesen und Weiden auf
    meliorierten Mooren
  • Verschießende, Grundwasser
    ferne Mineralböden mit 21–43 BP

Für ihn ist die Körnererbse eine „hervorragende“ Kultur, die in die Fruchtfolge für die leichteren Flächen integriert ist. „Hier baue ich Roggen, Mais und danach Körnererbsen an, eine lange Anbaupause von sechs Jahren sind sehr wichtig und so steht in der nächsten Rotation Öllein-Saatvermehrung.“ Den Vorteil der Körnererbse im Betrieb macht auch der kalkulierte Vorfruchtwert von 300 Euro/ha deutlich. „Mindestens 5 dt/ha mehr Roggen, 30 kg/ha Stickstoffersparnis, der Düngewert des Strohs, reduzierte Bodenbearbeitung zum Roggen und andere arbeitswirtschaftliche Vorteile – da kommt so einiges zusammen“,
rechnet Wagner vor.

Unkomplizierte Bestandesführung
Optimale Startbedingungen sind wichtig für homogene Erbsenbestände, damit diese ihr Ertragspotenzial ausschöpfen können. Nach dem Mais wird auf dem Betrieb gepflügt, um erntebedingte Verdichtungen im generell dichtlagernden Sandboden zu beseitigen. Zudem sichert der durch den Pflugeinsatz ebenere Boden einen störungsfreien Mähdrusch. „Wir haben steinreiche Äcker. Im Vergleich zum Grubbber verbleiben nach dem Pflug nicht so viele Steine an der Oberfläche. Wir brauchen nur die großen Steine abzusammeln, die kleinen bleiben unter der Bodenüberfläche. Die Lemken Scheibendrillmaschine reißt keine zusätzlichen Steine aus dem Boden und ebnet den Boden ein. Gewalzt wird die Fläche nur, wenn die Aussaatbedingungen nicht ganz stimmten und das Gesamtbild nicht optimal ist.“ Die Aussaat erfolgt je nach Bodenbedingungen ab Mitte März. Eine Aussaattiefe von 5 cm stellt einen gleichmäßigen Aufgang und einen guten Wasseranschluss für die Keimung des Saatkorns sicher. „In unserem kontinentalem Klima muss man vorsichtig sein vor starken Nachtfrösten, daher säe ich mit 90 Körnern/m² auch etwas dicker aus. Die höheren Saatgutkosten hole ich durch eine bessere Ertragssicherheit wieder rein. So kann der Bestand flexibler auf Pflanzenverlusten durch Frost, Krankheiten, Schädlinge reagieren. Ein dichter Bestand hat eine gute Unkrautunterdrückung und vermindert die unproduktive Wasserverdunstung.“ Nachbau kommt für Wagner nicht infrage, er verwendet jedes Jahr 100 % Z-Saatgut. Er schätzt die verlässlich geprüfte Saatgutqualität und möchte als Saatgutvermehrer für Öllein und Gräser prinzipiell die Arbeit der Züchter unterstützen.

Ertragsorientiert düngen
Der Betrieb etablierte die teilflächenspezifische Düngung. Über- oder Unterversorgung der Flächen mit den Nährstoffen Kalium und Phosphor konnten so systematisch erfasst werden und ausgeglichen werden. Verknüpft mit einer teilspezifischen Ertragsauswertung braucht Wagner im gesamten Betrieb nur noch auf Entzug zu düngen. „Für einen realistischen Erbsenertrag von 45 dt/ha dünge ich im Durchschnitt 120 kg K2O und 46 kg P2O5/ha. Ich verwende 40er Kali und habe damit die Schwefelversorgung abgedeckt; als Phosphatdünger kommt Triplephosphat zum Einsatz. Eine Stickstoffdüngung lehne ich strikt ab! Den standorttypischen pH-Wert von 5,8–6,3 und die Magnesiumversorgung erhalte ich mit Dolomitkalk.“

Größtmögliche Effizienz beim Pflanzenschutz
Der Pflanzenschutz wird ebenfalls so effizient wie möglich eingesetzt. Nach einer Herbizidanwendung im Vor- und Nachauflauf macht, bedingt durch den Maisanbau, die Melde bzw. der Gänsefuß etwas Ärger. Hier gibt es leider keine ausreichend wirkende Herbizide. Wenn es möglich ist, verzichtet Herr Wagner sogar auf eine Fungizid- und Spurenelementgabe, achtet aber genau auf die Bekämpfung der Grünen Blattlaus, denn „der Druck durch Krankheiten und Schädlinge wie den Erbsenwickler ist noch gering und kann toleriert werden. Dies kann sich ändern, wenn sich der Anbauumfang durch Greening und Co. stark erhöhen sollte.“

Große Beachtung schenkt Wagner dem Thema Mähdrusch. „Da die Agrar GmbH Manker keine Trocknung und Langzeitlagermöglichkeiten hat, sind wir bemüht, die Erbsen lagerfähig bzw. unter 15 % Wassergehalt zu dreschen. Wir müssen verhindern, dass Schimmel o.ä. die Gesundheit der Milchkühe beeinträchtigt.“

Statt Soja heimische Eiweiß- und Energieträger
„Alles begann 2009 mit dem starken Fall des Milchpreises.“, erzählte Linke. „Für eine Optimierung des Betriebes, stellten wir damals alles auf den Prüfstand. Die Säulen einer effizienten Milchproduktion sind gesunde und leistungsstarke Kühe sowie geringe Grundfutterkosten. Ersteres hatten wir, zweiteres galt es zu verbessern. Aufgrund der hohen Sojapreise haben wir Soja durch das preiswertere Rapsextrationsschrot ersetzt. Dazu kam eine Intensivierung der Grünlandbewirtschaftung, um den Protein- und Energiegehalt und die Qualität der Silagen zu steigern.“ Bei dieser Strategie blieb die Agrar GmbH Manker bis heute
und verzichtet seitdem gänzlich auf den Einsatz von Soja in der Fütterung ihrer Hochleistungsherde. „Für die allgemeine Rationsgestaltung standen ausreichend Energiekomponenten zur Verfügung, anders sah es bei den Eiweißkomponenten aus.“ So reifte die Idee, Körnerleguminosen in die Fütterung aufzunehmen. Aufgrund des hohen Proteingehalts wäre der Anbau von Lupinen sehr interessant gewesen, wurde aber wegen der Anbauunsicherheit und dem daher hohen wirtschaftlichen Risiko abgelehnt. So kamen die Körnererbsen zum Einsatz, die zuvor vom Landhandel abgenommen wurden.

Der Betrieb mischt eine Voll-TMR, die auf 40 l Milch ausgelegt ist. Pro Kuh und Tag werden 1,5 kg Erbsen als Mehl eingesetzt. Das Mahlen übernimmt einmal im Monat ein Dienstleister, der sowohl die Erbsen als auch die Körnermaissilage aufbereitet. Zur Staubbindung wird das Mehl mit Sojaöl behandelt. Linke schätzt die Erbsen als ausgeglichene Futterkomponente mit einem sehr guten Proteinund Energiegehalt. „1,5 kg Erbsen verdrängen 1 kg Rapsschrot und 0,5 kg Körnermaissilage. So können wir unsere Ration grasbetonter gestalten. Sie wird dadurch kosteneffizienter und bekömmlicher für die Kühe.“

An der Milchpreiskrise gewachsen
Gerhard Linke sieht sich nun nach fünf Jahren Optimierung der Fütterung am Ziel. „In der Krise waren wir bereit, zu lernen und die Weichen für die Zukunft zu stellen. Wir verfüttern nur heimische, zum großen Teil selbst produzierte Futtermittel und sind dadurch marktunabhängiger. Wir sind aus der Versuchsphase heraus und wissen jetzt, wie es geht.“ Ein positiver Nebeneffekt der Rationsumstellung ist eine GVO-freie Fütterung, die von den Pächtern des Betriebes positiv wahrgenommen wird.

Das Gespräch führte Silke van het Loo,
Norddeutsche Pflanzenzucht Hans-Georg Lembke KG

Stand: 29.01.2015