Aktuelle Ausgabe 01/2024

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GPS als Reinsaat oder Mischung?

Für seine schweren Marschböden suchte Martin Meinert aus Kollmar eine alternative Kultur, die sowohl seinem Boden als auch seinen Kühen Vorteile bringt. Zunächst experimentierte er mit Ackerbohnen-Sommerweizenmischungen, zzt. füttert er reine Ackerbohnensilage. Ein Erfahrungsbericht aus der Elbmarsch.

Quelle: Meinert
Quelle: Meinert
Gründe für Ackerbohne gab es gleich mehrere, wie Meinert erläutert: „Hier in der schleswig-holsteinischen Elbmarsch haben wir meist „Minutenböden“, die bei Nässe und auch bei Trockenheit schnell unbestellbar werden. Solche schweren Böden brauchen nach der Maisernte eine Pflugfurche im Herbst, um die Frostgare optimal zu nutzen. Dies ist aufgrund des späten Erntetermins des Maises oft nicht möglich”. Dazu kommen die vorhandenen Ackerfuchsschwanzresistenzen in der Region, die ganz neue Anforderungen an Ackerbau und Fruchtfolgegestaltung stellen. Der Betrieb suchte nach einer alternativen Kultur, die sowohl den Anforderungen des Bodens als auch dem Ziel der Futtergewinnung Rechnung tragen kann. Früher – von der Großelterngeneration – wurde mit Hafer als Mischungspartner ein hervorragendes Futter produziert.

„Hafer als Mischungspartner funktioniert wegen der Fuchsschwanzresistenz leider nicht mehr,“ bedauert der Betriebsleiter. Weiterer Pluspunkt für eine erweiterte Fruchtfolge ist der bodenschonende Ausbringungszeitraum für den anfallenden Festmist.

Betriebsspiegel:

Kollmar/Schleswig-Holstein, 120 ha LF

90 Milchkühe, 40 Mastbullen, ca. 70 Mutterschafe

Fruchtfolge: Mais – Ackerbohnen-GPS – Winterraps – Winterweizen

Versuche als Entscheidungshilfe
Angefangen hat der Ackerbohnenanbau mit einer Meisterarbeit eines Freundes: Produktionstechnische Versuche – Herbstfurche, Mulchsaat nach Frühjahrsbearbeitung und Direktsaat – mit Ackerbohnen-Sommerweizen-Mischungen wurden angelegt, parallel standen Ackerbohnen und Sommerweizen in Reinkultur. Von Interesse war auch die Silierfähigkeit als GPS, die in der Milchviehhaltung und Bullenmast eingesetzt werden sollte. Danach war klar: Die Ackerbohne bleibt im Betrieb, ihre Einsatzmöglichkeiten werden ausgelotet und optimiert. Nach dem Mais wird keine „saubere“ Stoppelbearbeitung durchgeführt, sondern im Herbst lediglich Festmist ausgebracht und dieser oberflächlich eingearbeitet. Den Ungräsern und Unkräutern bleibt viel Zeit, vollständig aufzulaufen, bevor sie mit Glyphosat gestoppt werden.

Weder bei der GPS-Mischung noch bei der GPS-Reinsaat erfolgen weitere Düngungsmaßnahmen, von einer Kalkung einmal abgesehen.

Erfahrungen mit Ackerbohnenmischungen

Drillkombination selbstgebaut
Drillkombination selbstgebaut
Saat: Ausgesät wurde die Mischung in einem Arbeitsgang Ende März 2012 mit einer selbst gebauten Kombination (dem Meisterstück) aus Einzelkorndrille mit Grubbersähschare und einer nachlaufenden gängigen Drillkombination für das Getreide. Da Ackerbohnen und Getreide einen unterschiedlichen Anspruch an die Ablagetiefe haben, wäre für Ackerbaubetriebe praxisüblicher eine zweiteilige Saat: Herbstfurche und Aussaat des Weizens mit Drillkombination und Ablage der Ackerbohne mit Einzelkorndrillmaschine. Die Mischung bestand aus 220 kg/ha Bohnen (Fuego) und 100 kg/ha Sommerweizen (Chamsin). Die Ablage der Bohne musste bei diesen Ausnahmeböden mindestens 6 cm betragen. Der Weizen wurde ortsüblich auf 2 cm gelegt.

Pflanzenschutz: Nach der Saat wurden 3 Liter Boxer plus 2 Liter Stomp Aqua pro Hektar zur Fuchsschwanzbekämpfung eingesetzt. Kaum ein anderes Mittel wirkt hier noch gegen Ackerfuchsschwanz.

In der Mischung mit Sommerweizen war der Befall mit der schwarzen Bohnenlaus deutlich geringer als in der Reinsaat. „Vermutlich haben die Ähren durch die Berührungen mit den Bohnenpflanzen die Tiere gestört“, vermutet Meinert. „Zwar sind die Blätter durch die Ähren beschädigt worden, aber das hat die Pflanzen weiter nicht eingeschränkt.“

Ernte und Lagerung: Die Landwirtschaftskammer S-H begleitete das Silierungsprojekt und ermittelte den Trockengehalt der Menge. Die Ernte begann mit einem GPS-Häcksler bei einem Trockengehalt von 30 %. „Es stellte sich jedoch heraus, dass dies ein Mischwert war: Der wegen eines latenten N-Mangels sehr früh abgereifte Weizen hatte einen deutlich höheren Wert, die Bohne war aber deutlich feuchter“, erinnert sich Meinert. In der Folge bildeten sich große Mengen Sickerwasser in den ersten zwei Tagen. „Danach hörte das Aussickern auf, weil der trockene Weizen aufquoll und viel Flüssigkeit binden konnte.“ Die Siloqualität sei dennoch – bei Zusatz eines Siliermittels – sehr gut gewesen, betont er ausdrücklich. Auch die Erträge der Mischung mit 123 dt Trockenmasse/Hektar waren sehr zufriedenstellend und übertrafen die Reinsaat deutlich.

Nicht die Ackerbohne war also das Problem, sondern die zu frühe Reife des Weizens. „Der Sommerweizen wäre später gereift, wenn er Stickstoff von der Bohne bekommen hätte. Es stimmt offensichtlich also nicht immer, dass der Mischungspartner immer ausreichend Stickstoff über die Leguminose erhält“, kommentiert Meinert. Er bezweifelt, dass eine zusätzliche N-Düngung die Lösung gewesen wäre. Vermutlich hätte bei einer Zusatzdüngung die Ackerbohne mit dem Getreide um den Stickstoff konkurriert und einen guten Teil davon aufgenommen. Ackerbohnen reduzieren die N-Bindung über die Rhizobien entsprechend – ohne Leistungssteigerung. Ein guter Teil der Düngung wäre also „verpufft“ und der ursprünglich vorgesehene Einspareffekt wäre ebenfalls nicht zum Tragen gekommen.

Erfahrungen mit Ackerbohnen-GPS in Reinsaat
Saat: Aus diesen Erfahrungen heraus, hat Meinert im Folgejahr Ackerbohnen in Reinsaat angebaut, 45 Kö/m² im Direktsaatverfahren. Die Ablage erfolgte auf 6–8 cm.

Pflanzenschutz: Der Blattlausbefall war deutlicher und intensiver als in den Mischbeständen und musste gründlich bekämpft werden. Düngung und Herbizideinsatz unterschieden sich bei beiden Varianten nicht.

Das ist zu viel Durchwuchs!
Das ist zu viel Durchwuchs!
Ernte und Lagerung: 2014 war der Sommer in West-Schleswig-Holstein extrem trocken. Es trat das Phänomen des „Wimpelknickens“ auf, aber die Pflanzen ließen sich problemlos ernten. Zum Erntetermin waren die Blätter und die Schoten schwarz, die Stängel noch grün. Bei einer Anbaufläche von nur 5–8 Hektar, wird der Mais in derselben Silomiete silliert und kontinuierlich verfüttert. Der Anteil in der Ration beträgt ca. 8 %. Bei einen TS-Gehalt zwischen 40–45 % kann das Silo gut verdichtet werden bei minimalen Siliersaftverlusten.

Ganz zufrieden ist der Landwirt wegen der hohen Ernteverluste jedoch trotzdem nicht. Gut 10 % der Bohnen seien auf dem Feld geblieben. Die verminderte Erntemenge sei aber nur die eine Seite des Problems: „Es wachsen jetzt viele Ausfallbohnen im Winterraps, was an sich kein Problem ist, denn die Bohnen frieren immer problemlos ab. Außerdem binden sie den Stickstoff gut und verhindern so die Auswaschung im regenreichen Spätherbst. Obwohl der Raps keinerlei Aufstängelung zeigte, gibt es natürlich eine Schmerzgrenze.“ Die Leguminosen-Fachberaterin Silke Hadenfeldt (NPZ), ist der Meinung, dass am Erntemanagement noch gefeilt werden kann. „Ein Feldhäcksler greift ganz anders in den Bohnenbestand ein als ein Mähdrescher. Der ideale Erntetermin sollte ein Kompromiss sein zwischen Wassergehalt des Pflanzenbestands und der Elastizität der Hülsen, um Ausfall- und Sickersaftverluste zu minimieren“.

Analysenergebnisse GPS Ackerbohne
Analysenergebnisse GPS Ackerbohne
Fütterung: Wer das erste Mal reine Ackerbohnensilage in den Händen hält, dem wird Farbe und Geruch zumindest ungewöhnlich vorkommen. Die Tiere nehmen das Futter jedoch gut an. Den Harnstoffwert der Tiere sollte man Meinerts Erfahrung nach im Blick behalten: Offenbar werden die Rohproteingehalte in der Futtermittelanalyse unterschätzt und eine Nachjustierung der Rationsgestaltung ist unerlässlich. „Das Ende der Ackerbohnensilage ist wegen der sinkenden Harnstoffgehalte den Kühen sofort anzumerken”, so die Beobachtungen des Landwirtes. Meinert lässt grundsätzlich jede Silage kontrollieren.

Während bei Kühen die Obergrenze je nach Rationsgestaltung und Inhaltsstoffen mit 2–4 kg/Tier und Tag begrenzt ist (Weber), sind Mastbullen toleranter. Testweise hat Meinert eine Gruppe mit sehr hohen Ackerbohnenanteilen gefüttert und keinerlei Probleme damit bekommen. Nach diesen Erfolgen denkt er intensiv über eine Fleischproduktion nur mit heimischen Futtermitteln und entsprechende Vermarktung nach.

Dr. Anke Boenisch, Silke Hadenfeldt

Stand: 17.12.2014