Aktuelle Ausgabe 01/2024

Ausgaben

Sonderausgaben

Themen

Abonnement

Impressum

Datenschutzerklärung

Cookie-Einstellungen

Grasuntersaaten in GPS: neue Argumente durch Greening

Untersaaten mit Gras sind für Bioenergiefruchtfolgen besonders interessant. Greening-Auflagen bringen neue Aspekte in die Untersaat-Argumentation.

Untersaaten haben viele Vorteile und wenig Risiken.
Untersaaten haben viele Vorteile und wenig Risiken.
Untersaaten haben im Gegensatz zu Neuansaaten einen deutlichen Entwicklungsvorsprung, mit dem sie die knappe verbliebene Wachstumszeit effektiv nutzen können. Darüber hinaus gibt es aber auch weitere Vorteile, die von Erosionsschutz bis hin zur Verbesserung der Humusbilanz reichen (s. Kasten). Da Lager die Untersaatentwicklung stark mindern kann, ist es sehr wichtig, auf die Standfestigkeit der Deckfrucht zu achten. Die Untersaat von Gras und Klee ist im Prinzip unter allen Getreidearten inkl. Mais möglich. Besonders geeignet sind Winterweizen, Wintergerste und Hafer.

Vorteile von Grasuntersaaten

  • Mit keiner anderen Kulturart lässt sich der Humusgehalt deutlicher anheben als mit Ackergras (Tab. 1).
  • Cross Compliance-Auflagen werden eingehalten, die Leistungsfähigkeit des Bodens angehoben.
  • Da der Boden sofort nach der Ernte wieder vollständig bedeckt wird, haben Ungräser und Unkräuter keine Chance und auch einer Erosion wird effektiv entgegengewirkt.
  • Die Bindung von Bodenstickstoff verhindert das Auswaschungsrisiko von Nährstoffen.
  • Grasuntersaaten lockern Fruchtfolgen auf.
  • In Bezug auf das „Greening“ und Anbaudiversifizierung kann das Gras als Hauptkulturart angerechnet werden.

Grasuntersaat und Greening
Mit Hinblick auf die Anforderungen des Greenings, kann das Gras als Hauptkultur angebaut werden. Nutzt man also die ausgebrachte Untersaat in den Folgejahren, gilt sie im Rahmen des Greenings in den Nutzungsjahren als Hauptfrucht. Eine Hauptfrucht mit sehr geringen Produktionskosten. Betriebe mit bis zu 30 ha Ackerland müssen mindestens zwei verschiedene Kulturpflanzen anbauen und die Hauptkultur darf nicht mehr als 75 % der Ackerfläche überschreiten. Ab einer Ackerfläche von 30 ha sind drei verschiedene Kulturpflanzen notwendig. Dazu darf die Hauptkultur nicht mehr als 75 % der Ackerfläche und die beiden größten Kulturen zusammen nicht mehr als 95 % der Ackerfläche überschreiten. Zusätzlich müssen Betriebe, die mehr als 15 ha Ackerfläche bewirtschaften, 5 % der Ackerfläche in ökologische Vorrangflächen überführen. Die Untersaat in GPS kann als ökologische Vorrangfläche angerechnet werden (Stand 15.12.2014, hier wird aber ggf. noch nachgebessert). Untersaaten verbleiben vom 1.6. bis 15.7. auf dem Feld, daher können sie nicht im Ansaatjahr als Hauptfrucht angerechnet werden.

Welche Mischung ist die richtige?
Es gibt eine Vielzahl von Gräsermischungen, die sich grundsätzlich für Untersaaten eignen. Man sollte sich bei der Auswahl nach der geplanten Nutzungsdauer richten.

  • Einjährige Nutzung: Einjähriges Weidelgras hat eine schnelle generative Entwicklung und sollte etwa einen Anteil von 30 % ausmachen. Den Löwenanteil nimmt idealerweise ein Weidelgras ein, das besonders im ersten Schnitt hohe Erträge bringt (z.B. das Welsche Weidelgras Gisel).
  • Ein- bis zweijährige Nutzung: Hier sind Mischungen zu bevorzugen, die Sorten mit einer guten Ertragsstabilität enthalten.
  • Zwei- bis dreijährige Nutzung: Die Ertragssicherheit muss durch leistungsstarke und winterfeste Sorten gewährleistet werden. Bastard Weidelgras verbindet die hohen Leistungen des Welschen Weidelgrases mit der Ausdauer von Deutschem Weidelgras und sollte zu ca. 30 % neben den genannten anderen beiden Grasarten vorhanden sein (z.B. TETRASiL®-Acker Trio).
  • Für längere Nutzungszeiten sind Ackergrasmischungen i.d.R. nicht geeignet, hier sind Grünlandmischungen aus Deutschem Weidelgras zu bevorzugen.

Humuswirkung von Ackergras
Humuswirkung von Ackergras
Optimale Saatbedingungen schaffen!
Da Ackergräser im Vergleich zu Getreide eine flachere Ablage bevorzugen, ist die getrennte Aussaat von Deckfrucht und Untersaat die bessere Wahl. Optimal ist eine Aussaat zwischen die Reihen der Deckfrucht mit einer Sämaschine in Herbst oder zur Vegetationsbeginn. Um eine Breitsaat zu ermöglichen, kann man herkömmliche Drillmaschinen mit einem zusätzlichen Saattank ausrüsten. Bei diesem Verfahren werden die Grassamen nicht zu tief abgelegt und sie werden nicht in die Reihen der Deckfrucht gesät. Alternativ lassen sich die häufig eher verfügbaren Grünlandstriegel für die Aussaat ebenso gut nutzen.

Die Aussaatstärke der Deckfrucht muss um ca. 20 % reduziert werden, damit eine Untersaat eine realistische Chance für eine ausreichende Etablierung bekommt. Die Aussaatstärke des Weidelgrases liegt bei etwa 25–35 kg/ha. Eine Aussaat ist entweder im späten Herbst oder Frühjahr möglich. Das Gras sollte möglichst früh zum Vegetationsbeginn gesät werden, um eine gute Etablierung zu gewährleisten. Auch mit einem Pneumatikdüngerstreuer kann eine Breitsaat durchgeführt werden, die Ablage erfolgt dann jedoch auch in den Getreidereihen.

Bei Sylfonylharnstoffen aufpassen!
Die Ungras-/Unkrautbekämpfung sollte überwiegend im Herbst stattfinden. Falls im Frühjahr eine chemische Behandlung notwendig ist, sind blattaktive Mittel oder Wuchsstoffe gegen Dikotyle wirksam. Der Einsatz von Sulfonylharnstoffen und reinen Graminiziden kann Schäden verursachen.

Wie viel Düngung braucht die Untersaat?
Die Stickstoffdüngung muss sich zunächst an dem Bedarf der Deckfrucht ausrichten. Direkt nach der Ernte kann eine Düngergabe etwa über Gülle oder Gärrest die Entwicklung der Untersaat deutlich fördern. Diese Startgabe sollte zwischen 50–70 kg/ha N betragen, zu jedem weiterem Schnitt werden ca. 50 kg/ha N benötigt.

Analyse von Gärsubstraten
Analyse von Gärsubstraten
Mit Hinblick auf die Novellierung der Düngerverordnung (DüV) Wirtschaftsdünger bestmöglich verwendet. Die laut DüV erlaubte Höchstmenge für N aus Wirtschaftsdünger beträgt 170 kg/ha N und Jahr.

Die Nährstoffgehalte in der Gülle und in Gärresten unterliegen jedoch großen Schwankungen und sollten unbedingt untersucht werden. Bei einer Gärrest-Ausbringung von 15 m³/ha schwankt die gesamte N-Menge von 36 bis 136 kg/ha N (s. Tab. 2)!

Deckfrucht zum optimalen Zeitpunkt beernten
Der Erntetermin der Ganzpflanzensilage liegt zu Beginn des Ährenschiebens (BBCH 51) oder bei optimaler Siloreife zwischen 28–33 % Trockensubstanz in der Gesamtpflanze. Eine zu frühe Ernte reduziert den Gesamt-Trockenmasse-Ertrag (s. Abb. 1).

Eignet sich Kleegras?
Kleegras lässt sich sehr gut unter einer Untersaat etablieren und der Folgefrucht stehen zwischen 150–200 kg/ha N zu Verfügung. Die Kleegras-Mischung sollte im Frühjahr ausgesät werden, damit die Temperaturen für die Etablierung des Klees ausreichen. Die Ausbringung von Pflanzenschutz in Kleegras-Mischungen muss sorgfältig abgewägt werden und sollte vor der Aussaat stattfinden.

Fazit
Mit einer gezielten Bestandesführung kann man mit Grasuntersaat in GPS nur gewinnen: Das Gras ist einfach zu etablieren, erweitert die Fruchtfolge sinnvoll und das Produktionsrisiko ist gering! Dabei ist eine Grasuntersaat im Rahmen des Greenings sehr interessant.

 

Drs. Anke Boenisch, Bernhard Ingwersen

 

Stand: 05.01.2015