Aktuelle Ausgabe 01/2024

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Berichte aus der Praxis: Erfahrungen mit Tobak

„Tobak scheint insgesamt etwas später abzureifen. Aber wenn die Sorte „durchgereift“ ist, dann lässt sie sich sehr gut dreschen. Die Bekörnung ist sehr gut mit gut ausgebildeten Körnern. Die Erntemenge lag weit über meinen Erwartungen: 125 dt/ha und das Ganze mit  vermarktbaren Proteingehalten!“

Dieter Knoll - Foto: Henze
Dieter Knoll - Foto: Henze

  

Eckdaten:

  • Nienrade/Schleswig-Holstein
  • Pflanzenschutz- und Ackerbau-berater der LWK SH
  • 2013: 25 ha nach Raps, 2014: 70 ha nach Weizen bzw. Raps
  • Bodenbearbeitung: Pflug

Dieter Knoll zu

Sortenwahl
„Tobak ist mir zum ersten Mal in der Vegetationszeit 2011/ 2012 auf Gut Schrevenborn aufgefallen: ein ansprechender Sortentyp mit phantastisch ausgebildetem „Wurzelwerk“. 2012 waren die Ergebnisse in den LSV sehr gut. Damit hatte Tobak alle Voraussetzungen für einen ersten Anbau erfüllt.“

Fruchtfolge/Saat/Bodenbearbeitung
„Ich pflüge alle Flächen zu Winterweizen zeitig, nach dem Auflaufen des Ausfallkorns der Vorfrucht. Die Saat erfolgt in den gut abgesetzten Boden. Beim Bearbeiten des Bodens vor der Saat wird der aufgelaufene Ackerfuchsschwanz beseitigt und damit der Druck dramatisch reduziert.

Wir drillen so früh wie möglich, möglichst vom 10.–20. September. Tobak bestockt gut aber nicht zu stark, braucht eine ordentliche Bestellung und darf nicht zu dünn gedrillt werden. Zu diesem Termin drillen wir 280–310 Kö/m².“

Krankheiten/Pflanzenschutz
„Wenn die Bestände ausreichend dick gedrillt werden, zeigt Tobak einen kräftigen Wuchs und unterdrückt auch den restlichen Ackerfuchsschwanz gut.Tobak hat in unserer Region eine insgesamt mittlere Anfälligkeit für Blattkrankheiten, aber die Blattgesundheit ist insgesamt ordentlich. Diese Sorte dankt ein gewisses Fungizidsystem und ist aber gut zu führen. Ich beherzige unabhängig von der Sorte drei Grundsätze:

1.  „Grundreinigung“ des Bestandes mit Fungiziden im jeweiligen Frühjahr
2.  Eine zusätzliche deutliche Verkürzung des Halmes in Stad. BBCH 39 ist wichtig.
3.  Bezüglich des evtl. auftretenden Ährenfusariums darf bei der Abschlussbehandlung nicht „gespart“ werden! Eine kluge Mittelwahl für eine Ährenbehandlung zu einem genau abgeschätzten Applikationstermin lohnt sich!“

Ernte
„Tobak scheint insgesamt etwas später abzureifen. Aber wenn die Sorte „durchgereift“ ist, dann lässt sie sich sehr gut dreschen. Die Bekörnung ist sehr gut mit gut ausgebildeten Körnern. Die Erntemenge lag weit über meinen Erwartungen: 125 dt/ha und das Ganze mit vermarktbaren Proteingehalten!“


Wolf-Rüdiger Lange - Foto: Schulze/Kremer
Wolf-Rüdiger Lange - Foto: Schulze/Kremer

  

Eckdaten:

  • Enger/Nordrhein-Westfalen
  • Ackerbau Saatgutvermehrung
  • ca. 60 Bodenpunkte im Schnitt
  • Fruchtfolge Raps/Weizen/Gerste
  • 2013: Tobak nach Raps und Zuckerrüben
  • 550–600 mm Jahresniederschlag

Wolf-Rüdiger Lange zu …

Sortenwahl
„Bei den LSV fiel Tobak optisch sehr positiv auf und hatte auch sehr gute Wertprüfungsergebnisse. Für mich als Vermehrer von Winterweizen zählt der Ertrag, aber auch Sortierung und Siebabgang. Tobak war auch hier völlig unproblematisch.“

Anbau/Produktionstechnik
„Nach Raps und nach Zuckerrüben wurde Tobak mit ca. 350 Körnern/m2 gedrillt. So hohe Aussaatstärken braucht diese Sorte definitiv nicht, wie sich zeigte: Sie ist vital und kam selbst nach dem langen Winter 2012/13 schnell in Gang. Ich war sehr positiv überrascht, wie Tobak Witterungsextreme wie starken Frost und Frühsommertrockenheit wegstecken konnte – ohne erkennbare Ertragsverluste! Die etwas dichten Bestände sicherte ich mit CCC 1,2 l/ha sowie 0,2 l/ha Moddus ab. Zwar ist der Ährenfusarium-Infektionsdruck nach Raps und Zuckerrüben eher gering, eine Ährenbehandlung habe ich aber sicherheitshalber durchgeführt. Mit zwei Fungizidmaßnahmen kam ich 2013 aus. Besonderes Augenmerk habe ich auf Septoria nodorum gelegt. Meine Erfahrung: Noch leichter ließe sich Tobak mit geringerer Saatstärke und einem Wachstumsregler-Splitting führen.“

Ernte
„Tobak zeigte eine gesunde Strohausreife und ein problemloses Druschverhalten. Meine Erwartungen an Ertrag und Qualität wurden voll erfüllt: Die Saatrohware ergab ein Ertragsniveau von 104,9 dt/ha mit einem hl-Gewicht von 76,0 kg. Gegenüber einer anderen Weizensorte in der Vermehrung erreichten wir 3,1 dt/ha mehr.“


Toni Maur - Foto: praxisnah
Toni Maur - Foto: praxisnah

  

Eckdaten:

  • Mertloch/Rheinland-Pfalz
  • Ackerbau
  • 2013: 20 ha nach Blattfrucht  (Zuckerrüben und Raps) und Weizen 2014: 30 ha
  • Bodenbearbeitung: pfluglos

Toni Maur zu

Sortenwahl
„Bei der Sortenwahl orientiere ich mich in erster Linie an den LSV-Ergebnissen meiner Region. Auch Sortendemonstrationen auf Feldtagen vermitteln einen guten Eindruck, ob die Sorte für mich in Frage kommen könnte. Im ersten Jahr probiere ich die Sorte zunächst auf einer relativ kleinen Fläche aus.“

Fruchtfolge/Saat/Bodenbearbeitung
„Zur Ernte 2013 hatte ich ca. 20 Hektar Tobak im Anbau, die Sorte stand auf einem Schlag nach Weizen, sonst nach Blattfrucht. Ich bewirtschafte den ganzen Betrieb pfluglos. Die Saatzeit hier ist generell immer etwas später – meist ab dem 10. Oktober, nach Zuckerrüben bis Mitte November.“

Krankheiten/Pflanzenschutz
„Nach einem kalten Frühjahr folgte bei uns ein warmfeuchter Sommer, ideales Wetter für Pilzinfektionen. Ich habe die Pflanzenschutzmaßnahmen also erhöht und bin in den Stadien EC 32, 37/39 und erneut in EC 61 gefahren. Dieser erhöhte Pflanzenschutzaufwand war goldrichtig: Denn ich habe Tobak als A-Weizen mit guten Qualitäten und 13,6 % Protein vermarktet, und die Abnehmer schauen bei den DON-Gehalten schon sehr genau hin. Bei keiner meiner Weizenlieferungen gab es etwas zu beanstanden, insofern hat sich der Pflanzenschutz mehr als ausgezahlt.“

Ernte
„Der Ertrag hat meine Erwartungen klar übertroffen. Nur nach Stoppelweizen fiel er ab. Obwohl Tobak nur als B-Weizen eingestuft ist, konnte ich wieder A-Weizenqualitäten realisieren – mit einer angepassten N-Düngung und einem dem Krankheitsbefall angemessenen Pflanzenschutz.“


Hendrik Meyerholz - Foto: praxisnah
Hendrik Meyerholz - Foto: praxisnah

  

Eckdaten:

  • Achim/Niedersachsen
  • Ackerbau und Schweinemast
  • Stark wechselnde Böden (23–70 Bodenpunkte), Geest- aber auch Marschstandorte, anteilig Wesermarschgebiet.
  • Tobak stand 2013 nach Raps und Getreide
  • Bodenbearbeitung: außer nach Raps immer Pflug

Hendrik Meyerholz zu …

Sortenwahl
„Für mich hat es Priorität, dass eine Sorte mit unseren stark wechselnden Böden klarkommt. Die Bodengüte wechselt hier sehr stark, sodass wir – entgegen dem allgemeinen Trend – auch schon mal Flächen teilen mussten. Bei der Auswahl der Sorten sind mir die Empfehlungen der Landberatung und des Landhandels Heidesand wichtig.

Ich baue aus Gründen der Risikostreuung immer mehrere Sorten an: Eine Sorte, mit der ich schon Erfahrung habe, eine Empfehlung der Landberatung und eine Sorte aus der Empfehlung des Landhandels oder eine Testsorte.“

Fruchtfolge/Saat/Bodenbearbeitung
„Wir müssen hier auf den weizenfähigen Standorten relativ früh drillen, weil später oft die Befahrbarkeit nicht gewährleistet ist. Also muss der Weizen im Idealfall bis Oktober im Boden sein. Ein Drittel des Weizens steht bei mir nach Raps und zwei Drittel nach Weizen. Ich drille wegen der schwierigen Böden etwas mehr als die Offizialberatung empfiehlt.“

Krankheiten/Pflanzenschutz
„2013 gab es keine Fusariumauffälligkeiten, eine explizite Pflanzenschutzbehandlung in Richtung Fusarium habe ich gar nicht durchgeführt. Trotzdem waren alle Partien unauffällig, es gab seitens des Mischfutterwerkes keinerlei Reklamationen. 2013 war bei uns allerdings insgesamt ein krankheitsunauffälliges Jahr.“

Ernte
„Bei der Ernte von Tobak mussten wir uns auf die Schnelle Extraanhänger leihen. Mit einem solchen Ertrag hatten wir nicht gerechnet und es war rein von der Optik des Bestandes her auch vorher nicht absehbar, dass wir deutlich über 100 dt/ha dreschen würden.“


SAATEN-UNION Vertriebsberater Winfried Meyer-Coors - Foto: praxisnah
SAATEN-UNION Vertriebsberater Winfried Meyer-Coors - Foto: praxisnah

  

Eckdaten:

  • Cloppenburg/ Niedersachsen
  • ca. 80 ha Ackerbau auf Böden zwischen 20 und 46 Bodenpunkten
  • Tobak steht nach CCM, zur Ernte 2013 auf 13 ha, zur Ernte 2014 auf 33 ha
  • Bodenbearbeitung: Pflug

 

Hendrik Reselage zu …

Sortenwahl
„Das wichtigste Entscheidungskriterium bei der Sortenwahl ist für mich die Ertragsleistung einer Sorte. Aber Ertrag alleine reicht nicht: Das Gesamtbild muss passen. Ich würde nie eine bekanntermaßen total kranke, aber ertragreiche Sorte anbauen, das Risiko wäre mir zu groß.“

Fruchtfolge/Saat/Bodenbearbeitung
„Tobak stand in beiden Jahren nach CCM, wegen des späten Drilltermins mit rel. hohen Aussaatmengen. Für eine Sorte mit einer eher höheren Anfälligkeit gegen Fusarium ist Mais als Vorfrucht zwar nicht ideal, aber ich pflüge konsequent und achte sehr darauf, dass das Feld nach Mais sauber ist, bevor ich mit der Weizenaussaat beginne.“

Krankheiten/Pflanzenschutz
„2013 haben wir wegen des Mehltau-Drucks mit Talius vorgelegt und dann zur Septoriabehandlung 1,0 l/ha Aviator Xpro ausgebracht. Die Abschluss-Spritzung erfolgte mit Juwel Top: 0,7 l/ha + Taspa: 0,5 l/ha. Wir kalken jährlich unsere Böden mit 1 t/ha, Kali und Kieserit jeweils 100 kg/ha. Tobak hatte – trotz der späten Aussaat – die deutlich kräftigeren Pflanzen als meine andere Weizensorten.“

Ernte
„Tobak war 2013 ertraglich die beste Sorte, die gesamte Ernte 2013 wurde an das Kraftfutterwerk vermarktet, Fusariumauffälligkeiten gab es keine. Der Ertrag lag deutlich – ca. 10 dt/ha – über dem Betriebsschnitt.“


Hans-Jürgen Fricke - Foto: praxisnah
Hans-Jürgen Fricke - Foto: praxisnah

  

Eckdaten:

  • Neustadt/Mandelsloh/Nieders.
  • Ackerbau, Bullenmast
  • Tobak stand 2013 nach Silomais, Zuckerrüben und Raps
  • 2013: 5 ha, 2014: 50 ha
  • Bodenbearbeitung: pfluglos

     

 

Hans-Jürgen Fricke zu …

Sortenwahl
„Ich lege Wert auf Ertrag, Gesundheit und Standfestigkeit – in dieser Reihenfolge. Normalerweise orientiere ich mich bei der Sortenwahl an der Kammerempfehlung und der Meinung des Landhandels, der auch sehr gut beurteilen kann, wo welche Sorte passt.“

Fruchtfolge/Saat/Bodenbearbeitung
„Wir verzichten im Moment noch auf allen Flächen auf den Pflug. Bei mir stand Tobak zur Ernte 2013 nach Silomais, Winterraps und Zuckerrüben mit entsprechend unterschiedlichen Aussaatzeiten und Aussaatstärken. Insgesamt bevorzuge ich aber moderate Bestandesdichten von 230–250 Pflanzen/m² und versuche (außer nach Zuckerrüben) bis zum 1.10. mit der Weizensaat fertig zu sein.“

Krankheiten/Pflanzenschutz
„Bei einem feuchten Sommer wie 2013 ist eine Ährenbehandlung gegen Fusarien natürlich immer Pflicht – besonders bei Mulchsaaten. Ich habe diese mit 1 l/ha Folicur in Kombination mit 0,25 l/ha Vegas und 0,3 l/ha Taspa durchgeführt. Allerdings war die Witterung so nass und der Krankheitsdruck damit so groß, dass ich mit Osiris noch einmal nachgelegt habe. Diese Maßnahme schlug sehr gut an. Im kalten Winter 2012/2013 hatte Tobak kaum Auswinterungsschäden und war im Blatt gesünder als meine andere Weizensorte JB Asano.“

Ernte
„Die Erträge waren mehr als zufriedenstellend, selbst auf Grenzstandorten haben wir 10 Tonnen gedroschen, auf den guten Standorten bis zu 12 Tonnen. Auf meinem Betrieb mit Bullenmast ist auch die Strohqualität wichtig. Auch in diesem Punkt kann ich über diese Sorte nichts Schlechtes sagen.“

Stand: 07.05.2014