Der Roggenanbau ist in Deutschland, Polen und auch in Russland stärker vertreten und steigt für Europa deshalb auf 3 %. Weizen liegt hier bei über 50 %, während der Körnermaisanteil umgekehrt auf gut 20 % fällt. In Deutschland verschiebt sich dieses Verhältnis noch weiter in dieser Richtung: Der Roggenanteil steigt auf knapp 8 %, der Weizenanteil liegt vergleichbar hoch bei über 50 %, die Körnermaiserzeugung mit gerade einmal knapp 10 % Anteil an der gesamten deutschen Getreideproduktion liegt dagegen praktisch gleichauf mit derjenigen des Roggens. Man könnte deshalb versucht sein, Roggen als eine mehr oder weniger ausschließlich deutsche Getreideart zu betrachten, die weltweit gesehen eine unbedeutende Rolle spielt.
In der Tat sollte jegliche Aussage zur Nachfrage von Roggen vorwiegend im Kontext Deutschlands betrachtet werden, ohne dabei aber die Entwicklung des Getreideangebotes weltweit aus den Augen zu verlieren. Historisch gesehen ist die deutsche Vorliebe für Roggen denn auch kein Zufall. Sein wichtigster Vorteil ist, dass er auf weniger fruchtbaren Böden anderen Getreidearten weit überlegen ist. Somit konnte er früher die Versorgung der Bevölkerung mit Mehl garantieren. Das aus Roggenmehl gebackene Schwarzbrot beispielsweise blieb aus diesem Grund in den meisten anderen Staaten der Welt mehr oder weniger unbekannt, während es in Deutschland bis heute als etabliertes Grundnahrungsmittel gilt.
Etablierte Märkte stagnieren …
In welchen Sektoren wird der Roggen nun aber gebraucht? Die Mehlproduktion, wie eben erwähnt, bleibt einer der relevantesten Nachfragefaktoren. Alljährlich werden rund 800.000 Tonnen Roggen zu Mehl verarbeitet, was in Deutschland einem Angebotsanteil von rund 20 % entspricht.
Des Weiteren hat sich in den letzten Jahren ein Sektor entwickelt, der eine relativ konstante Nachfrage aufweist. Seit gut acht Jahren wird Roggen verstärkt zur Ethanolherstellung genutzt, dies jedes Jahr im Umfang von rund 300.000 bis 500.000 Tonnen. Es ist aber zu beobachten, dass die Nachfrage in diesem Sektor nicht weiter wächst. Interessant ist die Entwicklung des Roggens als Mischfutterkomponente. Roggen stagnierte jahrelang bei unbedeutenden 5–7 % Mischfutteranteil. Doch im Wirtschaftsjahr 2013/14 hat sich die Bedeutung von Roggen erheblich verändert. Grund dafür ist der starke Anstieg der weltweiten Weizennachfrage. Aktuell überzeugt Weizen aus Deutschland mit überdurchschnittlich guten Qualitäten. Die Exporte Deutschlands werden deshalb voraussichtlich stark ansteigen und somit das nationale Getreideangebot verknappen. Gleichzeitig dürfte das Körnermaisangebot Deutschlands aufgrund unterdurchschnittlicher Erträge unter dem des Vorjahres liegen – eine zusätzliche Verknappung des Getreideangebotes. Wegen des überdurchschnittlichen Exports, steht auch noch weniger Gerste als üblich für die Mischfutterproduktion zur Verfügung.
Aus den genannten Gründen kommt dem Roggen aktuell folglich eine besonders wichtige Rolle zu. Sein Anteil im Mischfutter wird 2013/14 auf gut 10 % ansteigen, was rund 1,5 Mio. Tonnen oder 30 % des nationalen Roggenangebotes 2013/14 entspricht.
... neue Märkte wachsen
Ein relativ neuer Markt für Roggen erschließt sich in Deutschland gerade erst. Während sich vor acht Jahren noch alles um den steigenden Bedarf zur Ethanolproduktion drehte, wächst nun die Nachfrage für Biogasanlagen. Vor allem im letzten Wirtschaftsjahr konnte sehr viel Roggen in diesem Sektor abgesetzt werden. Wichtig bleibt aber zu beachten, dass Roggen vor allem deshalb als Biogassubstrat verkauft werden konnte, weil das Silomaisangebot in Deutschland flächen- und ertragsbedingt unter dem des Vorjahres lag.
Die Nachfrage nach Roggen ist in erster Linie davon abhängig, wie viel Getreide oder andere Futtermittel zur Verfügung stehen. Ist dieses Angebot knapp, dient der Roggen als hauptsächlicher Ersatz. Es ist diese Funktion, die Roggen trotz eines Anteils von lediglich 1 % an der gesamten Weltproduktion zu einem wichtigen Bestandteil des globalen Getreidemarktes macht.
Bernhard Chilla