Zwischenfrüchte nutzen die verbleibende Sonnenenergie für die Bildung von Pflanzenmaterie, die für den Humusaufbau und die Förderung von Bodenorganismen wichtig ist. Nährstoffe werden gespeichert, aufgeschlossen und vor Verlagerung geschützt. Die Bodenstruktur wird verbessert und die Erosionsgefahr gemindert. Auch neuere Forderungen nach blühenden Landschaftselementen lassen sich durch Zwischenfrüchte verwirklichen.
Die Auswahl der geeigneten Zwischenfrucht richtet sich nach den Bedürfnissen der Hauptfrucht und lässt sich in folgende Hauptnutzungen unterteilen:
1. Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit
2. Reduzierung und Bekämpfung von Krankheiten
3. Produktion von Biomasse und Futter
Experten im Gespräch
Schneider: Die größte Bedeutung kommt in Hessen und Rheinland-Pfalz dem Zwischenfruchtanbau in Zuckerrüben-Fruchtfolgen, im Kartoffelanbau und bei Sonderkulturen zu: grundsätzlich dann nach Getreide als abfrierende Vorfrucht zur Kultur.
In diesen intensiven Fruchtfolgen kann man eigentlich gar nicht auf Zwischenfrüchte verzichten – schon allein wegen der Kontrolle von Heterodera schachtii. Bei uns wird dazu oft nematodenresistenter Ölrettich wie Defender eingesetzt. Bei Kartoffeln sorgen Ölrettichsorten wie Siletta Nova für die Minimierung von bodenbürtigen Krankheiten, z.B. Eisenfleckigkeit.
Unterforsthuber: Bei uns kommen oft auch Mischungen zum Einsatz. Generell haben diese den Vorteil, dass sich die Komponenten oft aufgrund unterschiedlicher Ansprüche und unterschiedlichen Wuchsverhaltens sehr gut ergänzen und z.T. Blühpflanzen als Bienenweide enthalten sind. In intensiven Kartoffelfruchtfolgen zum Beispiel bekämpfen multiresistenter Ölrettich und Sandhafer wandernde Wurzelnematoden (Pratylenchus), haben aber ein unterschiedliches Wurzelbild und ergänzen sich so in idealer Weise. Ebenso wird virusbedingte Eisenfleckigkeit reduziert.
Auch die Kombination von Ölrettich und Alexandrinerklee ist ideal für eine sichere Bestandsbildung bei unterschiedlichen Standortvoraussetzungen.
Henze: In Norddeutschland werden in Hackfruchtfolgen sehr oft Zwischenfrucht-Reinbestände angebaut. Dabei ist es vor allem bei den intensiven Hackfruchtfolgen sehr wichtig, Bodenverdichtungen zu vermeiden. Man muss es den Wurzeln des Ölrettichs ermöglichen, zu den Nematoden zu wachsen, denn die Nematoden kommen nicht zur Wurzel. Mit einer hohen Saatdichte erhöht man die Konkurrenz zwischen den Einzelpflanzen im Bestand, diese bilden dann einen hohen Feinwurzelanteil im Boden und das schafft einen guten Bekämpfungserfolg!
Unterforsthuber: Außerdem muss man in diesen engen Fruchtfolgen auch in Sachen Humusbilanz etwas unternehmen. Und das geht mit Zwischenfrüchten und Mischungen sehr gut.
Schneider: Vorteile können sich bei Mischungen auch bei schwierigen Witterungsbedingungen ergeben: Trockenheit wird von Mischungen deutlich besser kompensiert, irgendein Bestandteil wächst immer! Allerdings muss man bei Mischungen auch aufpassen: Es sind Produkte auf dem Markt, in denen unterdrückt die eine Komponenten unter Umständen die andere vollständig. Und bei der Aussaat muss man darauf achten, dass keine Entmischung stattfindet. Auffallend günstige Mischungen entpuppen sich zudem oft als „Mogelpackung“, bei der so manches Prozent qualitativ minderwertiges Saatgut unbekannter Herkunft gehandelt wird, ohne dass der Kunde dies kontrollieren kann. Der gewünschte Effekt, den man von der Mischung erwartet, bleibt dann nicht selten aus.
Bei intensiven Biogasfruchtfolgen wird bei uns in Hessen und Rheinland-Pfalz noch viel experimentiert, hier haben sich Sommergetreide(-mischungen) nach einer Getreidehauptfrucht, meist Wintergerste oder GPS-Nutzung, zur Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit bewährt.
Es werden Zwischenfruchtmischungen mit Getreidekomponenten ganz speziell für Biogasfruchtfolgen angeboten und die sehen in der Praxis meist ganz gut aus. Die Zwischenfrucht wird im Herbst beerntet und geht grün über den Winter. Es kann im Herbst Gülle ausgebracht werden und es ist eine weitere Nutzung im Frühjahr möglich. Aber auch Vieh haltende Betriebe verwenden vielfach einjährige Ackergräser, um insbesondere in Jahren mit Futterknappheit zusätzliches Grundfutter zu erzeugen.
Unterforsthuber: In Bayern sind hier bei Aussaatterminen bis Mitte August Mischungen mit Ölrettich, Alexandrinerklee und Phazelia, sehr gut geeignet (z.B. viterra® TRIO). Eine solche Mischung schützt vor Erosion, bildet Humus und im Herbst stehen blühende Pflanzen auf dem Feld. Eine weitere Möglichkeit für langfristig, ertragreiche Biomasse-Produktion in engen Maisfruchtfolgen ist der Einsatz von Gräsern als Untersaat in Getreide. Man kann z.B. nach zwei Jahren Silomais im Frühjahr in die darauffolgende Triticale-GPS eine Untersaat einbringen, die auch im Folgejahr vollständig genutzt wird, ehe wieder Mais zur Aussaat kommt. So wird der Boden anderthalb Jahre nicht bewegt und es kann ein nennenswerter Humusaufbau stattfinden.
Man sollte aber nicht übersehen, dass auch in weiten Fruchtfolgen die Böden vor der Frühjahrskultur Silomais bedeckt werden sollten. Das stabilisiert die Böden, fördert das Bodenleben, verbessert die Tragfähigkeit und Durchlüftung. Bei Aussaatterminen bis Mitte August bietet sich unter Berücksichtigung der Kohlhernie eine kreuzblütlerfreie Zwischenfrucht-Mischung mit mehreren Komponenten mit unterschiedlichen Wurzeltiefen an.
Henze: Wir haben hier noch gar nicht über Erträge gesprochen. Man muss doch ganz deutlich betonen, dass durch den Anbau von Zwischenfrüchten die Hauptkulturen fast immer auch direkt ertraglich profitieren; zumindest ist die Ertragsstabilität besser, je leichter die Standorte sind. Das heißt doch: Wenn die Kosten der Zwischenfrucht (Saatgut, Dünger, Arbeit und Maschinen) die sich auf 70–150 €/ha belaufen, in den beiden folgenden Hauptfrüchten nur plus/minus null „zurückgewonnen“ werden, hat sich der Anbau von leistungsfähigen Zwischenfrüchten schon gelohnt! Ich betreue Betriebe mit sehr engen Hackfruchtfolgen, die den Mehrertrag bei Zuckerrüben nach Ölrettich z.B. Defender auf ca. 80 dt/ha schätzen. Ich führe das aber nicht nur auf den phytosanitären Effekt zurück. Die Rüben können den gareren Boden leichter und tiefer durchwurzeln und nutzen so das immer knapper werdende Wasser, den Sauerstoff und die Nährstoffe einfach besser aus.
Schneider: Leider sind diese Zusammenhänge in der Praxis selten konkret zu erfassen. Aber „aus dem Bauch heraus“ stimmt sicher jeder zu, der Zwischenfrüchte anbaut: Die nachfolgenden Kulturen profitieren messbar.