Insgesamt wurden zwei Triticale- sowie vier Roggensorten (eine Populationssorte und drei Hybriden) neu in die Beschreibende Sortenliste aufgenommen. Eine genauere Analyse der Wertprüfungsdaten zeigt, dass die neuen Sorten sowohl in der behandelten als auch in der unbehandelten Stufe einen enormen Ertragssprung realisiert haben (Abb. 1a).
Neue Möglichkeiten der Fruchtfolgegestaltung
Mit Generator wurde ein sehr früher GPS-Populationsroggen zugelassen, der als Vorfrucht für eine Zweitkultur sehr interessant ist. Generator schiebt die Ähren fast eine Woche früher als die mitgeprüften Sorten und erreicht auch eher die zur Ernte notwendigen TS-Gehalte (Abb. 1b). Die sortenspezifisch optimale Erntezeit liegt daher zwischen Gerstendrusch und der Ernte von Roggen-GPS. Dadurch ergeben sich neue Möglichkeiten der Fruchtfolgegestaltung: Möglich wird der Anbau einer frühen Sorghum-Hirse oder massereichen Sommerzwischenfrüchten.
Bei allen Sorten waren die TS-Gehalte in der behandelten Stufe niedriger als in der behandelten Stufe. Dies liegt vermutlich daran, dass der Pflanzenschutzmitteleinsatz die Pflanzen länger vital und damit grün erhielt, was zu einer späteren Abreife führt. Besonders interessant ist der relativ niedrige TS-Gehalt der Sorte SU Phönix trotz ihres relativ frühen Ährenschiebens und der damit einhergehenden Stärkeeinlagerung. Dies deutet auf eine relativ langsame Abreife hin, was ideal für Roggen-GPS ist, da es etwas mehr Flexibilität bei den Ernteterminen ermöglicht.
Wird die Winterung als Hauptfrucht genutzt, sollte die Wahl auf eine spätere und ertragreichere Hybride fallen. In der behandelten Stufe lieferten im mehrjährigen Mittel KWS Progas, sowie SU Drive und SU Stakkato die höchsten Erträge (Abb. 1a). In der unbehandelten Stufe war SU Phönix die ertragsstärkste Sorte, gefolgt von SU Stakkato. Diese beiden Sorten zeichnen sich durch eine ungewöhnlich gute Resistenz-Ausstattung aus (Tab. 1). Zusätzlich zeigen sie auch eine deutlich geringere Lageranfälligkeit.
Damit sind diese Sorten ideal für den Biomasseanbau geeignet. SU Stakkato hat darüber hinaus auch eine Prüfung als Druschroggen durchlaufen und ist voll als Körnerroggen einsetzbar.
Rohstoffkosten sind bei einer Biogasanlage der größte Posten, daher ist ein Anbau von gesunden Sorten optimal, mit denen man potenziell eine Applikation mit Pflanzenschutzmitteln einsparen kann. Doch erst jetzt stehen Roggensorten zur Verfügung, die auch bei geringen Intensitäten sichere und hohe Leistungen bringen.
Standortabhängige Vorzüglichkeit
Die absoluten Erträge der Verrechnungssorten können als Maß für die jeweiligen Ertragsniveaus von Ort und Jahr herangezogen werden. Wenn man die gemittelten Relativerträge der neuen GPS-Sorten mit diesen absoluten Erträgen der Verrechnungssorten in Beziehung setzt, so fällt auf, dass die neuen Roggensorten vor allem auf den Standorten mit geringerem Ertragsniveau überlegen sind (Abb. 2).
Je höher das Leistungspotenzial des Standortes ist, desto geringer fällt diese Überlegenheit aus.
Bei den neu zugelassenen Triticalesorten verhielt es sich gegenläufig. Diese waren den Vergleichssorten eher an den Standorten mit hohem Ertragsniveau überlegen. Je schlechter das Ertragsniveau wurde, desto niedriger wurden die Relativerträge der Neuzulassungen. Auf einigen Standorten waren sie sogar schlechter als die Vergleichssorten.
Diese Wertprüfungsergebnisse lassen den Schluss zu, dass zurzeit nur auf den Hochertragsstandorten die Triticale mit dem Roggen gleichziehen kann. Auf allen anderen Standorten ist der Roggen überlegen.
Die Neuzulassungen für die Ganzpflanzensilage zeigen die Leistungsfähigkeit neuer Genetik auf und lassen einen weiteren Zuwachs bei dem Anbau von Getreide-GPS in Fruchtfolgen erwarten. Winterroggen kann mit seiner Anpassungsfähigkeit auch auf leichten Böden sehr hohe Erträge produzieren. Diese Kultur ist daher ideal für den GPS-Anbau.
Da eine immer größere Sortenzahl die Wertprüfung auf GPS-Eignung durchlaufen wird, wäre es sicherlich angebracht, dass sich auch die Länderdienststellen dieser neuen Produktgruppe annehmen, um eine regional optimierte Beratung zu ermöglichen.
Dr. Joachim Moeser