Untersaaten sind als Zwischenfrucht in Bioenergiefruchtfolgen besonders interessant. Darüber hinaus bringen Untersaaten von Gräser- bzw. Kleegrasmischungen weitere Vorteile mit sich, so z.B.:
- Effektive Unkraut- bzw. Ungrasbekämpfung durch rechtzeitige Bodenbedeckung und Konkurrenz
- Erosionsschutz durch flächendeckenden Bewuchs nach Ernte der Deckfrucht
- Nachhaltige Humuswirtschaft und Bodenverbesserung durch längere Bodenruhe
- Verminderung von Nährstoffverlusten durch Pflanzenbewuchs
- Kostenreduzierung, da weniger nachfolgende Bearbeitungsgänge notwendig sind.
Gräsermischungen als Zweitfrucht brauchen eine gute und rechtzeitige Entwicklung, um die verbliebene Wachstumszeit effizient nutzen zu können. Dieser Entwicklungsvorsprung ist mit Untersaaten gewährleistet.
Nicht zuletzt durch die Diskussion um die Humusbilanzierung rückt der Aspekt Bodenfruchtbarkeit besonders in den Fokus. Zur Berechnung der Effekte einer Untersaat auf die Humusbilanz können Humusrechner eine wertvolle Hilfe sein (z.B. unter www.saaten-union.de/humus).
Die Nutzung bestimmt die Untersaat
Vor der Anlage einer Untersaat sollte genau überlegt werden, wie diese genutzt werden soll. Für eine einjährige Nutzung bieten sich Mischungen mit kurzlebigen Weidelgräsern an (z.B. TETRASiL®-ACKER Sprint), ist eine überjährige Nutzung mit einer Überwinterung geplant, sind Mischungen mit einem höheren Anteil Welschem Weidelgras bzw. Bastard Weidelgras sinnvoll (z.B. TETRASiL®-ACKER Multi und TETRASiL®-ACKER Trio). Für eine mehrjährige Nutzung des Gräserbestandes sind Mischungen mit mind. 60 % späten Weidelgräsern ideal (z.B. TETRASiL®-GRAS-Mischungen). Die Standortbedingungen spielen natürlich ebenfalls eine wichtige Rolle: Ist eine ausgeprägte Winterhärte gefordert, so ist Deutsches Weidelgras den kurzlebigen Weidelgräsern überlegen.
Wie erfolgt die Aussaat?
Grundsätzlich ist eine Aussaat im Herbst oder im Frühjahr möglich. Eine Untersaat im Herbst ist gerade bei den Arten wichtig, die einen Kältereiz für die weitere generative Entwicklung ähnlich dem Getreide brauchen. Dies ist von den genannten Arten besonders das Deutsche Weidelgras. Eine nicht zu späte Aussaat im Herbst garantiert eine gute Vorwinter-Entwicklung. So kann der Bestand im folgenden Jahr nach der Deckfruchternte den vollen Ertrag bringen.
Im Frühjahr besteht die Möglichkeit, in lichte Wintergetreidebestände mit einem pneumatischen Düngerstreuer eine Untersaat auszubringen. Frühe Termine sind bei dieser Technik günstiger.
Ein wichtiger Aspekt bei der Anlage von Untersaaten ist die Konkurrenz um Licht im Bestand. Je größer die Beschattung durch die Hauptfrucht, desto weniger Triebe entwickelt der Grasbestand (Abb. 1). Daher ist es sinnvoll, die Aussaatstärke der Deckfrucht um ca. 20–30 % je nach Getreideart zu reduzieren. Auch sollte die Standraumverteilung beachtet werden: Eine getrennte Aussaat ist für die Standraumverteilung und für die bei Gräsern flachere Aussaattiefe vorteilhaft. Besteht dann noch die Möglichkeit einer Breitsaat zwischen den Saatreihen des Getreides, so gelingt die Untersaat nahezu perfekt. Diese lässt sich bei einer Aussaat mit dem Pneumatikstreuer am ehesten umsetzen. Auf leichten Böden ist keine weitere Bearbeitung wie z.B. ein Einstriegeln, notwendig.
Auch mit herkömmlichen Drillmaschinen ist, wenn man diese mit zusätzlichen Saattanks ausrüstet, eine Breitsaat machbar.
Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Reihenweite des Getreides zu variieren. In einem dänischen Versuch wurden die Reihenweiten der Deckfrucht von 12 auf 24 cm erweitert und die Untersaat als Breitsaat zwischen die Reihen gesät. Der Ertrag der Deckfrucht (Sommergerste) nahm um weniger als 4 % ab, der Ertrag der Untersaat hingegen um mehr als 30 % zu.
Andererseits darf die Untersaat die Entwicklung der Deckfrucht nicht behindern.
Bei Untersaat standfeste Deckfruchtsorten wählen
Allgemein setzt eine Untersaat standfeste Sorten voraus. Bei Körnernutzung muss Lagergetreide in jedem Fall vermieden werden, Wachstumsregler sind also obligatorisch. Als Deckfrucht sind alle bekannten Getreidesorten geeignet, am besten jedoch Winterweizen (Einzelähren-Typen), Wintergerste und Sommerhafer (Tab. 1).
Regeln für die Bestandesführung
Ungras-/Unkrautbekämpfung: Bei einer gegebenenfalls notwendigen Herbizidapplikation ist eine einfache Lösung eine Ungräserbehandlung im Herbst und die Einsaat der Gräsermischung im Frühjahr. Muss eine Gräserbekämpfung im Frühjahr erfolgen, so sollte es sich auf blattaktive Mittel beschränken und der Zeitraum zwischen Behandlung und Aussaat muss mindestens 10 Tage betragen. Maßnahmen gegen zweikeimblättrige Unkräuter können ab 3-Blatt-Stadium der Gräser mit Wuchsstoffen problemlos durchgeführt werden.
Wachstumsregler: Bei Körnernutzung des Getreides muss Lager mit der Wahl standfester Sorten und ggf. Wachstumsregler vermieden werden. Düngung: Es sind keine erhöhten Gaben notwendig.
Das Stroh muss weg
Nach der Ernte der Deckfrucht muss deren Stroh vollständig geräumt werden, um eine gleichmäßige und zügige Weiterentwicklung der Untersaat nicht zu behindern. Unter einer dicken Strohmatte erstickt die Untersaat, daher sind auch Schwadreste zu vermeiden. Direkt nach der Ernte kann eine Düngergabe etwa über Gülle oder Gärrest die Entwicklung der Untersaat deutlich fördern.
Wie geeignet ist Kleegras?
Insbesondere der Klee profitiert als Teiluntersaat von dem Schutz der Deckfrucht und der Unterdrückung der Unkräuter durch die Deckfrucht. Der Ansaattermin Frühjahr ist besser geeignet, da der Bestand dann in eine wärmere Phase hineinwächst. Der Pflanzenschutz muss bei Kleeeinsaaten besonders sorgfältig durchgeführt werden. Im idealen Fall ist die Maßnahme vor Aussaat abgeschlossen. Nach dem Auflaufen (3. Fiederblatt) können blattaktive Gräserherbizide eingesetzt werden.
Wenn man die hier aufgezeigten Spielregeln beachtet, ist eine Untersaat im Getreide eine kostengünstige und effektive Maßnahme zur Bekämpfung von Unkräutern, als Erosionsschutz und zur Boden- und Nährstoffverbesserung. Es wundert daher nicht, dass sie auch im konventionellen Anbau immer mehr Anhänger findet.
Dr. Bernhard Ingwersen