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Mehr Fruchtfolge = weniger Probleme

Leguminosen fristen in Deutschland ein Nischendasein – trotz diverser Förderprogramme – und auch Braugerste ist besonders etwas für Spezialisten.
Anton Maier aus dem bayerischen Eitensheim ist einer von ihnen und berichtet, wann sich Fruchtfolgen mit Sommerungen für ihn rechnen.

Anton Maier, Eitensheim
Anton Maier, Eitensheim
Neben der Hauptfrucht Winterweizen baut der Agrarbetriebswirt Raps, Zuckerrüben, Sommerbraugerste und als Zwischenfrucht vor Zuckerrüben Ölrettich an. Der Leguminosenanteil beträgt 5 % der gesamten Ackerfläche, da der Betrieb bei dem bayerischen Kulturlandschaftsprogramm (KULAP, vielfältige Fruchtfolgen) teilnimmt. Dieses Förderprogramm gibt vor, dass der Getreideanteil maximal bei 66 % und der der Hauptfrucht maximal bei 30 % liegen darf. Landwirtschaftliche Betriebe, die diese Vorgaben einhalten, erhalten für jeden Hektar Ackerfläche 85 €.
Zur Reduzierung zunehmender phytosanitärer Probleme im Raps und Reduzierung des Rapsanteils, steht seit einigen Jahren auf ca. 10 Hektar zusätzlich Körnermais.


Schwarzbeinigkeit und Quecke sind kein Thema mehr
Seine Flächen hat Anton Maier 1997 übernommen, 2001 begann die Aussiedlung des Betriebes. Sein Vorgänger, erinnert er sich, habe nahezu ausschließlich mit Winterweizen und Zuckerrübe
gearbeitet.
„In den ersten Jahren hatte ich viel Ärger mit Quecke und Schwarzbeinigkeit im Weizen. Durch die Sommerungen konnte ich das Ungras- und Krankheitspotenzial aber schnell spürbar reduzieren“, erläutert der Betriebsleiter. „Schwarzbeinigkeit kenne ich gar nicht mehr und nur auf den schweren Böden tauchen noch nennenswert Ungräser wie Fuchsschwanz auf.“


Ackerfuchsschwanzbekämpfung in Sommergerste
Seit Jahren wird auf dem Betrieb Sommergerste nach Winterweizen angebaut und zwar ausschließlich als Braugerste. Ein Grund dafür ist unter anderem die bessere Bekämpfung des Ackerfuchsschwanzes in Sommergetreide. Gepflügt wird besonders auf den schweren Böden im Herbst, um die Frostgare zu nutzen. Im Frühjahr folgt die Saatbettbereitung nur bei trockenen Verhältnissen. „Die Gerste braucht einen guten Saathorizont“, ist Anton Maiers Erfahrung.
Mit den Eiweißgehalten und Hektolitergewichten gibt es kaum einmal Probleme, weil diese Kultur erstens ausschließlich auf den gut wasserführenden Böden steht und zweitens die Witterung sehr gemäßigt ist. Die Eiweißgehalte sind mit einer Einmalgabe von 60 Kilo Stickstoff pro Hektar im Nachauflauf gut zu kontrollieren. Organischer Dünger wird auf dem reinen Ackerbaubetrieb nicht ausgebracht.
Die Braugerste, die mit ca. 330 Körnern/m2 gedrillt wird, erreicht bei dieser Bestandesführung durchschnittlich 56 dt/ha. Mit mehr Stickstoff könnte man zwar den Ertrag problemlos um 10 dt/ha anheben, aber das Risiko zu hoher Eiweißgehalte ist dann auch deutlich höher. „Lieber ein paar Dezitonnen weniger, dafür aber sichere Qualitäten“ ist daher die Maxime des Betriebsleiters. Dass diese Strategie richtig ist, beweist auch der Umstand, dass im Winter 2012 auf den Auswinterungsflächen im gesamten Bundesgebiet vor allem Sommergerste angebaut wurde.
Zunächst war dies für die etablierten Braugerstenanbauer Grund zur Sorge, könnte doch das große Braugerstenangebot die Preise drücken. Aber die hinzugekommenen Bestände wurden fast ausnahmslos verhältnismäßig intensiv geführt – und landeten im Futtertrog.


Braugerste lohnt nur mit sicherer Vermarktung
Anton Maier vermarktet seine Gerste direkt an eine Brauerei – die seit Jahren bestehende faire und ehrliche Geschäftsbeziehung ist für ihn das A und O des Braugerstenanbaues.
Dabei gibt die Brauerei vertraglich zwar die Sorten und Qualitäten vor, lässt ihm bei der Produktion aber freie Hand. Die Preise nennt Maier „sehr fair“. „Braugerstenvermarktung ohne feste Verträge kommt für mich nicht in Frage: Das Risiko, hinterher gute Qualität doch nur schlecht bezahlt zu bekommen, ist mir einfach zu groß. Ich vermarkte seit Jahren an immer dieselbe Brauerei direkt und habe dort nur beste Erfahrungen gemacht.

„Lieber etwas weniger
Ertrag und dafür sichere
Eiweißgehalte.“


Ohne einen solchen Vermarktungspartner würde ich – trotz aller ackerbaulichen Vorteile – den Anbau von Sommerbraugerste überdenken.“

Exeriment Soja
Die im Rahmen des Förderprogramms KULAP geforderten 5 % Leguminosen sind ausnahmslos Erbsen. „Ich habe es auch ein Jahr mit Sojabohnen probiert, aber die sind teilweise bei den Spätfrösten im Frühjahr verfroren. Bei der Unkrautbekämpfung gab es auch Schwierigkeiten, weil die einzigen zugelassenen Wirkstoffe wegen der Frühjahrstrockenheit keine ausreichende Bodenwirkung hatten und wir schlussendlich mechanisch bekämpfen mussten“, ärgert sich Maier. Das Experiment wurde dann schließlich von einem Hagelschlag endgültig beendet und wird auch
nicht wiederholt. Erst wenn die Soja züchterisch bearbeitet und an hiesige klimatische Bedingungen besser angepasst wäre, würde er einen zweiten Anlauf wagen, lautet Maiers Fazit aus diesem Experiment.


Leguminosen rechnen sich mit Förderprogramm
Problemloser als Soja sind die Erbsen, die seit Jahren auf dem Betrieb im Anbau sind. Diese landen in Schweinetrögen der Region – auch hier kommen jahrelange problemlose Geschäftsbeziehungen wirtschaftlich zum Tragen. Bei Erbsen schätzt Anton Maier zwei Dinge besonders: Die geringen Produktionskosten und den hervorragenden Vorfruchtwert.
„Der Weizen nach Erbsen macht richtig Spaß! Nach Erbsen sind bei der schnellen Abreife, die wir hier haben, Erträge um 100 dt/ha realisierbar.“
Dank des derzeit hohen Sojapreises erreichten Erbsen 2012 eine Marktleistung von ca. 1.700 €/ha, plus Einsparungen beim Dünger im Winterweizen, plus höhere Weizenerträge.

„Der Weizen nach Erbsen macht
richtig Spaß!“

Und wenn es kein KULAP gäbe, würde er dann auch Erbsen anbauen? Die Antwort kommt sehr überlegt: „Den eindeutigen Vorteilen der Erbse steht vor allem ein gewichtiger Nachteil gegenüber: Die Durchschnittserträge sind mit 50 dt/ha zufriedenstellend, aber die Erträge schwanken sehr stark. Selbst bei relativ standfesten Sorten bleibt immer das Lagerrisiko, wenn ich es mal nicht
schaffe, rechtzeitig zu dreschen. Müsste ich wie viele Berufskollegen im Lohn dreschen lassen, wäre das Problem noch eklatanter. Wenn dieses Manko züchterisch erfolgreich bearbeitet würde, dann würde ich sicherlich auch ohne Förderprogramm Erbsen anbauen.“


Ölrettich und Senf als Zwischenfrüchte
Anton Maier baut als Zwischenfrucht Ölrettich an und pflügt diesen unter. Auf seinen Erosionslagen (CC1-Flächen) steht als abfrierende Zwischenfrucht Senf, der dann im Frühjahr flach mit der Kreiselegge eingearbeitet wird.
Eine tragende ökonomische Säule der Sommerungen im Betrieb Maier ist eine funktionierende, d.h. faire und sichere Vermarktung. Durch Sommerungen erweiterte Fruchtfolgen haben
für den Betriebsleiter klare Vorteile:

  • die Entzerrung von Arbeitsspitzen,
  • die mögliche Nutzung der Frostgare,
  • eine effektive Ungras- und Unkrautreduzierung
  • und – im Falle der Leguminosen – der hervorragende Vorfruchtwert.

Oder wie Maier auf den Punkt bringt: „Mit weiten Fruchtfolgen hat man weniger Probleme.“

Das Gespräch führten
Dr. Anke Boenisch und Franz Unterforsthuber

Betriebsdaten:


Boden
: 40–80 Bodenpunkte, 370–440 ü.N.N.

Klima: gleichmäßige Niederschlagsverteilung 650 mm, seit einigen Jahrenzunehmende Frühsommertrockenheit

Sonstiges: Teilnahme am bayerischen Förderprogramm für Leguminosenanbau KULAP

Hof Maier
Hof Maier
Stand: 17.12.2012