Die notwendige Auflockerung der Biogasfruchtfolgen, neue Sorten und das hohe Leistungsvermögen dieser lange Zeit fast in Vergessenheit geratenen Kultur sind die wesentlichen Gründe für das boomende Interesse an Futterrüben. Von der Aussaat über den Pflanzenschutz bis zur Ernte können für aktuelle Futterrübensorten, die zu Recht als Energierüben bezeichnet werden, die Verfahren des modernen Zuckerrübenanbaus übernommen werden. Der Bereich, der betriebsindividuell gestaltet werden muss, ist der Weg der Rüben vom Acker in den Fermenter.
Wo beim Mais die simple Mietenlagerung im Fahrsilo das Mittel der Wahl ist, hat der Anbauer von Futterrüben wesentlich mehr Optionen, den Rohstoff zur Gasgewinnung zu lagern und haltbar zu machen. Einige etablierte Möglichkeiten der Rübenlagerung werden im Folgenden vorgestellt.
Kaum Reinigungsaufwand bei glattschaligen Sorten
Je nach Standort und Rodetermin müssen die Rüben zur Lagerung noch aufbereitet werden. Unter trockenen Erntebedingungen auf steinfreien Böden kann, insbesondere bei den glattschaligen und olivenförmigen Futterrüben, auf eine aufwendige Nasswäsche verzichtet werden. Eine vollständige Erdfreiheit ist allerdings bei keinem nachwachsenden Substrat gegeben und im Hinblick auf die Versorgung mit Spurenelementen auch nicht unbedingt positiv. Meist sind hier bereits die Reinigungsaggregate des Rübenroders ausreichend. Ton, Lehm und Schluff bleiben in der Schwebe und werden auf natürlichem Wege aus der Anlage befördert. Problematisch sind hingegen Steine und Sand. Verstärken kann man den Reinigungseffekt zusätzlich durch trockene Lagerung in einer Feldmiete unter Rübenvlies. Bei Verladung mit der Lademaus oder über eine Trockenreinigung werden dabei weitere Anhaftungen entfernt.
Frischlagerung – einfach/günstig und ideal für einen Einstieg!
Ein besonders einfaches Verfahren ist die frische Verfütterung der Rüben bei der Entnahme aus einer Miete. Hierbei lagern die Rüben in der Feldmiete bis Mais oder ein anderes Substrat direkt am Fermenter durch Verfütterung schon Platz gemacht hat. Auf diesen Platz wird dann aus der Feldmiete die Ration für die nächsten Tage/Wochen gebracht. Mit einem Schaufel-Schnitzler kann einfach und kontinuierlich die tägliche Ration in den Fermenter eingebracht werden. Allgemein profitieren die Gehaltsrüben von ihrer runden, olivenartigen Form, die eine verletzungsarme Rodung begünstigen. Da der Stoffwechsel der Rüben auch nach der Rodung weiterläuft, ist es für die weitere Lagerung wichtig, dass die Rüben möglichst verletzungsfrei einsiliert werden. Je mehr Verletzungen, desto höher die Stoffwechselverluste und desto größer die Gefahr des Verderbs. Temperaturführung und Luftaustausch sind wichtige Faktoren, die auf diese Vorgänge generell großen Einfluss haben. Bei einer Kurzeitlagerung bis Ende April kommt natürlich dem Frostschutz eine zusätzliche Bedeutung zu. Auch hier gibt es bereits Erfahrungen mit verschiedenen Abdeckmaterialien (Vlies, Folien oder auch Stroh). Insbesondere der Mietenfuß muss ausreichend gegen Frost geschützt werden. Die frisch gelagerten Rüben können jederzeit doch noch einsiliert werden, um die Substratverfügbarkeit weiter zu verlängern.
Mischsilagen
Vielerorts hat sich das schichtförmige Einbringen von Rüben (ganz oder zerkleinert) in Maissilagen aber auch Corn-Cob-Mix oder Lieschkolbenschrote bewährt. Aufgrund des höheren Trockenmassegehalts des Maises wird austretender Sickersaft größtenteils gebunden. Der Vorteil der Futterrübe liegt darin, dass bereits zu einem frühen Zeitpunkt, passend zur Maisernte, ein sehr hohes Ertragsniveau erreicht ist. Durch diese Eigenschaft profitiert die Futterrübe zudem von einem günstigen, sauberen Erntetermin und räumt früh das Feld. Innerhalb der in der Regel von Lohnunternehmern organisierten Häckselkette können die Rüben dann von Schleppern oder Radladern ähnlich wie Mais auf die Miete geschoben oder von einer Schnitzelschaufel zerkleinert werden. In Maismischsilage hat sich ein Rübenanteil von bis zu 30 % etabliert.
Einsilierung ganzer Rüben
Ein weiteres praktikables Lagerungsverfahren ist die Einsilierung von ganzen Rüben in Fahrsilos oder Folienschläuchen. Von großer Bedeutung ist dabei der dichte Abschluss des Silos. Obwohl durch den intakten Rübenkörper der Austritt von Flüssigkeit verringert ist, kommt es trotzdem zu Sickersäften, die aufgefangen und dem Fermenter zugeführt werden müssen. Der Sickersaft beinhaltet wertvolle Energie, ist jedoch auch aggressiv gegenüber Beton und Stahl. Während der Silierung sinkt die Miete zusammen und die Rüben nehmen eine rosinenartige Form an.
Breilagerung
Eine besonders hochwertige aber auch kostenintensive Form der Lagerung ist die des Futterrübenbreis. Nach einer möglichst gleichmäßigen Zerkleinerung, z.B. durch einen Kommunalhacker, wird das pumpfähige Substrat in Hochsilos gelagert und dann exakt dosiert in den Fermenter eingebracht. Die Lagerung in einem Erdbecken oder einer Lagune ist zwar möglich, hat aber den Nachteil, dass eine große aerobe Oberfläche vorhanden ist. Das führt zu Verlusten durch Restatmung.
Diese Vielzahl von Lagerungsmöglichkeiten für Futterrüben ist durchaus vorteilhaft, denn so kann ein betrieblich individuell gestaltbares Verfahren etabliert werden. Gerade bei der Lagerfähigkeit haben moderne Futterrüben deutliche Vorteile. Durch ihre Glattschaligkeit, die olivenartige Form und den erhöhten Sitz im Boden ist der Erdanhang sehr gering.
Im Bereich Rübentechnik sind einige sehr innovative Unternehmen aktiv, die mittlerweile sehr praktikable und schlagkräftige Lösungen anbieten. Mit der Rübe steht für Biogasanlagen eine zusätzliche, konkurrenzfähige Energiepflanze zur Verfügung. Entscheidend ist neben dem Biogasertrag pro Hektar der Zustand des Ernteguts: Wenn auf aufwendige Reinigungsverfahren verzichtet werden kann, lassen sich erhebliche Kosten vermeiden.
Frederik Schirrmacher
Meinung Praxis: Dr. Dirk Augustin
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