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„Nicht auf den großen Haufen!“

Aufgrund reichlich verfügbarer, allgemein guter Qualitäten steht der E-Weizen unter Preisdruck – eine lukrative Vermarktung ist daher zu einer Herausforderung geworden. Auf dem landwirtschaftlichen Betrieb der Hospitalstiftung Gut Deutschhof, bei Schweinfurt (Bayern) ist Qualitätsweizen dennoch nicht wegzudenken. Betriebsleiter Martin Eltschka erläutert seine Strategie der E-Weizenproduktion.

Abkippen von Weizen
Abkippen von Weizen
Die sandigen Böden mit 30–50 Bodenpunkten (teilweise steinig) und die geringen Niederschläge im Frühjahr bedingen ein eher geringes Ertragspotenzial, das die lange Tradition der Qualitätsweizenproduktion in dieser Region erklärt. E-Weizen hat Martin Eltschka immer gerne und sehr engagiert angebaut, die Vermarktung hat über gewachsene Handelsbeziehungen zu drei Unternehmen der Region auch immer gut funktioniert. Da der Betrieb selbst einlagern kann, ist man in der Vermarktung flexibel. Aber „die Qualität wird nicht mehr ausreichend honoriert“ beklagt der Pächter. „Das Dilemma ist: Wenn überhaupt, wird nur eine Sorte sortenrein erfasst – der Rest kommt auf den großen Haufen. Selbst gute Qualitäten können so nicht ausreichend honoriert werden.“ Umso wichtiger ist es für die Wirtschaftlichkeit des Qualitätsweizenanbaus, die Kostenseite und das Produktionsrisiko zu reduzieren. Eine ausgefeilte Produktionstechnik und eine sorgfältige Sortenwahl bilden hierzu die Basis.

Wintergerste nach Raps!
Ein Teil des Winterweizens steht in der Fruchtfolge nach Zuckerrüben, ein Teil nach Gerste oder auch nach Weizen. „Die Gerste steht bei uns nach und nicht vor Raps – das hilft uns, Durchwuchs und Auswuchs von Winterweizen in den Griff zu bekommen“, erläutert der Betriebsleiter die Fruchtfolgestellung der Gerste. „Ich halte sehr viel von Wintergerste – sie liefert zuverlässige Erträge und macht wenig Mühe.“

Standortangepasste Sortenwahl
Gesundheit – „bei Blattseptoria aufpassen“
Die besondere Befallssituation auf den Flächen von Gut Deutschhof macht auch das Merkmal Gesundheit der Sorten zu einem sehr wichtigen Entscheidungskriterium bei der Sortenwahl. Martin Eltschka erläutert: „Wir haben hier sehr aggressive Braunroststämme, die schon so manche Sortenresistenz gebrochen haben. Das ist stellenweise ein echtes Problem. Daher brauchen wir hier Sorten mit einer hohen und stabilen Widerstandsfähigkeit.
Mit der Sorte Genius haben wir in diesem Punkt gute Erfahrungen gemacht: Es gibt bei Genius noch keine Probleme und ich hoffe, dass die Sorte noch lange durchhält. Auch Mehltau ist auf vielen Standorten ein relevantes Thema: Früher, als ich schwerpunktmäßig den Weizen Monopol im Anbau hatte, war eine Mehltaubehandlung Standard. Bei Genius ist in Normaljahren keine frühe Fungizidmaßnahme notwendig – das spart Zeit und Geld. Allenfalls bei Septoria muss man genauer hinschauen: Die Entscheidungsgrundlage bilden hier die Beratungsaussagen des amtlichen Pflanzenschutzwarndienstes. Dennoch lag man in der Vergangenheit mit einer angemessenen Dosierung von modernen, hoch potenten Fungiziden in Blatt und Ähre selten verkehrt – das kombiniere ich dann mit der Halmbruchbekämpfung.

G.enius im März 2012
G.enius im März 2012

Martin Elschka mit Fachberater Ernst Rauh (r) im Geniusbestand, März 2012
Martin Elschka mit Fachberater Ernst Rauh (r) im Geniusbestand, März 2012
Winterfestigkeit – „vor allem eine Standortfrage“
Im ansonsten milden Franken war der eisig kalte Februar nach dem warmen Dezember und Januar alles andere als normal. Im Durchschnitt ca. 20 % der Wintergerste und des Winterweizens mussten nach den extremen Kahlfrösten umgebrochen werden. Wie wichtig ist jetzt die Winterfestigkeit bei der Sortenwahl? „Das Ausmaß der Auswinterungsschäden war bei uns eher standort- als sortenabhängig. Anders sieht das teilweise in den offiziellen Versuchen in der Region aus. Aber insgesamt glaube ich eher, dass dies ein absoluter Ausnahmewinter war. Es scheint mir doch unwahrscheinlich, dass es auch im nächsten Jahr wieder Kahlfröste bei minus 20 °C geben wird. Genius – 2012 einzige E-Sorte bei uns – hat den Kältehärtetest nicht nur auf Gut Deutschhof gut überstanden“, urteilt Eltschka gelassen.

Trockenresistenz – „Frühreife ist nicht alles“
Wie in vielen Regionen Deutschlands treten auch im Kreis Schweinfurt vermehrt lange Trockenperioden im Frühjahr auf.
Die Kombination von wochenlanger Trockenheit mit den oft sandigen Böden stellt den Qualitätsweizenanbau vor große Herausforderungen. Wie reagiert Martin Eltschka darauf, z.B. bei der Sortenwahl? „Wir haben früher oft frühe Sorten gewählt, um die Winterfeuchtigkeit besser zu nutzen, aber das funktioniert jetzt nicht mehr. Diese Sorten reifen ja auch früher und können dann die später kommenden Niederschläge oft nicht mehr für die Korneinlagerung nutzen. Ich habe mich jetzt für den mittelfrühen Genius entschieden, der zudem gut mit Trockenheit zurechtkommt. Zurzeit erreichen wir bei E-Weizen über alle Flächen einen Durchschnittsertrag von 60 dt/ha, mit dem ich ganz zufrieden sein kann. Genius sieht zzt. sehr gut aus, obwohl nach der Saat sehr lange kein Regen gefallen ist und nach den Kahlfrösten im Februar die Trockenheit die Bestände weiter stresst.“

Die lange Trockenheit hatte aber auch Auswirkungen auf die Stickstoffdüngung 2012. In Normaljahren wird diese in drei Gaben gegeben, insgesamt max. 200 kg/ha inkl. Nmin: zu Vegetationsbeginn EC 13/25 und in Stadium EC 29/30 60–70 kg N/ha, kurz vor dem Schieben des Fahnenblattes 50–80 kg N/ha, je nach Bedarf.

„Aufgrund der langen Trockenheit und des erneuten Kälteeinbruches war in diesem Frühjahr lange nicht klar, ob die erste Gabe überhaupt bzw. wie viel Stickstoff von der Pflanze noch aufgenommen werden konnte. Da war bei der Anschlussgabe viel Fingerspitzengefühl gefragt.“

Fazit
Um mit E-Weizen zurzeit zu Geld verdienen, muss

  • die Produktionstechnik optimal laufen,
  • die Sorte an Standort und Witterung angepasst sein,
  • die Kostenseite niedrig gehalten werden,
  • das Ertragspotenzial der Sorten hoch sein,
  • Ertrags- und Qualitätsabsicherung auf hohem Niveau liegen.

Das Gespräch führten Dr. Anke Boenisch und Ernst Rauh

Zum Betrieb:
Ackerfläche: 350 ha
Zuckerrüben: 50 ha, Mais: 30 ha, Wintergerste: 15 ha, Winterraps: 30 ha, Winterweizen 190 ha - E-Weizen: 60 ha, A-Weizen: 130 ha
2 AK


Stand: 10.07.2012