In Brokenlande (Schleswig-Holstein) und Leopoldshöhe (Kreis Lippe) konnten sich die zahlreichen interessierten Praktiker auf den Futterrübenfeldtagen der SAATEN-UNION und ihres Gesellschafters W. v. Borries-Eckendorf von den vielfältigen Vorteilen der Futterrübe überzeugen.
Auf beiden Veranstaltungen wurde durch die Vorträge der Referenten klar: Die zukünftigen politischen Rahmenbedingungen und die Anforderungen an Biogasfruchtfolgen sprechen für die Rübe, denn Maismonokulturen geraten zunehmend in die Kritik.
Bislang fristete die Futterrübe ein Nischendasein und hatte mit Vorurteilen zu kämpfen. Dies hat sich jedoch vielerorts grundlegend geändert.
Futterrüben sind gut rodbar
Das wohl noch am häufigsten gehörte Vorurteil ist die im Vergleich zur Zuckerrübe vermeintlich schlechtere Rodbarkeit der Futterrübe. In Brokenlande demonstrierte ein Vollernter von Thyregod, in Leopoldshöhe ein Sechsreiher der Firma Grimme (Maxtron 620 mit Gurtbandlaufwerk) die Ernte. Mit sechsstelligen Anschaffungspreisen und Auslastungsflächen von 140–200 ha sind beide Rodertypen in erster Linie für Lohnunternehmen interessant. Mit beiden Rodern war eine problemlose Beerntung möglich. Die Rodung erfolgte beim Maxtron, wie bei Zuckerrüben, mit angetriebenen Radrodescharen die zusammen mit dem Walzenreinigungskonzept optimal gereinigte Rüben lieferten. Bei einem üblichen Reihenabstand von 45 cm wurde die Nachköpfeinrichtung auf die maximale Höhe angepasst, um keinen Ertrag zu verschenken. Es konnte im Durchschnitt mit 5–6 km/h gerodet werden, bei einer ungefähren Flächenleistung von 0,8–1,0 ha pro Stunde. Die Rodekosten wurden beim Maxtron mit ca. 300–360 Euro pro Hektar angegeben. Hinzu kämen bei diesem System noch Häcksel- und Einlagerungskosten, die abhängig von der verwendeten Technik sind.
Der vergleichsweise kleine Roder THYREGOD T7 ist nicht selbstfahrend, sondern wird über die Zapfwelle des ziehenden Schleppers angetrieben. Ein entscheidender Vorteil dieses Roders ist die Nutzung der gesamten Pflanze. Hierzu schlegelt der Dreireiher zunächst die Blätter ab, die anschließend in den Bunker befördert werden. Die geernteten Rüben werden dann über zwei Siebsterne geführt, um den gröbsten Dreck zu entfernen. Anschließend geht es durch zwei Walzen, die mit Gummibürsten weiteren Erdanhang entfernen. Senkrecht zur Förderrichtung läuft dann noch eine Stahlwalze mit umlaufenden Pfalzen, die Steine entfernt. Die Rode-, Schlegel-, Schnitzel- und die Reinigungskosten (!) werden bei einer Flächenleistung von 0,6–0,8 ha/Stunde mit ca. 500 Euro pro Stunde angegeben.
Bei beiden Rodern wiesen die Futterrüben mit ihrer geringen Bauchfurche, der besonderen Glattschaligkeit und vor allem aufgrund des erhöhten Sitzes im Boden nur geringe Erdanhaftungen auf. Daraus resultierten weniger Bruch und Verletzungen – ein Vorteil für eine problemlose Lagerung und gute Haltbarkeit der Rüben bei Frischverfütterung.
Rüben sind konkurrenzfähig
Von der Konkurrenzfähigkeit der Rübe im Vergleich zu Mais sind viele Praktiker noch nicht überzeugt. In Leopoldshöhe widerlegte Referent Dr. Dirk Augustin, Leiter der Versuchsgüter der Universität Göttingen, das Vorurteil mangelnder Konkurrenzfähigkeit. Die Göttinger Versuche ergaben bei einem Vergleich von Mais mit Rüben, dass der hohe Zucker- und geringe Zellulose-/Ligningehalt die Verdaulichkeit deutlich erhöht. Im Vergleich zum Mais verringert sich daher die Verweilzeit im Fermenter erheblich. Nach einem Zeitraum von fünf Tagen waren bereits 90 % der organischen Trockenmasse abgebaut, wohingegen bei Mais für das gleiche Ergebnis 15 Tage notwendig gewesen sind. Positiver Nebeneffekt ist nach Ansicht Augustins die Stabilisierung des Gärprozesses in der Anlage.
Zu den Erträgen präsentierte Dr. Augustin zehnjährige Versuche mit Rüben aus Diepholz. Hier zeigte sich, dass Zuckerrüben mit einem Ertrag von 59 t/ha (bei 23,5 % TS), 2,6 % mehr Biogas je Hektar liefern als Mais mit einem Ertrag von 45 t/ha (32 % TS). Chancen biete aus seiner Sicht auch die Optimierung von Düngung und Erntezeitpunkt sowie die Nutzung der Köpfe (+ 8 % Ertrag), woraus letztendlich ein bis zu 11 % höherer Gasertrag im Vergleich zu Mais resultiere.
Allerdings: Im Vergleich zum Mais liegen je nach Verfahren die Produktionskosten um 178 bis 350 Euro höher. „Werden jedoch die Fermentationsvorteile wie Stromersparnis durch bessere Rührbarkeit im Fermenter, der „Booster-Effekt“* und der dadurch verringerte Flächenbedarf mit berücksichtigt, so bringt der Einsatz von Rüben unterm Strich 364 Euro pro ha mehr“, zieht Augustin Bilanz.
Futterrüben auch auf Grenzstandorten leistungsstark
Der Anbau von Futterrüben ist auch auf weniger guten Standorten und in Grenzlagen sehr gut möglich. Bedingt durch die Historie, weisen Futterrüben eine bessere Anpassung an ertragsschwächere Standorte auf. Insbesondere auf „nicht zuckerrübenfähigen“ Übergangsböden hat sich die Futterrübe vielerorts bewährt.
Futterrüben in Mais-Mischsilagen
Futterrüben bringen hier sehr vergleichbare Leistungen. Ihr TS-Gehalt liegt mit 16 bis 17 % zwar unter dem von Zuckerrüben, diesen Wert relativieren allerdings andere entscheidende Faktoren. So liefern die Futterrüben mit ca.120 dt/ha einen wesentlich höheren Masseertrag. Durch ihre Glattschaligkeit, die olivenartige Form und den erhöhten Sitz im Boden ist der Erdanhang vergleichsweise gering, wodurch eine Trockenreinigung in den meisten Fällen ausreicht. Durch den möglichen früheren Erntezeitpunkt im Vergleich zu Zuckerrüben, eignen sich die Futterrüben besonders für die Einarbeitung in Mais-Mischsilagen.
Und noch ein Bonus der Futterrübe für Milchproduzenten: Futterrüben wirken sich positiv auf die Kuhgesundheit und die Milchleistung aus und Kühe fressen Futterrüben „auf satt“.
Ausblick
Wenn noch mehr Praktiker zukünftig mit ihren guten Erfahrungen mit der Futterrübe an die Öffentlichkeit gehen, wird es dieser Kulturart gelingen, wieder nennenswerte Anbauflächen zu erreichen. Dies wäre auch ein wünschenswerter Beitrag zur allseits geforderten Erweiterung der Bioenergiefruchtfolgen.
Frederik Schirrmacher, Dr. Anke Boenisch