Sorghum ist mittlerweile in einigen Regionen aus der Fruchtfolge kaum noch wegzudenken: Besonders auf schwächeren Standorten im regenarmen Osten Deutschlands ist Sorghum eine gute „Risiko-Versicherung“, denn diese Kultur kann mit Trockenheit viel besser umgehen als Mais. Auch im Süden Deutschlands gewinnt Sorghum-Hirse an Bedeutung. Hier kann sie als alternative Biomassepflanze in Maisgebieten eingesetzt werden, wenn der Maiswurzelbohrer langfristige pflanzenbauliche Anpassungen der Fruchtfolgen erzwingt. Dabei ist diese Kultur genauso flexibel sowohl in der Milchviehfütterung als auch in der Biogasanlage einsetzbar wie Mais.
Systematische Versuche sind notwendig
Viele Anbauer haben in eigenen Praxisversuchen sowohl positive als auch negative Erfahrungen gesammelt. Besonders Lager stellt bei den oft bis zu vier Meter hohen Pflanzen ein Problem dar. Praktikern stehen jedoch immer noch kaum Ergebnisse aus systematischen Anbauversuchen zur Verfügung, die Orientierung für eine effektive Produktionstechnik geben könnten.
Die SAATEN-UNION hat daher 2010 und 2011 Versuche angelegt, um den Einfluss von N-Düngung, Bestandesdichte und Reihenweite auf den Ertrag und agronomische Eigenschaften zu untersuchen.
Hohe N-Düngung kaum ertragswirksam
In beiden Jahren standen die beiden leistungsfähigsten Sorten Goliath und Herkules im Versuch. In 2010 wurde mit 120 und 160 kg N pro Hektar, 2011 mit 140 und 200 kg N pro Hektar gedüngt. Die Versuche waren ursprünglich darauf angelegt, mit der intensiven Düngung Lager zu provozieren.
Das Ergebnis überraschte:
Erstens konnte in beiden Jahren auch bei intensiver Düngung in keiner der Versuchsvarianten Lager festgestellt werden, zurückzuführen natürlich auch auf den Parzelleneffekt. Allerdings waren in diesen Jahren auch keine Unwetter mit viel Regen und Wind aufgetreten. Wäre dies der Fall gewesen, so hätte es zumindest bei den hohen Düngungsstufen Lager gegeben.
Zweitens hatte die Stickstoffdüngung keinen deutlichen Einfluss auf den Ertrag – in beiden Jahren war bei der jeweils höheren Düngungsstufe kein Ertragszuwachs zu beobachten (aus diesem Grund sind die Ergebnisse hier auch nicht dargestellt worden). Die Versuche zeigen also, dass Mengen von bis zu 120 kg N/ha ausreichen, den maximalen Ertrag zu realisieren. Wichtig ist und bleibt vor allem eine hohe Kalidüngung von 200 kg/ha, um eine ausreichende Halmstabilität zu erzielen.
Optimale Aussaatstärken und Reihenweiten sind schwer zu greifen
2010 konnte die Sorte Herkules bei Drillsaat und 56 cm Reihenweite bei 27 Pflanzen pro Quadratmeter die höchsten Erträge realisieren (Abb. 1 und 2). Innerhalb der Aussaatverfahren waren für diese Sorte die höheren Bestandesdichten offenbar günstiger als die niedrigeren Bestandesdichten mit 20 Pflanzen pro Quadratmeter. Goliath lieferte die meiste Masse bei 20 Pflanzen pro Quadratmeter bei 56 cm Reihenweite in Drillsaat. Bei der Einzelkornsaat jedoch wirkte auch für Goliath die höhere Bestandesdichte ertragsteigernd.
2011 erzielten Goliath und Herkules bei hoher Bestandesdichte und 13,5 cm Reihenweite in Drillsaat die höchsten Erträge. Durch die im Vergleich zu 2010 geringeren Reihenweiten und die daraus resultierenden größeren Pflanzenabstände in der Reihe, war dort offensichtlich eine optimale Verteilung der Pflanzen auf der Fläche erfolgt. In 75 cm Reihenweiten stehen die Pflanzen in der Reihe sehr dicht, was sich zwar in hohem Ertrag bemerkbar macht, aber zumindest subjektiv bei einer höheren Bestandesdichte auch zu dünneren Stängeln und damit zu einem höheren Lagerrisiko führt.
Aus diesen Versuchen lassen sich keine klaren Empfehlungen zu optimalen Reihenweiten ableiten. Wichtig ist einzig eine gute Verteilung der Pflanzen, die eine optimale Entwicklung sicherstellen. Da viele Anbauer Sorghum mit der vorhandenen Maistechnik säen und ernten, ist eine Reihenweite von 75 cm häufig anzutreffen. Die im Einzelkornverfahren gelegten Bestände lassen sich zudem mit der Maiserntetechnik auch am besten ernten.
Über die N-Düngung die Abreife steuern
In 2011 verzögerte die höhere N-Düngung sehr deutlich die Abreife, was an den geringeren Trockensubstanzgehalten deutlich wird (Abb. 3 und 4). In 2010 war kein eindeutiger Unterschied zwischen den beiden N-Düngungsstufen erkennbar. Die etwas spätere Sorte Herkules zeigte zwar im deutlich kühleren Jahr 2010 geringere Trockensubstanzgehalte, ein Jahr später war jedoch kein Sortenunterschied zwischen Goliath und Herkules auszumachen.
Fazit
Viel Stickstoff hilft im Sorghumanbau nicht – eine N-Düngung über 120 kg/ha ist i.d.R. nicht sinnvoll. Die Sortenreaktionen auf unterschiedliche Bestandesdichten lassen sich nicht wirklich sicher abbilden. Wichtig scheint aber vor allem eine gleichmäßige Verteilung der Pflanzen zu sein. Für eine erfolgreiche Sorghumproduktion sind keine speziellen Maschinen notwendig – das gängige Maisequipment ist ausreichend.