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Sorteneinfluss wird immer wichtiger

Beim Rapsdrusch sind eine Vielzahl von Faktoren für die Mähdruschleistung mit verantwortlich. Die Dreschertechnik und das Know-how des Fahrers auf der einen Seite, das Abreifeverhalten der Sorte auf der anderen. Dabei wird der Einfluss der Sorte immer wichtiger. Klaus Semmler, AgrarTraining, erläutert, wie sich die Mähdruschleistung optimieren lässt.

Beim Rapsdrusch ist der Einfluss der Sorte nicht zu unterschätzen
Beim Rapsdrusch ist der Einfluss der Sorte nicht zu unterschätzen
AgrarTraining mit über 40 Jahren Mähdrusch-Praxis hat in den vergangenen Jahren von ca. 340 unterschiedlichen Mähdreschern, Typen und Fabrikaten mit Unterstützung von Betriebsleitern und Mähdrescherfahrern alle relevanten Erntedaten erfasst und ausgewertet. Ganzjährig werden weltweit zielorientierte Mähdrusch-Trainings durchgeführt. Das Unternehmen hat dabei den Ernte-Fokus auf Druscheignung und Mähdreschertechnik gerichtet. Parallel dazu wurde eine Vorgehensweise zur Beurteilung der Druscheigenschaft der Sorten entwickelt.

Entwicklung von Mähdruschtechnik und Sorten
Die Mähdrusch-Technologie hat sich in den letzten Jahrzehnten leistungsorientiert weiterentwickelt. Mit den unterschiedlichen Mähdrescher-Systemen, wie Schüttler, Rotor und Hybrid wurden unterschiedliche Ergebnisse erzielt. Die Mähdrescher-Hersteller haben zusätzlich den Fokus auf Technik, Digitalisierung, Durchsatzleistung und Arbeitsqualität gerichtet. Die Eigenarten der jeweiligen Pflanze bzw. Sorte haben bis dato nur eine sehr geringe bis keine Bedeutung in der weltweiten technischen Entwicklung von Drusch- und Abscheidesystemen.

Zurzeit setzt sich die gesamte Mähdruschleistung von 100 % aus 50 % Mähdrescher-, 30 % Fahrer-, 10 % Schneidwerk- und 10 % Sortenanteil zusammen (s. Tab. 1).

Der prozentuale Anteil der Mähdrusch-Leistung wird sich in der Zusammensetzung der genannten Faktoren jedoch weiterhin verschieben. Fahrer und Sorte werden zukünftig einen wachsenden Anteil verzeichnen, wohingegen die Bedeutung von Mähdreschertechnik sich in der Erntepraxis reduzieren wird.

Es ist zu beobachten, dass Rapssorten im Anbau sind, die sich sehr gut und leicht mit allen Mähdrusch-Systemen dreschen lassen. Andere Sorten wiederum haben bereits erhebliche Probleme im Bereich des Schneidwerkes. Daher kommt ein Gutfluss nur mit großem Aufwand und technischen Veränderungen zustande. Aufgrund vergangener Ernteerfahrungen konnten in verschiedenen Rapssorten Leistungsunterschiede beim Rapsdrusch bis zu ca. 20 % festgestellt werden.

Nachfolgende Ergebnisse beruhen auf Praxiserfahrungen mit der Rapssorte Visby. Die genannte Sorte erscheint von der Abreife, von der Schote bis zum Stängel, als besonders homogen und wird von Pflanzenbauern in vielen Regionen besonders empfohlen.

Schneidwerk
Für den Rapseinsatz empfehlen wir für alle Rapssorten den entsprechenden Ährenheber-Besatz. Das Gutflussverhalten im Schneidwerk ist bei der Sorte Visby als gut zu bezeichnen (die Note sehr gut wurde im Raps noch nicht vergeben). Der Übergang vom Messer zur Einzugswalze wird je nach Schneidwerksystem geringfügig mit der Haspel unterstützt. Durch die homogene Pflanzenstruktur und Abreife wird diese Sorte von der Einzugswalze sehr gut angenommen. Verstopfungen waren selten aufgetreten. Somit entfallen zum größten Teil auch das Reversieren und/oder das manuelle Ausräumen des Einzugskanals (Schrägförderer).

Dreschtrommel, Rotor, Dreschkorb
Die Drehzahl von Dreschtrommel/Rotor kann aufgrund der Abreife und Struktur im unteren Bereich eingestellt werden. Durch den geringen Anteil von „Grünteilen“ und dementsprechend gutem Ausdrusch ist ein Verstopfen (Fuchs fangen, Trommelwickler etc.) nur sehr selten aufgetreten. Der Dreschkorbabstand wurde überwiegend, bis auf eine geringe „Reserveöffnung“, auf groß eingestellt.
Durch die homogene Abreife braucht der Stängel im Druschbereich nicht zusätzlich beschädigt werden. Bei einer grünen Rapspflanze versucht der Fahrer den Stängel zu beschädigen, damit es im hinteren Bereich vor dem Strohhäcksler nicht zu Verstopfungen kommt. Je größer der Dreschkorbabstand und je geringer die Drehzahl von Rotor/Dreschtrommel ist, umso geringer ist die Kurzstrohbelastung für die Reinigung (Siebkasten) und umso höher ist die Leistung des Reinigungssystems.

Reinigung, Siebkasten
Bei einem gut eingestellten Mähdrescher und entsprechender Sorte sollte sich das Reinigungs-system als begrenzender Leistungsfaktor herausstellen. Bei Visby konnten aufgrund der Pflanzenstruktur die Ober- und Untersiebe deutlich weiter geöffnet werden. Somit sind deutlich geringere Kleinanteile im Überkehrsystem vorzufinden und demzufolge weniger Besatz im Erntegut. Bei weiter geöffneten Lammellensieben ist der „Verklebungsgrad“ der Siebe auf ein Minimum reduziert. Lochsiebe werden für alle Rapssorten nicht empfohlen.
Da mit größeren Sieböffnungen gearbeitet wurde, konnte auch die Gebläsedrehzahl im oberen Bereich eingestellt werden. Größere Sieböffnungen bedeuten größere Abscheideflächen, weniger Rundlauf im System, gleich höhere Durchsatzleistung mit geringerem Besatz.

Schüttler
Bezeichnend für homogene gutflussoptimierte Sorten ist der Fluss auf dem Schüttler bzw. die Rapsstroh-Annahme des Häckslers. Leider passiert es allzu oft, dass der Häcksler das „grüne Stroh“ nicht annimmt. Die Verstopfung ist dann rückwirkend zum Schüttler „Meldung Schüttlerraum“.

Je trockener die Rapssorte/Pflanze umso besser der Gutfluss, umso weniger Verstopfungen, umso weniger Stillstand, umso höher die Leistung, umso motivierter der Fahrer.

Rotor Hybridsystem
Ähnlich wie beim Schüttlersystem zeichnen sich auch hier trockenere Sorten aus. Je trockener der Bestand, umso geringer kann die Drehzahl der Rotoren eingestellt werden. Verstopfungen sind, wenn überhaupt, generell auf ein Minimum reduziert. Die Annahme des Häckslers bei Rotor- und Hybrid-Mähdreschern zeigte keinen messbaren Unterschied in unterschiedlichen Rapssorten.

Fazit
Man sollte den Einfluss einer Sorte auf die Mähdruschleistung nicht unterschätzen. Homogen abreifende Sorten ermöglichen einen zügigen komplikationsfreien Drusch, was Kosten spart und sich zudem positiv auf die Qualität des Erntegutes auswirkt.

Stand: 08.07.2011