Im LVZ Futterkamp wurden im ersten Schnitt 2011, ermittelt durch genaue Wiegungen, nur 28 dt Trockenmasse geerntet. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag der Ertrag bei 41 dt Trockenmasse. Betriebe, die früh gemäht haben, mussten aufgrund der erst spät einsetzenden Niederschläge auch im zweiten Schnitt Ertragseinbußen hinnehmen. Zwar kann bei den Folgeschnitten noch einiges ausgeglichen werden, dennoch wird oft wertvolle Grassilage für die Fütterung fehlen. Sicher werden die Betriebsleitungen versuchen, noch höhere Maisanteile in den Rationen unterzubringen. Allerdings sind hier vielfach physiologische Grenzen in der Rationsgestaltung hinsichtlich der Mindestversorgung mit Strukturfutter und der maximalen Stärkezufuhr erreicht.
Die Versorgungslage wird noch dadurch verschärft, dass die überjährigen Futtervorräte ausden vergangenen zwei Jahren weitgehend abgebaut wurden. So fehlt oft das Futter bis zum Anschluss an die neue Ernte und daher müssen nicht selten demnächst schon die diesjährigen Silagen geöffnet werden.
Jetzt gilt es Möglichkeiten zu finden, zusätzliches Futter zu beschaffen. Die Bereitung von GPS und der Anbau von Zwischenfruchtgras gehören dazu.
Gräser im Zwischenfruchtanbau: ausreichende Niederschläge sind wichtig
Der Erfolg des Zwischenfruchtanbaus hängt natürlich von der Bodenfeuchte und der Wasserversorgung ab. Bei einem frühen Aussaattermin Ende Juli Anfang August und guten Bedingungen können in Norddeutschland je nach Witterungsverlauf noch ein guter Schnitt, in Ausnahmefällen auch ein zweiter, erwartet werden. Bei der Ansaat von Welschem Weidelgras kann auch eine Frühjahrsnutzung vor der Maissaat eingeplant werden. Allerdings ist das Risiko einer fehlgeschlagenen Ansaat bei ausbleibenden Niederschlägen nicht ganz auszuschließen.
Die Ertragserwartungen von Ackergräsern im Zwischenfruchtanbau liegen in normalen Jahren zwischen 30 und 50 dt Trockenmasse, bei guten Bedingungen können auch mal 50 bis 60 dt Trockenmasse geerntet werden.
Bei guten Erntebedingungen werden Energiegehalte von 6,0 MJ NEL je kg T erreicht.
Die Nährstofferträge liegen in normalen Jahren bei 20.000 bis 30.000 MJ NEL je Hektar, in guten Jahren können 35.000 bis 40.000 MJ NEL je Hektar erreicht werden.
Die Anbaukosten differieren kaum, für die Bodenbearbeitung und die Aussaat werden ca. 40 Euro gerechnet, 40 kg Saatgut kosten 120 bis 140 Euro. Bei knapper Versorgungslage sind höhere Saatgutkosten wahrscheinlich. Für die Ausbringung von 15 bis 20 m³ Gülle werden noch mal 40 Euro angerechnet. Die Bestellungskosten belaufen sich somit auf 200-240 Euro je Hektar.
Die Ernte- und Silierkosten (Ladewagen) belaufen sich je nach Ertrag auf 17 bis 25 Euro je Tonne Frischmasse.
Die Hektarkosten belaufen sich somit auf insgesamt 500 bis 640 Euro (ohne Fläche und Zinsanspruch). Dadurch errechnen sich Kosten je Nährstoffeinheit von 16 bis 25 Cent, je nach Ertrag. Diese Kosten decken sich in der Bandbreite mit den Kosten der normalen Grassilageproduktion, die in den Betrieben der Rinderspezialberatung in Schleswig-Holstein ausgewertet wurden. Letztendlich ist aber für die Betriebe wichtig, dass sie über genügend Grundfutter für die Rationsgestaltung verfügen können.
Tabelle 1: Leistung von Ackergräsern im Zwischenfruchtanbau in Norddeutschland
(Annahme ausreichend bis gute Bedingungen)
Ertrag | Mittlere Bedingungen: 30-50 dt/ha Gute Bedingungen: 50-60 dt/ha |
Energiegehalt | Mittlere Bedingungen: 4,0-5,5 MJ NEL / kg Gute Bedingungen: 6,0 MJ NEL / kg |
Nährstoffertrag | Mittlere Bedingungen: 20.000-30.000 MJ NEL/ha Gute Bedingungen: 35.000-40.000 MJ / ha |
Tabelle 2: Kosten von Ackergräsern im Zwischenfruchtanbau in Norddeutschland
Bodenbearbeitung + Saat | 40 €/ha |
40 kg Saatgut | 120-140 €/ha |
15 bis 20 m³ Gülle | 40 €/ha |
Ernte- und Silierkosten (Ladewagen) | 17 bis 25 € / Tonne |
Kosten je Nährstoffeinheit | 16 bis 25 Cent |
Zwischenfruchtgräser in der Fütterung
Auch aus Gräsern im Zwischenfruchtanbau kann man hochwertige Silagen ernten. Das Problem der Zwischenfruchtgräser sind erfahrungsgemäß die niedrigeren Trockensubstanzgehalte und die niedrigeren Zuckergehalte des Ausgangsmaterials aufgrund der kürzeren Vegetationszeit und der niedrigeren Temperaturen. Allerdings hat sich die Züchtung dieser Problematik angenommen und es stehen zunehmend Gräser zur Verfügung, die hier leistungsfähiger sind.
Mit etwas Glück gibt es aber fast immer sonnige Spätsommer und Herbsttage, in denen ein Anwelken möglich ist. Dabei muss darauf geachtet werden, die Herbstsilagen schmutzfrei zu ernten. Das Auslaufen von Sickerwasser sollte vermieden werden.
Ein ebenes, steinfreies Saatbeet und der Einsatz einer Ringelwalze ermöglichen einen sauberen Schnitt, wobei eine Schnitthöhe von ca. sieben Zentimeter eingehalten werden sollten. Die Proteingehalte dieser Silagen können zwischen 16 und 20 Prozent liegen, sie hängen von der Stickstoffumsetzung im Boden und der Aufwuchsmenge ab. Wenn größere Mengen dieser Silagen in Rationen eingebaut sind, sollten deshalb Futteranalysen in Auftrag gegeben werden.
Gräser im Zwischenfruchtanbau können dazu beitragen, Futterlücken zu schließen. Der Erfolg dieser Maßnahme hängt sehr stark von der Wasserversorgung ab.
Nicht nur mehr Futter – auch mehr Bodenfruchtbarkeit
Die positiven Nebeneffekte des Zwischenfruchtanbaus sollen nicht unerwähnt bleiben:
- Lockerung der Fruchtfolge
- Förderung der Bodenfruchtbarkeit
- Verbesserung des Humusgehaltes
- Bindung der Bodennährstoffe, weniger Nährstoffaustrag
- Verbesserung der Wasserhaltefähigkeit
- Unterbindung von Bodenerosion
Diese Vielzahl an Vorteilen sollte dazu führen, den Anbau von Gräsern als Zwischenfrucht ernsthaft in Erwägung zu ziehen.
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Dipl.-Ing. Johannes Thomsen
Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein
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