Obwohl Mais oft in Monokultur angebaut wird, reagiert er sehr positiv auf Fruchtfolgeaspekte: besonders auf gute Bodenstrukturverhältnisse und damit gute Durchwurzelbarkeit sowie auf die Verfügbarkeit leicht mineralisierbarer C-Quellen („Nährhumus“).
Verdichtungen durch maislastige Fruchtfolgen
Fruchtfolgen mit hohen Maisanteilen über 33 % und mit Zweitfruchtanbau wie Grünroggen vor Mais lassen immer weniger Zeit für bodenlockernde Maßnahmen in tieferen Bodenschichten unter 15–20 cm. Auch mit zunehmend extensiveren, flacheren Bodenbearbeitungsverfahren läuft man Gefahr, das Maiswurzelwachstum erheblich einzuschränken. Zudem verschiebt sich der Zeitraum der Bodenbearbeitung immer mehr in den Herbst und muss häufig unter feuchten Bedingungen durchgeführt werden. Das kann dann zu Verdichtungen führen. Eine Bestellung bei trockenen Bedingungen wird seltener möglich und damit nimmt man sich auch jede Chance, „Sünden“ der Vergangenheit mit tiefer greifenden Lockerungsmaßnahmen wieder zu korrigieren.
Durch sehr maislastige Fruchtfolgen mit GPS-Nutzungen besteht das Risiko, dass die Unterböden oft schon ab ca. 20 cm abwärts zunehmend verdichten, schwerer durchwurzelbar werden und damit Wasser, Nährstoffe schlechter nutzbar sind. Dies schränkt das Ertragspotenzial des Mais ein.
Nährstoffversorgung mit Raps optimieren
Ein wichtiger Ertragsfaktor sind kurzfristig verfügbare C-Quellen, sog. Nährhumusquellen. Zwar nimmt eine Pflanze ca. 75–80 % des in der Trockenmasse gebundenen C als CO2 über die Atmosphärenluft auf, gut 20 % entstammen aber dem aus der Bodenatmung freigesetzten CO2. Es gibt Möglichkeiten, schnell mineralisierbare und verfügbare C-Quellen aufzufüllen:
1. Verstärkte organische Düngung (Achtung: Düngebilanz)
2. Zwischenfrüchte als Gründüngung
3. Aufnahme oder Beibehaltung des Rapsanbaus in Biogasfruchtfolgen
4. C- und N-Quelle: Zufuhr leicht mineralisierbarer organischer Substanzen mit engem C/N-Verhältnis (s. Tab. 1 und 2)
Mais profitiert von der Zufuhr hoher Mengen an leicht abbaubaren und damit schnell verfügbaren C-Mengen durch das Rapsstroh (s. Tab. 1). Sowohl der Stickstoff als auch der Kohlenstoff im Rapsstroh werden wegen des günstigeren, sprich niedrigeren C:N-Verhältnisses von 35 bis 40:1 schnell für die Fruchtfolge verfügbar.
Raps schafft Zeit für Bodenbarbeitung
Nach den bisherigen Erfahrungen und Erkenntnissen profitiert gerade der Mais in außergewöhnlicher Form von den positiven Effekten des Rapses:
1. Bodenstruktureffekte auch in tieferen Bodenschichten
2. Sehr gute Verwertung organischer Dünger mit hohen N-Gehalten
3. Günstigere Möglichkeiten der Bodenbearbeitung während der Sommermonate
Nach Getreide-GPS ist der Acker spätestens Mitte Juli zur Rapsbestellung frei. Dabei kann die GPS-Ernte mit hoher Wahrscheinlichkeit so terminiert werden, dass sie bei trockenen Bodenbedingungen erfolgt und damit keine Verdichtungen entstehen. Dadurch ergibt sich ein langer Zeitraum von fast einem Monat für Bodenbearbeitungsmaßnahmen und für eine bodenschonende Ausbringung organischer Dünger vor der Rapssaat. Unter Umständen besteht sogar die Möglichkeit zur mechanischen oder chemischen Bekämpfung von Wurzelkräutern, die durch extensive, nur flach lockernde Bodenbearbeitungssysteme und Bodenverdichtungen gefördert werden.
Auch nach der Rapsernte können über einen längeren Zeitraum bodenstrukturverbessernde Maßnahmen erfolgen.
Positive Effekte konservieren
Auch wenn der Mais davon überproportional profitieren würde, sollten die Vorfruchteffekte des Rapses nach wie vor im nächstfolgenden Anbaujahr von Wintergetreide genutzt werden. Wird dies frühzeitig und unter optimalen Bedingungen bestellt, können die positiven Effekte auf die Bodenstruktur und den C-Haushalt über zwei oder drei Jahre konserviert werden. Davon profitiert der Mais dann auch im zweiten Anbaujahr.
Die kräftigen Rapswurzeln stabilisieren die bei trockenen Bedingungen durchgeführte Bodenlockerung. Folgt dann nach dem Rapsweizen wieder eine Gründüngung vor dem Mais, so kann dieser positive Effekt auf die Bodenstruktur sogar weitere ein bis zwei Jahre erhalten bleiben.
Raps mindert Rhizoctonia-Befall
Starkregenereignisse, ungünstige Abbaubedingungen von Ernterückständen mit weiten C:N-Verhältnissen (z.B. Stoppeln) und häufiger Maisanbau fördern Rhizoctonia. Raps ist für diese im Mais stark ertragsmindernd wirkende Krankheit nicht anfällig und wirkt daher befallsmindernd. Hinzu kommt, dass unter dem fast ganzjährigen Blätterdach des Rapses optimale Abbaubedingungen für Stoppel- und Strohreste der Vorfrüchte herrschen – Rhizoctonia wird damit die Infektionsgrundlage entzogen.
Das tiefgreifende Wurzelwerk in Kombination mit strukturfördernden Lockerungsmaßnahmen vor und nach dem Raps verbessern die Regenverdaulichkeit der Böden unter dem Mais , was das Risiko einer Rhizoctonia-Infektion weiter senkt. Auch hier würde eine Gründüngung als Zwischenfrucht direkt vor Mais selbst zwei Jahre zurückliegende positive Auswirkungen des Rapses konservieren.
Win-Win-Situation
Von seiner relativ weiten Stellung in Biogasfruchtfolgen (z.B. alle vier bis fünf Jahre) profitiert auch der Raps selbst ganz erheblich. In der Standard-Biogasfruchtfolge (Silomais – Getreide-GPS – Raps – Wintergetreide/Drusch – Gründüngung – Silomais) gestaltet sich die Unkrautbekämpfung bei Raps viel einfacher. Besonders der Anteil der Kreuzblütler, v.a. Rauken, Hellerkraut und Hirtentäschel, nimmt ab. Steht der Raps nach GPS-Getreide, dann ist auch der Besatz mit Ausfallgetreide fast nicht möglich. Das senkt die Herbizidkosten und ermöglicht verträglichere Herbizidstrategien. Steht Raps nach GPS-Getreide, ist die für Spitzenerträge notwendige Pflanzengröße – 12 Laubblätter bzw. eine Wurzel mit 12–15 mm Wurzelhalsdurchmesser vor Vegetationsende – sicher zu erreichen. Bei optimal frühen Aussaaten ist dann auch die maximale Ausnutzung der vor der Saat ausgebrachten organischen Dünger gegeben. Gut entwickelte Bestände nehmen im Herbst 100–140 kg N/ha auf, wobei ca. 60–65 % in der Wurzel gespeichert werden und damit für einen schnellen Start im Frühjahr zur Verfügung stehen. Eine derart gute Ausnutzung von Gärresten im Herbst lässt sich selbst mit Zwischenfrüchten kaum erreichen. Besonders auf besseren Standorten sollte nach Raps Getreide als Mähdruschfrucht stehen, um die gute Vorfruchtwirkung und die höhere N-Rücklieferung des Rapsstrohs optimal zu nutzen. Auf besseren oder schwereren Böden wäre das Winterweizen als Mähdruschfrucht. Dem gegenüber wird auf schwächeren, leichteren Böden u.U. Wintergerste konkurrenzfähig, da sie nach Raps mit einem Minimum an Aufwand zu hohen Erträgen geführt werden kann.
Fazit
Biogasfruchtfolgen profitieren also in vielfältiger Weise vom Raps und dieser profitiert von der weiten Stellung in der Fruchtfolge ebenfalls. Wo eben möglich, sollte Raps daher in das „Biogas-Standard-Programm“ aufgenommen werden.
Josef Parzefall