Hier sieht man erstaunlich wenig Mais – das ist für das Umland einer so großen Biogasanlage eher ungewöhnlich.
Elke Behle: „Natürlich ist Mais auch für uns unverzichtbar. Er ist in der Ration Mais/Zuckerrübe/Futterrübe/Gülle, die wir füttern, schon die dominante Frucht. Aber wir legen großen Wert auf weite Fruchtfolgen, Maismonokultur lehnen wir aus Überzeugung ab. Aber das würde auch von der Gemeinde nicht mehr akzeptiert. Wer hier eine Anlage bauen oder expandieren will, sollte das berücksichtigen.“
Besonders haben uns die Futterrübenflächen überrascht. Sind Sie da Vorreiter?
Karl-Heinrich Behle: „Wir bauen seit Jahrzehnten Futterrüben an, früher haben wir sie den Mastrindern vorgelegt. Die lieben Rüben und fressen die „auf satt“. Das haben auch schnell meine milchviehhaltenden Nachbarn erkannt. Futterrüben sind dort Bestandteil der Futtermischration und die Futteraufnahme konnte meist deutlich verbessert werden. Außerdem sind die neueren Sorten wie z.B. Jary und Magnum sehr gut rodbar und bringen problemlos Erträge von um die 120 t/ha – ohne Blatt.“
Elke Behle: „Wir haben einen Demoversuch mit Futterrüben – sicher der einzige seiner Art im ganzen Umland. Aber wir merken auch, dass das Interesse wächst. Das hat sicher auch damit zu tun, dass wir seit dem Bau der Biogasanlage Futterrüben hier mit Erfolg einsetzen“.
Was meinen Sie mit „Erfolg“ – die Methanausbeute?
Elke Behle: „Die Methanausbeute ist der wichtigste Aspekt. Rein rechnerisch ersetzt man einen Teil Mais durch 1,4 Teile Futterrüben. Das ist die Theorie. Tatsächlich aber steigen die Methanerträge im Vergleich zu Mais deutlich an. Wir haben da keine wissenschaftliche Versuchsreihe draus gemacht, aber das ist eine eindeutige Erfahrung, die wir in den letzten Jahren immer wieder gemacht haben. Auch die Faulraumbelastung ist bei Rüben geringer als bei reinem Mais, damit sinkt der energetische Aufwand für das Rühren – und somit der Eigenstrombedarf.“
Rüben sind ja naturgemäß nicht so „sauber wie Mais“– Stichwort Erdanhang. Gibt es da keine Probleme?
Karl-Heinrich Behle: „Die Rüben werden ja nach der Ernte zunächst zwischengelagert. Bevor sie geschnitzelt werden, laufen sie über ein Reinigungsband. Die heutigen Futterrüben sind ja ohnehin sehr glattschalig und haben daher von vorneherein weniger Erdanhang als die zudem tiefer in der Erde sitzenden Zuckerrüben.“
Stichwort Ernte: Stimmt es, dass Futterrüben schwieriger zu ernten sind als Zuckerrüben?
Karl-Heinrich Behle: „Früher war das bei einigen Sorten durchaus so. Aber heute ernten wir sie mit derselben Technik wie die Zuckerrüben. Die Bestandesführung unterscheidet sich überhaupt nicht wesentlich. Man muss beim Mehrreiher natürlich die Einstellungen anpassen, weil Futterrüben höher sitzen. Ich kann aber nicht feststellen, dass meine Verluste höher sind als bei Zuckerrüben.“
Wie werden die Rüben siliert, sie sind doch sehr saftreich?
Karl-Heinrich Behle: „Also 2010 war ein Ausnahmejahr, denn die Rüben wurden teilweise noch vor dem Mais geerntet. Nach der Ernte und einer Zwischenlagerung wurden sie gereinigt, geschnitzelt und dann haben wir eine „Sandwich-Silage“ mit Mais gemacht: Wegen der Gefahr der Sickersaftbildung lag der Rübenanteil bei knapp 10 %. Mais mit 34–32 % TS kann den Saft der Futterrüben sehr gut aufnehmen, wir hatten mit der Silage überhaupt keine Probleme. Sie war sehr energiereich und in der Anlage effektiv und problemlos. Wir werden versuchen, das auch in diesem Jahr über eine geschickte Sortenwahl wieder so hinzubekommen. Wenn das nicht klappt, lagern wir wie vorher auch getrennt.“
Elke Behle: „Früher haben wir die Futterrüben gemust aber das war einfach zu aufwändig. Auch mit ganzen Rüben im Silo haben wir schon experimentiert, sind da aber auch wieder von abgekommen.“
Und in Zukunft?
Elke Behle: „Wir sehen kein Grund, von der Futterrübe zu lassen – weder in der Biogasanlage noch im Stall. Auch die Sortenversuche werden wir fortsetzen – schon um die neue Sorte Ribambelle zu testen. Ansonsten beobachten wir mit Freude das gestiegene Interesse an dieser Kultur und die Tatsache, dass weitere Fruchtfolgen wieder mehr in die Diskussion kommen.“
Ganz herzlichen Dank für dieses Gespräch!
Das Gespräch führten Dr. Anke Boenisch und Achim Schneider
Anlagendaten:
Elektrische Leistung: 550 kW |
Die Abwärme der Anlage wird u.a. zur Trocknung von Holzschnitzeln genutzt. Die (probeweise) Umhüllung eines Behälters mit Folie brachte erhebliche Energieeinsparungen.