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„Praxiserfahrungen bestimmen die Sortenwahl!“

So erfreulich die Preisentwicklung bei den klassischen Marktfrüchten auch sein mag, für die Betreiber der Biogasanlagen bedeutet das, die Substratproduktion noch weiter zu optimieren. Martin Munz berichtet aus Südwestdeutschland.

2007 vielversprechende Neuzulassungen testen, deren Eigenschaften ideal den Anforderungen für die Biomasseproduktion entsprechen!
2007 vielversprechende Neuzulassungen testen, deren Eigenschaften ideal den Anforderungen für die Biomasseproduktion entsprechen!
Wissenschaft, Pflanzenzüchtung und Beratung konzentrieren sich auf den Erwerb neuer Erkenntnisse zum Thema „Ökonomische Biogasproduktion“, können aber in diesem neuen Betriebszweig noch nicht auf langjährige Erfahrungen zurückgreifen. Viele Anlagenbetreiber ergänzen daher die Versuche der offiziellen und industriellen Versuchsansteller mit eigenen Praxisversuchen, um standortbezogene Erkenntnisse zur Sorteneignung zu gewinnen.

Reifesplitting bietet Sicherheit!
Zentraler Bestandteil von Biogas-Fruchtfolgen ist, aufgrund seiner hohen Flächenproduktivität und guten Mechanisierbarkeit, der Mais. Die Regel „Bei Biomasseproduktion 30 bis 50 Reifeeinheiten höher gehen als bei der Fütterung von Milchvieh oder Bullen“ hat sich bewährt. Dabei kann der Betreiber in klimatisch günstigeren Regionen mutiger sein, als bei Gefährdung durch Frühfröste wie z. B. in Höhenlagen. Wenn der Blattapparat einmal erfroren ist hilft auch kein goldener Oktober mehr! Auf klimatisch ungünstigen Standorten sollte man nicht mit späten Sorten spekulieren, sondern den Ertrag an Trockenmasse über eine höhere Bestandesdichte realisieren. Denn bei späten Terminen ist der Boden oft sehr nass und dann verursachen die schweren Erntemaschinen Bodenverdichtungen, auf die der Mais besonders empfindlich reagiert.

Abb. 1: Deutliche Unterschiede im Trockenmasseertrag
Abb. 1: Deutliche Unterschiede im Trockenmasseertrag
Die Praxis zeigt die Gewinnersorten
Die SAATEN-UNION züchtet und testet ihre Sorten in Deutschland intensiv, um der Landwirtschaft auch später reifende Sorten zur Verfügung stellen zu können, die eine vernünftige Jugendentwicklung und Kältetoleranz aufweisen. So geht bei einem kälteren Frühjahr keine wertvolle Vegetationszeit verloren. Die sehr hohen Trockenmasse-Erträge von ATENDO (Anjou 290) im ersten Jahr der EU-Prüfung (2004) waren der Anlass, die Sorte 2005 in der Praxis zu testen. Die Sorte besticht durch eine für ihre Reifezahl (S 280) hervorragende Jugendentwicklung. Versuchsergebnisse und Praxiserträge deutlich über 20 t TM/ha unterstreichen das enorme Leistungspotenzial bei ausreichender Wasserversorgung (Abb. 1). Für Betriebe, die sich die Vermarktung ihrer Ernte als Biogasmais oder Körnermais offen halten wollen, bietet sich die Sorte AVIATOR (Anjou 277) an. Die für die Körnernutzung zugelassene großrahmige Sorte erzielte in Praxistests 2006 hohe Massenerträge.

Abb. 2: Mais hat höhere Erträge als Sonnenblumen und Hirse
Abb. 2: Mais hat höhere Erträge als Sonnenblumen und Hirse
Und im Vergleich zu Hirse?
Ist genügend Wärme und Wasser vorhanden, erreichen geeignete Maissorten das Ertragsniveau von Zuckerhirse, jedoch bei höheren TS-Gehalten. In einem von der LAP Forchheim 2005 angelegten Versuch (Abb. 2) mit verschiedenen Energiepflanzen, erreichte die Maissorte MONTONI (S440) deutlich höhere TS-Gehalte (30 %) als die mitgeprüfte Zuckerhirse (22,2 %).

Tab. 1: LSV-Ergebnisse Silomais msp. 2006
Tab. 1: LSV-Ergebnisse Silomais msp. 2006
Vielversprechende Neuzüchtung testen!
Die Praxis sollte sich die Chance nicht entgehen lassen, vielversprechende Neuzulassungen zu testen! Mit SUBITO zum Beispiel wurde letztes Jahr eine Sorte zugelassen, deren Eigenschaften geradezu ideal den Anforderungen an eine Sorte für die Biomasseproduktion entsprechen: Die gute Jugendentwicklung verbunden mit einer vergleichsweise späten Blüte bringt einen enormen Zuwachs an vegetativer Pflanzenmasse, wie Landessortenversuche in Süddeutschland belegen (s. Tab.1). Die zügige Abreife der Restpflanze führte zur Reifeeinstufung S 260, wodurch für einen breiten Anbauraum rechtzeitige Erntetermine möglich sind. Trotz der relativen Vorzüglichkeit von Mais müssen auch andere Früchte in Energiefruchtfolgen eingebaut werden, um Arbeitsspitzen zu entzerren, die Humusbilanz auszugleichen und die Zeiträume für die Gärrestausbringung zu erweitern. Hierbei werden aktuell laufende Versuche weitere Erkenntnisse bringen.

Fachberater Martin Munz

Stand: 01.01.2007