Aktuelle Ausgabe 01/2024

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Transportwürdigkeit von Biomasse ist entscheidend!

Die „stählerne Kuh“ tritt hinsichtlich der Futter- bzw. Substratbeschaffung zunehmend in Konkurrenz zum „echten“ Rindvieh. Bei der Kofermentbeschaffung spielt vor allem die Transportwürdigkeit eine wichtige Rolle.

Anfangs wurden als Biogassubstrat mittelspät bis spät reifende Maissorten angebaut, die in der GTM-Leistung überlegene Kolben aufwiesen und somit stärkearm waren. Aufgrund von Erfahrungswerten werden heute eher Sorten im FAO-Bereich 220 bis 280 mit höchsten GTM-Ertragsniveau bei angemessener Ausreife (28 bis 32%) und passenden Stärkewerten (ab 28%) eingesetzt. Erstes Kriterium bei der Sortenwahl ist aber die in offiziellen Biomasse-Versuchen nachgewiesene Gesamttrockenmasse (GTM)-Leistung/ha.

Große Sortenunterschiede
Nicht alle Betreiber von Biogasanlagen können ihr Substrat vollständig selbst produzieren. Oft, besonders in Jahren mit Ertragsausfällen, sind sie auf Zukäufe aus der Umgebung angewiesen. Dabei sind die Transportkosten der Biomasse, also der Methanertrag je transportierter Einheit das Entscheidende, das schon bei der Sortenwahl berücksichtigt werden muss. Mit einem sehr hohen GTM-Ertrag/ha sind zum Beispiel die Sorten ATENDO und SUBITO für die hofnahe Versorgung mit Biomasse sehr gut geeignet. Die Sorten GOLDOSSE und AVIATOR haben eine sehr hohe Gasausbeute pro Transporteinheit und sind daher noch auf hofferneren Flächen transportwürdig. Je weiter und somit teurer aber die Anlieferung der Erntemenge bzw. der Rücktransport der Substrate zum Feld ist, desto weniger interessant sind diese Flächen für eine Biomassenproduktion. Da zur Aussaat das Ausmaß der Zukaufmenge noch nicht feststeht, sollte auf den weitergelegenen Flächen nutzungsflexible Sorten stehen, die sich sowohl zur Biomasseproduktion (hohe GTM-Werte/ha) als auch als Silomais, CCM oder sogar Lieschkolbenschrot eignen – wie zum Beispiel AVENTURA und AVIATOR. Denn fällt die Entscheidung über die Nutzung erst zum Erntezeitpunkt, rückt der Kornertrag in den Vordergrund und man verzichtet eher auf die letzte Dezitonne GTM-Leistung.

Dem Risiko der Ertragsreduktion aufgrund extremer Witterungssituationen kann mit einer Streuung bei der Sortenauswahl (variabler Blühzeitpunkt ± 10 FAO) begegnet werden. Wichtig ist aber auch die optimierte, der Wasserkapazität angemessene Bestandesdichte der oftmals sehr großrahmigen Biomassesorten. Sichere 7,5 bis 8,5 Pflanzen mit guter GTM-Leistung und normaler Kolbenausprägung sind besser als 9 bis 11 vertrocknete kolbenarme.

Ganz wichtig ist also auch eine Abstimmung zwischen Anlagenbetreibern und Biomasseproduzenten, denn einerseits will der Produzent maximalen Erlös von seiner Fläche mit großrahmigen Pflanzen erzielen, andererseits muss der Aufkäufer zufriedene Lieferanten behalten, die ihm anhaltend und verlässlich Biomasse produzieren. Die Konkurrenz schläft schließlich nicht und bei steigenden Getreidepreisen ist die Verlockung groß, (Bioethanol)-Getreide anzubauen.

Fachberater Klaus Schulze Kremer

Stand: 01.01.2007