Energiepflanzenprämie nutzen
Die Winterraps-Anbaufläche in Deutschland ist zur Ernte 2007 auf nahezu 1,5 Mio. ha ausgedehnt worden (s. Tab. 1). Davon stehen gut 300.000 ha auf Stilllegungsflächen. Darüber hinaus ist auch auf der Basisfläche ein Anbau von Raps als Nachwachsender Rohstoff im Vertragsanbau möglich. Hierfür kann eine zusätzliche Energiepflanzenprämie von 45 €/ha beantragt werden. Das Antragsverfahren ist erheblich vereinfacht worden. Eine preisliche Festlegung bei Vertragsabschluss ist nicht erforderlich, so dass dem Landwirt (je nach Vertrag) auch mit dem Anbau von Energieraps attraktive Vermarktungsmöglichkeiten offen stehen. Verträge für Winterraps müssen der BLE bis zum 28.02. vorliegen, die Verträge für Sommerraps können bis zum 15.05. eingereicht werden. Zwar kennen 80% der Rapsanbauer die Energiepflanzenprämie, sie nutzen diese aber mit ca. 172.000 ha zur Ernte 2007 bei weitem nicht aus. Wer also bisher (neben dem Stilllegungsraps) noch keinen Energieraps anbaut, sollte sich bei seinen Handelspartnern nach den möglichen Vertragskonditionen erkundigen, um diese Zusatzprämie von 45 €/ha zu nutzen.
Gibt es Unterschiede in der Bestandesführung?
Kulturen wie Ethanolgetreide oder Biogasmais erfordern durchaus eine andere Sortenwahl und auch Bestandesführung. Beim Raps jedoch ist die Nutzungsform gleich: Es kommt auf einen möglichst hohen Ölertrag je Hektar an. Auch die Preise von NR-Raps und Food-Raps bewegen sich in etwa auf dem gleichen Niveau, so dass auch ökonomisch die selbe Intensität der Bestandesführung angestrebt werden sollte. Die Zeiten, in denen Stilllegungsraps extensiv angebaut wurde, sind bei den erzielbaren hohen Rapspreisen erst einmal vorbei.
Welche Besonderheiten sind im Frühjahr 2007 zu erwarten?
Die Aussaat 2006 war geprägt durch einen hohen Anteil Spätsaaten bis Mitte September. Diese spät gesäten bzw. wegen Trockenheit spät aufgelaufenen Bestände haben sich jedoch wegen der sehr milden Herbstwitterung meist sehr gut „zurecht gewachsen“. Es sind eher die überwachsenen Bestände, die Sorge bereiten. Haben die Bestände bereits im Herbst einen deutlichen Stängel gebildet, so ist die Winterhärte stark herabgesetzt. Hier bleibt nur auf einen milden Winter bzw. auf eine schützende Schneedecke zu hoffen. Früh und normal gesäte Bestände haben einen üppigen Blattapparat aufgebaut und bereits vor dem Winter enorme Stickstoffmengen von 100 kg und mehr aufgenommen. Unter www.rapool.de sind ausführliche Informationen zu finden, wie mit den Blattverlusten über Winter auch die Nährstoffverluste besser als bisher in die Kalkulation der Frühjahrsdüngung einbezogen werden können.
Die Jahreswitterung hat einen erheblichen Einfluss auf das wirtschaftliche Optimum (Schwankungen um ±50kg möglich), kann aber zum Zeitpunkt der N-Düngung noch nicht abgeschätzt werden. Daher richtet sich die Bemessung der N-Gabe nach dem geschätzten Leistungspotenzial des Bestandes. Auch der Rapspreis und die Stickstoffkosten haben einen erheblichen Einfluss auf die Höhe der optimalen N-Düngung. Steigt der Rapspreis um 1,- €/dt, so erhöht sich das wirtschaftliche Optimum um ca. 5kg N/ha. Steigt hingegen der Stickstoffpreis um 0,10€/kg, so verringert sich das wirtschaftliche Optimum um ca. 15kg N/ha.
Ein weiterer Schwerpunkt im Frühjahr 2007 könnte die Schädlingsbekämpfung werden. Hier ist zunächst der Rapsstängelrüssler zu nennen, der bei entsprechend warmer Witterung bereits ab Mitte Februar in die Bestände einfliegen kann. Der Zuflugbeginn kann gut mit der ProPlant Schädlingsprognose unter www.rapool.de vorhergesagt werden (kostenfrei). Insbesondere der Rapsglanzkäfer hat, bedingt durch eine Teilresistenz gegenüber den bisher üblichen Pyrethroiden sowie einen massiven Zuflug, bereits 2006 erhebliche Schäden verursacht. Anders als 2006 stehen aber für 2007 mehrere wirksame Insektizide in ausreichenden Mengen zur Verfügung. 2006 sind gleich mehrere unglückliche Umstände zusammengekommen. So waren gerade in den neuen Bundesländern die Rapsbestände nach dem langen Winter stark geschwächt, das Wachstum dieser Bestände setzte nur sehr verhalten ein. Die Rapsglanzkäfer erschienen dagegen früh und vor allem in bisher nicht gekannten Mengen. Dies stellt das größtmögliche Gefährdungsrisiko dar (s. Tab.2).
Aus der Tab. 2 wird deutlich, dass ein guter, kräftiger und wüchsiger Raps ganz andere Startvoraussetzungen mitbringt und von einem normalen Käferdruck nicht in die Knie gezwungen wird. Hier sind die MSL-Hybriden mit ihrer besseren Stresstoleranz und der höheren Regenerationsfähigkeit sowie ihrem tieferen Wurzelsystem klar im Vorteil. Auch die Praxis hat die besonderen Stärken erkannt und die Anbaufläche von MSL-Hybriden nochmals auf nunmehr über 60% ausgedehnt.
Das Ziel 2007: Mehr Öl vom Hektar
Die Grundlage für gute Erträge wurde im Herbst mit der Entwicklung eines leistungsfähigen Wurzelsystems gelegt. Sofern sich die Auswinterungen in Grenzen halten und die weitere Witterung mitspielt, können diese Bestände auch im Frühjahr 2007 zu hohen Erträgen geführt werden. Die Höhe der N-Düngung sowie der Pflanzenschutz-Aufwand sollten dabei gezielt an die Bestandesentwicklung und die Ertragserwartung angepasst werden, auch wenn die Witterung als Unsicherheitsfaktor bestehen bleibt. Egal ob mit hoch ölhaltigen Liniensorten oder hoch ertragreichen, gesunden MSL-Hybriden: 2007 bietet beste Aussichten, um mit hohen Ölerträgen Spitzenerlöse zu erzielen.
Rainer Kahl