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Wann rentiert sich Folgeweizen?

Langjährige Ertragsvergleiche und Erhebungen aus der Praxis belegen, dass auf den tiefgründigen speicherfähigen Lehm- und Schluffböden Folgeweizen eine gute Alternative sein kann. Sein Anbau ist aber auch auf diesen besseren Böden mit gewissen Risiken und produktionstechnischen Besonderheiten verbunden, die maßgeblich für den wirtschaftlichen Erfolg von Weizen nach Weizen sein können. Christian Deisenroth und Peter Breulmann von der Landwirtschaftskammer NRW erläutern, wann Folgeweizen lohnt.

Stoppelweizen muss 17-20 dt/ha mehr Ertrag bringen, um wettbewerbsfähig zu sein. Daher sollte man geeignete und leistungsstarke Sorten wählen. Bildquelle: SAATEN-UNION
Stoppelweizen muss 17-20 dt/ha mehr Ertrag bringen, um wettbewerbsfähig zu sein. Daher sollte man geeignete und leistungsstarke Sorten wählen. Bildquelle: SAATEN-UNION
Risikoabsicherung kostet Geld
Das Hauptrisiko beim Folgeweizen besteht in einem stärkeren Auftreten verschiedener Krankheiten, da ein erhöhtes Infektionspotenzial durch die entsprechende Vorfrucht auf der Fläche vorhanden ist. Im Blattbereich ist es besonders die DTR-Blattdürre. Bei den Fußkrankheiten ist das Risiko eines Befalls mit Cercosporella und Schwarzbeinigkeit deutlich höher als beim Fruchtfolgeweizen. Zudem muss im pfluglosen Anbau, der in den letzten Jahren durchaus mit Erfolg auch im Stoppelweizen praktiziert wird, mit einer höheren Gefährdung durch Fusariumbefall und DTR gerechnet werden. Viele dieser Erkrankungen lassen sich durch angepasste Pflanzenschutzmaßnahmen in den Griff bekommen – mit entsprechenden Kosten, die in die Bewertung des Folgeweizens einfließen müssen. Das gleiche gilt für den Bereich der Stickstoffdüngung. Da die Nachlieferung aus den Ernteresten der Vorfrucht geringer ausfällt und zudem der Folgeweizen oft schwächer bewurzelt ist, haben sich in der Praxis Zuschläge von 30-50 kg N/ha eingebürgert und bewährt.

Das wirtschaftliche Ergebnis der Konkurrenzfrucht ist entscheidend
Wenn Stoppelweizen eine echte Alternative sein soll, muss er das wirtschaftliche Ergebnis der verdrängten Konkurrenzfrucht mindestens erreichen, besser übertreffen.

Die geeignete Vergleichsgröße ist der Deckungsbeitrag. Dabei sind neben Umsatz und variablen Anbaukosten Größen wie Vorfruchtwert und Auswirkungen auf die innerbetriebliche Organisation mitbestimmend. Dazu gehören begrenzte Druschkapazitäten bei sehr hohen Weizenanteilen, pfluglose Bestellung, Auswirkungen auf die Gesamtfruchtfolge etc..
Es muss beachtet werden, ob durch den Stoppelweizenanbau direkt eine Frucht verdrängt wird (z. B. ZR – WW – WW statt ZR – WW – WG) oder der Anbau zu einer „Streckung“ und Veränderung der Anbauanteile innerhalb der Gesamtfruchtfolge führt.

Dies ist z. B. in Getreide-Raps-Fruchtfolgen der Fall, wo zwingend früh räumende Gerste vor dem Raps stehen muss (Höhenlagen). Die klassische Fruchtfolge mit jeweils 1/3 Raps/Weizen/ Gerste wird durch die Fruchtfolge mit jeweils 1/4 Raps/Weizen/Stoppelweizen/Gerste ersetzt. Mit der Folge, dass sich der Gesamtweizenanteil zwar auf 50 % erhöht. Dies geht aber nicht nur zu Lasten evtl. leistungsschwächerer Gerste, auch wettbewerbsstarker Blattfruchtweizen und Raps wird jeweils auf einen Anbauanteil von 25 % zurückgeführt. Die weitere Fruchtfolgestellung des Rapses dürfte jedoch auch einen Vorteil für die Blattfrucht bringen. Dies einfache Beispiel zeigt bereits, dass die Fragestellung nur einzelbetrieblich zu kalkulieren ist und unter Umständen recht komplex betrachtet werden muss.

Konkurrenz zu Roggen, Triticale und Mais.
Stoppelweizen steht in erster Linie in Konkurrenz zu Futtergetreide, Roggen und Mais. In Abhängigkeit von der Anbauregion unterscheiden sich die Erlösunterschiede zwischen Weizen und Futtergetreide z. T. deutlich. In veredelungsfernen Regionen liegen die Erlöse für Weizen, je nach Qualität, schnell 1,0-2,0 €/dt oberhalb von Futtergetreide. Folglich liegt die Konkurrenzkraft des Stoppelweizens in diesen Region deutlich höher als in Veredelungsregionen mit geringem Preisabstand von 0,50-0,75 €/dt zu Futtergetreide. In diesen klassischen Ackerbauregionen ist der Anbau von Stoppelweizen zu konkurrierenden Winterfrüchten wettbewerbsfähig wenn:

  • Folgeweizen nur max. 1-4 dt/ha unter dem Ertrag von Triticale, Roggen oder Wintergerste liegt.
  • Folgeweizen mindestens den doppelten Rapsertrag drischt.

Besonders hoch ist die Wettbewerbsfähigkeit dort, wo leistungsschwächere Früchte gezielt durch Stoppelweizen ersetzt werden können und zusätzlich für den Anbau der Folgefrucht keine Einschränkungen entstehen. Zum Beispiel, wenn der Anbau von Raps nach Winterweizen möglich ist oder Zuckerrüben, Kartoffeln oder auch Mais als Gesundungs-/Blattfrüchte fungieren. In Veredelungsregionen sieht die Situation aufgrund des geringeren Erlösabstandes anders aus. Gegenüber Triticale, Wintergerste und Roggen ist ein Mehrertrag von 1-3 dt/ha notwendig, um die höheren Anbaukosten auszugleichen.

Ab 85 dt/ha wettbewerbsfähig
Werden Sommerungen wie Hafer oder Braugerste (BG), die häufig auch auf ertragsschwächeren Standorten angebaut werden, in die Betrachtung mit einbezogen, muss bei den derzeitigen Preisverhältnissen (WW = Hafer, BG = WW + 1,5 - 2,0 €/dt) Stoppelweizen im Ertrag 17-20 dt/ha höher liegen. In Niederungslagen steht zunehmend der Anbau von Energiemais in Konkurrenz zum Stoppelweizen. Bei Erlösen um 1.000-1.100 €/ha für Energiemais stehend ab Feld (ca. 18 €/t) ist Stoppelweizen ab einem Ertrag von 85 dt/ha wettbewerbsfähig. Gegenüber Körnermais darf Stoppelweizen im Ertrag ca. 5 dt/ha niedriger liegen, da trotz höherem Erlös beim Körnermais dessen variablen Anbaukosten incl. Trocknung 150-200 €/ha höher liegen.

Fazit
Wenn es die Arbeitswirtschaft zulässt und die Pflanzengesundheit keine Probleme macht, sollte man auf Stoppelweizen nicht verzichten. Denn zu groß ist im Frühjahr das Risiko schlechter Bestellbedingungen für Sommergetreide oder Mais.

Chr. Deisenroth, Peter Breulmann

Stand: 01.07.2007