Was genau macht eine Weizensorte ertragsstabil?
Welz: Ertragsstabilität beim Weizen hat drei wesentliche Komponenten:
- Agronomische Stabilität: Das ist Winterfestigkeit und Standfestigkeit, am besten unabhängig von Vorfrucht, Bodenbearbeitung und Saatzeit und dazu eine gute Trockenheitstoleranz verbunden mit effizienter N-Aufnahme. Um diese Eigenschaften züchterisch gezielt zu bearbeiten, setzen wir an den repräsentativen Versuchsstandorten die Pflanzen gezielt „dosiertem“ Stress aus. Genotypen, die diesen Test erfolgreich durchlaufen, besitzen beste Voraussetzungen für einen Anbau in trockenen Jahren.
- Dann ist eine stabile Qualität besonders wichtig für die Vermarktung: also im Wesentlichen stabile Proteinqualität auch bei geringer N-Verfügbarkeit genauso wie eine hohe Auswuchsfestigkeit.
- Weiter sind angesichts der warmen, feuchten Winter stabile Krankheitsresistenzen für die Ertragsstabilität wesentlich. Stark vereinfacht: Je mehr Gene an der Vererbung einer Resistenz verantwortlich sind, desto stabiler ist sie. Das beste langjährige Beispiel ist hier die Sorte Batis.
Je nach Verwertungsrichtung gibt es ja unterschiedliche Ansprüche an die Qualität...
Welz: Generell kann man sagen: Stabile Weizenqualität = stabile Proteinqualität (auch bei geringer N-Verfügbarkeit) + hohe Fallzahlstabilität/Auswuchsfestigkeit
Wichtig ist zukünftig auch die Vermarktungsflexibilität: Die Sorte EPHOROS z.B. ist die einzige Sorte, die ein relatives RTM-Volumen von 6 bereits bei einem Proteingehalt von nur 3 erreicht. Mit einem sehr hohen Stärkegehalt bei mittlerer bis hoher Enzymaktivität ist EPHOROS hervorragend als Bioethanol-Weizen geeignet. Die gute Proteinqualität erlaubt auch lukrative Erzeugung von Brotweizen.
Jacobi: Also bei Brot- und Futterweizen ist ein bezüglich der Qualitätsgruppe angemessener Proteingehalt für die Vermarktung wichtig. Zukünftig ist zu hoffen, dass nicht der reine Proteingehalt sondern die Sorte und ihr funktioneller Proteingehalt die entscheidende Rolle für die Vermarktung spielen. Bei weiter ansteigenden Sortenerträgen wird dies unerlässlich werden. Letztlich hängt der erzielte Rohproteingehalt weniger von der Sorte als von der N-Verfügbarkeit ab.
Dies ist auch der Grund warum z.B. die Sorte SKAGEN, auch wenn vom Bundessortenamt im Proteingehalt „nur“ mit 6 eingestuft, in der Praxis durchweg ansprechende Proteingehalte erreicht. Die Praxis düngt sortenspezifischer, als das in den amtlichen Versuchen gemacht wird. Ebenso entscheidend für die Qualität ist aber die Fallzahlstabilität. Diese ist nicht nur ein qualitäts- sondern sogar ein ertragssicherndes Merkmal. Gerade bei Qualitätsweizen wird die Fallzahlstabilität von den Mühlen kritisch betrachtet. Daher ist die Reaktion der Mühlen auf den auswuchsfesten E-Weizen SKAGEN auch überaus positiv.
Lassen sich mit „geschickter“ Produktionstechnik denn hohe Erträge u n d hohe Proteingehalte realisieren?
Jacobi: Geschickte Produktionstechnik holt in der Regel aus einer Sorte mehr raus, als sie in Versuchen zeigen kann.
Ein Beispiel: Die Sorte SKAGEN hat auch als E-Weizen ein sehr hohes Ertragsniveau. Entsprechend muss die Düngung an das zu erwartende Ertragsniveau angepasst werden. Wenn ich SKAGEN genauso dünge wie eine weniger ertragreichere Sorte, reicht der Stickstoff für Ertrag u n d hohe Proteingehalte nicht aus. Gebe ich aber als N-Spätdüngung gezielt je nach Ertragserwartung und Standort mit z. B. 80-100 kg/ha in EC 49, kann das Proteinniveau von ca. 13 % auch noch bei weit über 100 dt/ha gehalten werden. Praxisergebnisse haben dies immer wieder bestätigt.
Wir danken für das Gespräch.