Herr Schwartkop, warum bauen Sie nicht nur die „Standard“-Kulturen Raps, Weizen, Gerste an?
Wir hatten Probleme mit Kohlhernie im Raps. Daher suchten wir eine Fruchtart, die die Fruchtfolge auflockert, so dass der Raps weiter stehen kann. Außerdem sollten geringe Produktionskosten anfallen.
Rückblickend kann ich auch sagen, dass der Raps im Schnitt jetzt höhere Erträge bringt als vorher. Überhaupt halte ich den Vorfruchteffekt der Ackerbohne für größer als den von Raps, weil er noch nachhaltiger ist.
Nachhaltige Vorfruchtwirkung – woran machen Sie die fest?
Die wird sichtbar in einer merklich leichteren, trockeneren Bodenbearbeitung. Wir haben hier ziemlich schwierige, weil tonreiche Böden. Das günstigere Bodengefüge führt beim danach folgenden Qualitätsweizen zu stabileren und höheren Erträgen und sehr guten Proteingehalten. Denn die Ackerbohne hinterlässt ca. 50 kg Stickstoff im Boden, die natürlich dem Weizen sukzessive zur Verfügung stehen. Selbstverständlich wird nach dem Anbau von Ackerbohnen und Raps der Weizen pfluglos bestellt.
Wie bringen Sie die Ackerbohnen tief genug in die Erde?
Wir leiden auf unseren Böden unter sehr starkem Ackerfuchsschwanzbesatz und Trespenbesatz. Das bedeutet, dass wir ca. drei Wochen vor der Bodenbearbeitung im Frühjahr die gepflügten Flächen mit Glyphosat behandeln müssen. Anschließend wird der im Herbst gepflügte und über Winter abgesetzte Boden, zumfrühest möglichen Termin im Februar/März ca. 15 cm tief gegrubbert. So bekommen wir den feuchteren Boden von unten nach oben und den trockenen von oben nach unten.
Nach dem Grubbern ist es möglich, die Ackerbohnensamen mit einer konventionellen Drillmaschine, die mit Rollscharen ausgestattet ist, tief genug in den Boden zu bekommen, 8-10 cm. Ackerbohnen benötigen ca. 700 mm Wasser je kg Trockensubstanz, d.h., wir können ca. 40 Pflanzen/m2 ernähren. Das ist schon relativ viel. Ein Vorteil einer etwas höheren Bestandesdichte ist die deutlich bessere Beschattung der Bodenoberfläche zur Unkrautunterdrückung. Außerdem wird weniger Wasser über den Boden verdunstet.
Wie sieht ein kostengünstiger Anbau von Ackerbohnen bei Ihnen aus?
Die Ackerbohne ist bzgl. Pflanzenschutz und Düngung, eine sehr preiswert zu produzierende Kultur. Wir düngen nur 150 kg K2O/ha zur Saat; wie alle Blattfrüchte ist auch die Ackerbohne für Kali sehr dankbar. Sie steht in der Fruchtfolge nach dem 3. oder auch 4. Folge-Weizen und dieser bekommt zum Ährenschieben ca. 60-80kgN/ha. Sollte der Weizen das nicht aufnehmen und umsetzen können, profitiert davon etwas die Ackerbohne. Wir spritzen in den Ackerbohnen als Herbizid, 2 x 0,8 l/ha Basagran im Splittingverfahren – eine gewisse Restverunkrautung ist tolerierbar. Um den Bestand gegen die „Schokoladenfleckigkeit“ zu schützen, spritzen wir in die Blüte 0,3 l Amistar und 0,5 l Folicur. Als Schädling kann der Blattrandkäfer auftreten, dieser war bisher aber nicht bekämpfungswürdig.
Klare Aussage in Euro: Wie hoch ist der ökonomische Mehrwert einer Ackerbohnenfruchtfolge?
- Wir haben im darauffolgenden Weizen Düngereinsparungen von ca. 100,- €.
- Ein geringerer Herbizid- und Fungizidaufwand bei den Bohnen schlägt mit weiteren 150,- € zu Buche.
- Die Kosten der Arbeitserledigung sind etwa 150,– €/ha niedriger, weil weniger Durchfahrten gemacht werden müssen und eine bessere Auslastung von Schlepper und Mähdrescher gegeben ist.
10 Jahre Ackerbohnenanbau –welche Bilanz können Sie ziehen?
Wir haben in all den Jahren Vermehrungsanbau für die Norddeutsche Pflanzenzucht in Hohenlieth gemacht und hatten damit guten Erfolg. Unsere Erträge lagen im Durchschnitt dieser 10 Jahre bei 51dt/ha. In sehr guten Jahren, waren es auch mal über 60 dt/ha. Wir haben sehr lange die Sorte Scirocco vermehrt und haben für 2007 die neue Sorte FUEGO geplant.
Der Anbau von Ackerbohnen rechnet sich für meinen Betrieb in jedem Fall und daher werde ich auch in Zukunft in meiner Fruchtfolge Ackerbohnen haben.
Vielen Dank für die Informationen.
Das Gespräch führte Fachberater Andreas Henze.
Betriebsdaten
Betriebsleiter: Bernd Schwartkop
Lage: Krempdorf/Steinburg; Südwesten von Schleswig-Holstein,
AF: 300 ha Acker,
Kulturen: 10 % Wintergerste, 12 % Ackerbohnen, 15% Raps, 58 % Winterweizen
Boden: tonreiche, „alte Flussmarsch“, ca. 75 Bodenpunkte, Drainage Niederschlag: etwa 750 mm
Axel Kroos, Firma Lippe Agrar, Trophagen bei Lemgo: „Seit 3 Jahren sind die Ackerbohnen fester Bestandteil meiner Fruchtfolge gestaltung. Die Entscheidung für die Ackerbohne wurde durch das Förderprogramm „Mehrgliedrige Fruchtfolgen“, ganz besonders aber durch die arbeitswirtschaftlichen Vorteile der reduzierten Bodenbearbeitung nach Bohnen und durch die enorme Vorfruchtwirkung auf Winterweizen nachhaltig bestätigt. Hinzu kommt, dass die neuen Sorten wie z.B. FUEGO die Ertragshöhe und -stabilität deutlich erhöhen konnten.“