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Biogas aus Getreidesilagen

Wenn die Methanenergie zukünftig voll genutzt wird, ist die Energiebilanz bei Biogas wesentlich überzeugender als die für die Biodiesel- oder Bioethanolerzeugung, der Bedarf an Feuchtbiomasse wird sich vervielfachen. Welche Energiepflanzen hierbei neben Mais eine Rolle spielen können, wird gegenwärtig in einem umfassenden Versuchsprojekt untersucht. Bis mehrjährige Ergebnisse aus diesen Versuchen vorliegen, empfiehlt die SAATEN-UNION klimatisch angepasste und erprobte Anbauverfahren.

Mais und Hirse zwischen Sommerroggenparzellen, Güterfelde 23. Juni 2005. Die Entwicklung der wärmebedürftigen C4-Pflanzen ist weit zu rück ge wor - fen. Das kühlverträgliche Getreide hingegen profitiert sogar von der kühlen Witterung und würde – als Ganzpflanzensilage geerntet – vielerorts wesentlich höhere Biomasseerträge liefern.
Mais und Hirse zwischen Sommerroggenparzellen, Güterfelde 23. Juni 2005. Die Entwicklung der wärmebedürftigen C4-Pflanzen ist weit zu rück ge wor - fen. Das kühlverträgliche Getreide hingegen profitiert sogar von der kühlen Witterung und würde – als Ganzpflanzensilage geerntet – vielerorts wesentlich höhere Biomasseerträge liefern.
Hierzu gehört natürlich in erster Linie der Silomais. Es ist die bestadaptierteste C4-Pflanze, für beinahe alle Standorte stehen geeignete Sorten zur Verfügung, zudem ist die Verfahrenstechnik seit langem ausgereift. Es gibt jedoch durchaus Anbausituationen, in denen andere Fruchtarten ertraglich mehr überzeugen. In Abb. 1 werden am Beispiel typischer Klimasituationen in deutschen Anbauräumen einige Nutzungskonzepte mit Getreide-Ganzpflanzensilagen angesprochen. Um den höheren Wärmebedarf der C4-pflanzen zu berücksichtigen, wurden bei der Vegetationszeit Monate über 10° Durchschnittstemperatur addiert (s.a. Praxisnah 04/2004 ).

Sortenempfehlungen
Sortenempfehlungen
Feuchtwarme Lagen: Grünroggen plus Mais
In feuchtwarmen Regionen, ab etwa 800mm Niederschlag, kann mit der Fruchtfolge Grünroggen + Mais das Standortpotenzial besser ausgenutzt werden als mit Mais allein. Die zweite Ernte bringt hier drei bis sechs Tonnen TM Mehrertrag. Welsches Weidelgras wäre noch produktiver, muss jedoch viel früher gesät und zweimal genutzt werden. Grünroggen ist im Frühjahr die schnellwüchsigste Winterzwischenfrucht, außerdem ist der spezifische Wasserverbrauch geringer als bei anderen Winterzwischenfrüchten.

Vorteilhaft sind spezielle Grünroggensorten wie „PROTECTOR“. Deren Saatgut ist auf Grund der unergiebigen Saatgutproduktion zwar teurer. Dafür sind diese Sorten jedoch massenreicher und fünf Tage früher schnittreif als Körnersorten, der Mais hat also ein wesentlich höheres Ertragspotenzial. Die Gesamtnährstofferträge aus Grünroggen plus Mais müssen deutlich höher sein, neben 100 – 120 €/ha Anbaukosten ist ja noch eine zweite Silageernte zu finanzieren. Am ehesten rechnet sich Grünroggen vor Mais auf Standorten mit langsamer Bodenerwärmung, z.B. Niedermoore oder Höhenlagen. Dort sind Maissaaten ohnehin die Regel, außerdem ist dort mit einer ausreichenden Wasserversorgung zu rechnen. Auf den typischen, trocken-warmen Maisstandorten ist Mais solo sicherer und unproblematischer.

Trockenkühle Lagen: Getreide – GPS

Untersaaten gelingen nicht immer so gut, die Aussaatkosten sind jedoch konkurrenzlos günstig.
Untersaaten gelingen nicht immer so gut, die Aussaatkosten sind jedoch konkurrenzlos günstig.
Auf sehr trockenen oder kalten Standorten gewinnen Getreidesilagen als Hauptfrucht an relativer Vorzüglichkeit. Die Ernte erfolgt wie beim Silomais bis zur Teigreife des Korns, die Methanausbeute je kg TM ist gleich hoch. Das Ernteaufkommen einer Getreideganzpflanzensilage kann jeder Landwirt selbst aus den langjährigen Kornerträgen ableiten. Bei einem Harvestindex von 0,40 bei Roggen oder Triticale ist der Kornertrag (84 % TS) mit dem Faktor 1,7 zu multiplizieren, um eine Vorstellung vom GPS-Ernteaufkommen zum Zeitpunkt der Teigreife zu bekommen. Bei 80 dt Getreideertrag wären das fast 14 t Trockenmasse, die bringt Silomais auf vielen Standorten nicht so sicher. Außerdem sind die Erzeugungskosten einer Ganzpflanzensilage etwa 100€/ ha geringer als die von Silomais, weitere Kostensenkungen durch den weitgehenden Verzicht auf PS-Maßnahmen sind denkbar. Beim Vergleich mit Silomais ist zudem die frühe Ernte im Juli und die bessere Arbeitsverteilung zu bewerten. Gerade Rapsanbauer werden das schätzen, oder auch Betriebe mit sehr knapper Arbeitskapazität oder schluffigen Böden, die im Spätherbst nicht mehr schonend befahren werden können.

Untersaaten neu entdeckt

Abb. 1: Getreide-Ganzpflanzensilagen als Gärsubstrat
Abb. 1: Getreide-Ganzpflanzensilagen als Gärsubstrat
Getreide-GPS räumt schon sehr früh bis zur Teigreife das Feld, so dass noch ausreichend Vegetationszeit für hochproduktive Zeitfrüchte wie Sonnenblumen, Grünmais oder auch Untersaaten bleibt. Deren Ertragsfähigkeit hängt stark vom dann noch vorhandenen Wasserangebot ab, andererseits sind die Monate Juni bis August die niederschlagreichsten.

Untersaaten gelingen nicht jedes Jahr, andererseits sind die Kosten sehr gering: Welsches Weidelgras + Rotklee als sehr konkurrenzstarkes Gemenge können flexibel bis Anfang April z.B. mit der N-Startgabe ausgebracht werden. Nach Ernte der Getreide-GPS hat die Feinsämerei ihre langsame Jugendentwicklung bereits hinter sich und kann dann als Zweitfrucht bis zu 40 dt TM in einem Schnitt liefern!

Sven Böse, Telefon: 0511 72666-251

Stand: 01.07.2005