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Den Weizen nicht tot sparen

Die SAATEN-UNION GmbH & Co. führt bereits seit mehreren Jahren produktionstechnische Versuche auf einer Vielzahl von Standorten in Deutschland durch, um zusätzliche Informationen zu den Sorten für den praktischen Anbau zu gewinnen. Im Jahr 2003 und 2004 wurde dieser Versuch in Absprache mit der Firma Bayer CropScience Deutschland an zwei Standorten (Tab. 1) um drei weitere Varianten zur Ährenbehandlung ergänzt (Tab. 2).

Assimilatproduktion unterstützen

Abb. 1: Reaktion verschiedener Sortentypen auf Behandlung
Abb. 1: Reaktion verschiedener Sortentypen auf Behandlung
Insgesamt wurden in beiden Jahren mehr als 20 in ihren agronomischen Eigenschaften sehr unterschiedliche Sorten geprüft, die bezüglich ihrer Halmlänge in eine lange und eine kurze Gruppe aufgeteilt wurden. In Abb. 1 sind die Ergebnisse aller Orte als Mittel der beiden Sortengruppen mit kurzer und längerer Halmlänge dargestellt. Es zeigt sich sehr deutlich, dass beide in der Pflanzenlänge sehr unterschiedlichen Gruppen identisch auf die Behandlungen reagierten. Mit der zusätzlichen Blütenbehandlung konnte selbst in dem sehr trockenen Jahr 2003 in der Stufe 5 und 6 im Mittel der Sorten ein deutlicher Mehrertrag erreicht werden. Deutlich ist zu erkennen, dass sowohl in Stufe 4 wie auch in Stufe 7 (intensiv ohne Blütenbehandlung) der Ertrag wieder abfällt. Offensichtlich muss der Erfolg der Blütenbehandlung direkt in Zusammenhang mit einer im späten Blattbereich (EC 49) vorab applizierten Strobilurin-Behandlung gesehen werden. Bedingt durch den so genannten „Greeningeffekt“ wird die Assimilatproduktion in den grünen Pflanzenteilen deutlich erhöht. Eine Blütenbehandlung verbessert offensichtlich die Effektivität und bzw. oder die Länge der Einlagerungszeit der Assimilate in die Ähre.

Blütenbehandlung reduziert DON-Werte

Abb. 2: Deoxynivalenolgehalt (Mikrogramm/kg)
Abb. 2: Deoxynivalenolgehalt (Mikrogramm/kg)
„Nun interessierte uns natürlich noch insbesondere die Frage, wie sich die Fungizidbehandlung auf den Mykotoxingehalt ausgewirkt hatte. Hierzu wurden gezielt 6 Sorten im Rahmen einer Diplomarbeit an der FH Neubrandenburg in Zusammenarbeit mit dem BFEL Detmold ausgewählt und untersucht. Es handelt sich bei den Ergebnissen in Abb. 2 ausschließlich um sehr genaue HPLC-Untersuchungen an dem Leittoxin Deoxynivalenol (DON). Die Ergebnisse zeigen den Gehalt der 6 Sorten als Mittelwert der jeweiligen Stufe. Die Stufe 2 wurde nicht untersucht.

Trotz der trockenen Witterung des Jahres 2003 waren die vorgefunden DON-Mengen zum Teil unerwartet hoch. In der unbehandelten Variante hatte die günstigste Sorte einen DONWert von 225 Mikrogramm pro Kilogramm und die ungünstigste Sorte einen Gehalt von 979 Mikrogramm pro Kilogramm.

Tab. 2: Behandlungen im erweiterten produktionstechnischen Versuch der SAATEN-UNION 2003 und 2004
Tab. 2: Behandlungen im erweiterten produktionstechnischen Versuch der SAATEN-UNION 2003 und 2004
Interessant ist der weitere Anstieg der DON-Gehalte mit zunehmender Behandlungsintensität. Erst in der Stufe 5 und 6 ist ein sehr deutlicher Rückgang der DON- Werte festzustellen. Die Ergebnisse zeigen, dass durch eine gezielte Blütenbehandlung der Gehalt des Mykotoxins DON um zum Teil über 70 % reduziert werden konnte! In der Stufe 5 konnte der DON Gehalt sogar unter den Wert der unbehandelten Stufe gedrückt werden. Wichtig ist hierbei sicherlich noch die Aussage, dass ganz bewusst versucht wurde, die späte Blattbehandlung mit Strobilurin-Fungiziden nicht nach Stadium EC 49 durchzuführen.“ Alle untersuchten Sorten reagierten dabei auf die Behandlung gleich, Unterschiede ergaben sich lediglich in der Höhe des sortenbedingten Ausgangsniveaus.

Obwohl es sich bei dem geprüften Sortiment bezüglich des Ährenschiebedatums um sehr unterschiedliche Sorten handelte und der Termin der Behandlung über alle Sorten zum selben Zeitpunkt, also nicht sortenspezifisch, gesetzt wurde, war offensichtlich die exakte Terminierung der Behandlung weniger entscheidend, was oft in der praktischen Beratung deutlich anders dargestellt wird.

Aus dem Jahr 2004 liegen zur Zeit noch keine abschließenden Mykotoxinuntersuchungen vor. Vorergebnisse bestätigen aber eine ähnliche Tendenz wie die Ergebnisse des Jahres 2003.

Gezielter Fungizideinsatz bleibt unverzichtbar
Zusammenfassend kann nach unseren bisherigen Erfahrungen gesagt werden, dass durch eine zusätzlich Blütenbehandlung in Stadium EC 65/66 sowohl einen deutlicher ertraglicher Zuwachs wie auch eine deutliche Reduzierung von Mykotoxinen erreicht werden kann.

Tab. 1: Versuchsstandorte
Tab. 1: Versuchsstandorte

Natürlich ist die Züchtung bestrebt, zukünftig Sorten bereitzustellen, die eine sehr hohe Ertragsleistung mit einer sortenspezifisch guten Ährengesundheit kombinieren. Trotzdem bleibt es eine wichtige Aufgabe des Landwirtes, auch pflanzenbaulich mittels eines gezielten Fungizideinsatzes das Risiko erhöhter Mykotoxinwerte, die auf Grund der Sortenwahl, auf Grund schwieriger Vorfruchtbedingung oder aus Gründen eines spezifischen Jahreseffektes (sog. „Fusarium-Jahr“) entstehen können, zu vermeiden. Der hierdurch entstehende, erhöhte Kostenaufwand der Blütenbehandlung rechnet sich entweder durch die zu erreichenden Mehrerträge direkt oder müsste in den frühen Blattspritzungen eingespart werden. Neuere Sorten müssen im Blattbereich so gesund sein, dass hier ein Einsparungspotenzial an Fungiziden auch bei höherem Infektionsdruck gegeben sein sollte. Ein ausführlicherer Ergebnisbericht ist auf der Internetseite der SAATEN-UNION einzusehen: www.saaten-union.de.

Dr. A. Jacobi*, Pflanzenzucht W. von Borries-Eckendorf GmbH & Co., Leopoldshöhe
Telefon 05208/9125-32 (*verantwortlicher Autor für den Inhalt dieses Beitrages)
Dr. Sandra Masloff, Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel – BFEL,Detmold
Eva Friedrich, Fachhochschule Neubrandenburg, Neubrandenburg H. Häger, Bayer CropScience Deutschland GmbH F.-X. Zellner, SAATEN-UNION Station Moosburg, Moosburg

Stand: 01.04.2005