Die neueste Auswertung der Rinderspezialberatung Schleswig-Holstein zeigt, dass der Unterschied zwischen den 25% besser und den 25% schlechter wirtschaftenden Betrieben bei mehr als 3 ct/kg erzeugter Milch liegt. Dies ist ausschließlich auf die Grundfutterkosten zurückzuführen, da das Grundfutter deutliche Ertrags- und besonders Qualitätsunterschiede aufweist. Die Variation der Ertragsleistung war zwischen den Betriebsgruppen erheblich. Nachsaaten, als notwendiges Instrument der Bestandespflege, können die Energieleistung eines Bestandes erheblich steigern, wenn man Grundregeln beachtet.
Warum Nachsaaten?
Narbenschäden entstehen fast in jedem Jahr: Nässe oder Trockenheit dünnen die Grasnarbe aus, fehlerhafte Bewirtschaftungsmaßnahmen führen zu einem Rückgang wertvoller Futtergräser.
Damit diese entstehenden Lücken nicht durch Unkräuter und Ungräser besetzt werden, muss rechtzeitig ein konkurrenzstarker Pflanzenbestand aufgebaut werden. Eine konsequente Nachsaat kann die Ausbreitung von Quecke in einer Grünlandnarbe effektiv unterbinden (Abb. 1). Nachsaaten sind damit eine wichtige Maßnahme zur (Futter-) Qualitätssicherung und im Vergleich zu einer Neuansaat relativ kostengünstig. Auch ist die Gefahr einer Futterversorgungslücke deutlich geringer.
Welche Mischungen?
Eine zur Nachsaat verwendete Saatgutmischung muss einen raschen Aufgang, eine hohe Konkurrenzkraft sowie eine gute Futterqualität aufweisen.
Gräser sind zwar i.d.R. Lichtkeimer, allerdings verläuft der Aufgang bei leichter Bodenbe-
deckung durch besseren Wasseranschluss zügiger. Tab. 1 zeigt, wie unterschiedlich der Feldaufgang verschiedener Arten unter Stressbedingungen (zu tiefe Saat) ist. Das Deutsche Weidelgras erweist sich als sehr stressstabil. Mit Blick auf die Futterqualität sollten daher bei Nachsaaten Mischungen mit Deutschem Weidelgras verwendet werden.
Die Aussaatmenge liegt zwischen 20-25 kg/ha. Die Tausendkorngewichte können in Abhängigkeit von der Ploidiestufe sehr stark variieren, daher muss die Aussaatmenge bei vorwiegend tetraploiden Mischungen erhöht werden.
Wann nachsäen?
Der günstigste Zeitpunkt für eine Nachsaat ist immer ein Kompromiss zwischen einer möglichst geringen Konkurrenz des Altbestandes und einer ausreichenden Wasserversorgung: Im Frühjahr ist die Wasserversorgung meist ausreichend, aber der Konkurrenzdruck durch die Altnarbe ist hoch. Daher sollten Nachsaaten im Frühjahr rechtzeitig durchgeführt werden und die erste Nutzung muss früh erfolgen, um den Konkurrenzdruck auf die Nachsaat zu vermindern. Im Spätsommer stellt der bestehende Pflanzenbestand kaum eine Konkurrenz dar, jedoch kann es regional zu Wasserstress und damit schlechtem Aufgang kommen.
Wie nachsäen?
Häufig lässt sich die Nachsaat als Standardpflegemaßnahme mit anderen Maßnahmen kombinieren. Besonders Grünlandstriegel, die gleichzeitig das Grünland abschleppen, sind hierfür geeignet.
Optimale Bestandesführung
Vor der Nachsaat muss bei starkem Unkrautdruck zunächst eine selektive Unkrautbekämpfung durchgeführt werden. Bei einer starken Verfilzung, insbesondere durch die Gemeine Rispe, kann der Striegel effektiv eingesetzt werden.
Nach der Nachsaat sollte die Düngung nur moderat erfolgen und vor allem ist auf eine häufige und rechtzeitige Nutzung zu achten.