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Frühreife: „Escape“-Effekt für Sonnenregionen

Für Regionen mit hohen Temperaturen bei häufiger Trockenheit im Sommer haben frühreife Weizensorten einen enormen Vorteil: Sie sind reif, bevor sich Hitze und Trockenheit negativ auf den Ertrag auswirken („Escape*“-Effekt). In Frankreich wird züchterisch schon länger auf Frühreife selektiert, weshalb das Interesse an französischen Weizensorten hierzulande wächst. Sind französische Sorten überhaupt für den Anbau in Deutschland geeignet? Fachberater Martin Munz berichtet über süddeutsche Ergebnisse mit frühen Weizensorten.

Bildquelle: SAATEN-UNION
Bildquelle: SAATEN-UNION
Bereits seit 1993 testet das Institut für umweltgerechte Landbewirtschaftung in Müllheim frühreife Weizensorten auf ihre Anbaueignung in der südlichen Rheinebene. Diese frühreifen überwiegend aus Frankreich stammenden Züchtungen konnten in den Versuchen im Ertrag mit den deutschen Sorten nicht nur mithalten sondern übertrafen sie teilweise deutlich! Sorten, wie z. B. der Grannenweizen ISENGRAIN haben so mit Vermehrungsflächen über 100 ha eine regionale Bedeutung erlangt. Im vergangenen Jahr wurde das frühreife Weizensortiment an 10 Standorten in Südwestdeutschland offiziell geprüft.

Sorte HYSUN 5 Tage früher
Das Sortiment 2006 umfasste als Vergleichssorten auch die Winterweizensorten Cubus und Enorm, die vom Bundessortenamt mit der Reifenote 4 vergleichsweise früh eingestuft wurden.
Wie Abb. 1 zeigt, begannen alle Prüfsorten inklusive der Wechselweizen Epos und Granny noch früher mit dem Ährenschieben; bei der Hybride HYSUN waren es sogar 5 Tage.

Abb. 1: Große Sortenunterschiede in der Reife
Abb. 1: Große Sortenunterschiede in der Reife
Frühreife Weizensorten wiesen im vergangenen Jahr, nachdem die Schlechtwetterperiode im August die Erntearbeiten verzögerte, deutlich bessere Fallzahlen auf. Denn auch hier machte sich der „Escape“-Effekt bezahlt.

Frühreife Weizenhybriden bieten dem Landwirt noch weitere Vorteile:

  1. Das frühe Ährenschieben ermöglicht eine lange Kornfüllungsphase, welche die Kornbildung gerade auf sommertrockenen Standorten sichert.
  2. Hybriden setzen aufgrund ihrer besseren Wurzelleistung das verfügbare Bodenwasser effizienter in Erträge um.
  3. Die Auslastung der Mähdrescher wird verbessert, wenn mit der Ernte früher begonnen werden kann. Es bleibt mehr Zeit für die Strohrotte und die Fruchtfolgegestaltung kann flexibler gehandhabt werden.
  4. Der Anbau von Winterraps nach Weizen gelingt mit frühreifen Weizen deutlich besser.

Abb. 2: Relativerträge HYSUN bei unterschiedlichen Vorfrüchten 2006
Abb. 2: Relativerträge HYSUN bei unterschiedlichen Vorfrüchten 2006
10 % mehr als beste Liniensorte!
Mit Ausnahme des Standorts Auggen standen auf den Versuchsfeldern auch die „klassischen“ Landessortenversuche (LSV) mit Winterweizen. Obwohl im frühreifen Weizensortiment überwiegend Sorten der höheren Qualitätsstufen geprüft wurden, lag der Ertragsdurchschnitt des frühen Sortimentes sogar noch 2dt/ha über dem Schnitt der „klassischen“ LSV. Dies ist auf die überragende Ertragsleistung der Hybride HYSUN zurückzuführen, welche an 5 der 10 Standorte die Marke von 100dt/ha überschritt.
Die Erträge des Gesamtsortimentes reichten von 63,1 dt/ha auf dem Trockenstandort in Herxheim (Rheinland-Pfalz) bis zu 98,7dt/ha auf dem Lößstandort in Butzbach (Friedberg/Hessen). HYSUN konnte in den Jahren 2005 und 2006 gut 10% höhere Erträge gegenüber der besten Liniensorte erzielen.

Bildquelle: Martin Munz
Bildquelle: Martin Munz
Welche Sorte ist als Stoppelweizen geeignet?
Einige wenige Züchterhäuser überprüfen in eigenen Versuchen, die zur Absicherung der Sortenaussagen dienen, unter anderem die Eignung der Sorten als Stoppelweizen. So konnten in umfangreichen Versuchen der SAATEN-UNION beim Anbau von Weizen nach Weizen die Weizenhybriden besonders überzeugen. Diese Ergebnisse wurden von der Praxis bestätigt. 2006 wurden auf der firmeneigenen Versuchsstation in Moosburg/Bayern 19 Weizensorten nach der Vorfrucht Zuckerrübe mit der Vorfrucht Weizen verglichen. In Baden-Württemberg waren es auf dem Standort Seehof bei Haigerloch 12 Sorten, die einmal nach Klee und einmal nach Weizen direkt nebeneinander standen. Wie Abb. 2 zeigt, steigt bei HYSUN die relative Vorzüglichkeit unter den besonderen Stressbedingungen nach Weizen.

Offensichtlich gibt es hier Regionaleffekte: In Frankreich, wo diese Sorte im französischen Zuchtprogramm der SAATEN-UNION entwickelt wurde, wird HYSUN eher für Blattvorfrüchte empfohlen.

Abb. 3: Erträge und Qualitäten Sortenprüfung Winterweizen früh
Abb. 3: Erträge und Qualitäten Sortenprüfung Winterweizen früh
N-Düngung am Ertragspotenzial ausrichten
Die N-Düngung variierte in Abhängigkeit von Nmin-Gehalt und Ertragsniveau zwischen 147 kg N/ha in Ladenburg (Baden-Württemberg) und 220 kg N/ha in Wiersdorf (Rheinland-Pfalz). Obwohl HYSUN gegenüber der nächstbesten Sorte Cubus knapp 11 dt/ha mehr auf die Waage brachte, erreichte die Sorte 13 % Protein (Abb. 3). Wie bei allen Hybriden muss die N-Düngung auf den zu erwartenden Ertrag abgestimmt werden. So kann dem ertragsbedingten Verdünnungseffekt entgegengewirkt und ein ausreichendes Proteinniveau gebildet werden. Die Frühreife der geprüften Hybride garantiert auch in Frühdruschregionen sichere hl-Gewichte.

Fazit
Die Ergebnisse auf gut wasserversorgten Standorten zeigen, dass mit HYSUN ein neues Leistungsniveau erreicht wurde. Mit Standorten, auf denen das Wasserangebot begrenzt ist und die Bestände oft durch Hitzestress rasch abreifen, kommt dieser Hybridweizen gegenüber anderen Sorten besonders gut zurecht.

Martin Munz

*to escape eng.: ausweichen, flüchten

Stand: 01.04.2007